Wer dieser Leonhard Schneider war, der im Juli des Jahres 1784 auf einem Feld bei Gerchsheim ums Leben kam und vor allem warum, lässt sich heute nicht mehr recherchieren. Fest steht nur, dass ein Leonhard Schneider in Gerchsheim gelebt haben muss. Das beweisen Aufzeichnungen in alten Kirchenbüchern. An seinen Tod erinnert ein Bildstock, den nun wieder an der Stelle aufgestellt wurde, wo er ursprünglich stand.
Dieser war seit über 60 Jahren verschwunden. Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins hatten nachgeforscht und vor über zehn Jahren eine Spur aufgenommen. Bis die Verhandlungen mit dem Eigentümer erfolgreich waren, verging eine ganze Zeit, ebenso wie mit der Restaurierung durch die Firma Fleck. Nun war der große Moment gekommen, die Wiederaufstellung zu feiern.
Örtliche Vereine engagierten sich
Gerhard Müller hatte herausgefunden, dass der Bildstock bei einem Verkehrsunfall angefahren und zerstört wurde. Danach verlor sich die Spur und nur durch Zufall fand er bei einer Wanderung durch die nähere Umgebung in einem Garten das gute Stück. Schnell war klar, dieser uralte Bildstock musste wieder für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden.
An einem Feldweg auf einem Acker entlang der L578 war der ursprüngliche Platz gewesen und hier sollte er auch wieder hin. Also nahm die Gemeinde Verhandlungen mit der Eigentümerin des Grundstücks auf. Reinhilde Weber war sofort bereit, etwa 20 Quadratmeter abzugeben, nachdem ihr Bürgermeister Johannes Leibold von dem Vorhaben berichtet hatte. Überhaupt war die Bereitschaft in Gerchsheim groß, das Kleindenkmal zu erhalten und für die Nachwelt sichtbar zu machen. Die örtlichen Vereine, allen voran der Heimat- und Kulturverein und der Obst- und Gartenbauverein, engagierten sich.
Bereits mehrere Restaurierungen beauftragt
"Dieser Bildstock ist ein Kulturgut, das zu unserem Dorf gehört", sagte Bürgermeister Leibold bei der feierlichen Wiederaufrichtung zum Bildstock. Dieser ist aus rotem Buntsandstein gefertigt und trägt eindeutig klassizistische Züge, deutete Heinrich Müller die Machart. Der Ende des 18. Jahrhunderts geschaffene Bildstock, der an den Tod von Leonhard Schneider erinnert, machte da keine Ausnahme. Allerdings scheint der Steinmetz damals nicht gut gearbeitet zu haben, denn bereits Ende des 19. Jahrhunderts ließen Johann und Margaretha Fischer den Stein wieder herrichten. Die nächste Renovierung gab deren Tochter Barbara Flury mit ihrem Mann Georg in Auftrag. Danach war erst einmal Ruhe und erst jetzt wurde der Bildstock erneut saniert und wieder an alter Stelle errichtet.
Maulbeerbaum soll bald Schatten spenden
Die früher hinter einem Gitter in der Säule stehende Figur ist verloren gegangen – wie sie ausgesehen hat, weiß keiner mehr. Aber dafür ist die Säule noch sehr gut erhalten und auch das Kapitell mit der Kugel auf dem Kopf zeugt von hoher handwerklicher Kunst. "Der Bildstock gehört dahin, wo er gestanden hat", berichtete Reinhilde Weber, warum sie ihr Grundstück gerne gegeben hat. Zudem spendete sie auch die Bepflanzung rund um den Bildstock, darunter einen Maulbeerbaum, der als besonders klimaresistent gilt.
Er soll in einigen Jahren Schatten spenden und weithin zeigen, dass dort ein wichtiges Kleindenkmal steht. Rund um den Bildstock hatte der gemeindliche Bauhof die Erde und das Fundament hergerichtet, sodass man von einer langen Lebensdauer ausgehen kann. Der Standort wurde weit genug von der Landstraße entfernt gewählt, sodass auch die Streufahrzeuge im Winter mit ihren Enteisungsmitteln kein Problem darstellen.