Schon immer, so erzählt Lisa Heinrichs, sei sie sportlich aktiv gewesen. Die 28-Jährige strahlt aktuell über beide Ohren, wurde sie doch vor kurzem Deutsche Meisterin auf der olympischen Kurzdistanz im Triathlon in ihrer Altersklasse. Nach 1,5 Kilometer schwimmen in der Weser, 40 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen im Gelände des ehemaligen Überseehafens in Bremen. Der wurde mittlerweile zugeschüttet und bietet ideale Voraussetzungen, meint Lisa Heinrichs. Sie mag eher die flacheren Strecken, gibt die Athletin freimütig zu. Berge sind nicht so ihres, obwohl sie zum Laufen und Radfahren in ihrer tauberfränkischen Heimat viele Berge erklimmen muss. So 15 bis 18 Stunden in der Woche trainiere sie bestimmt, schätzt Lisa Heinrichs.
Mindestens viermal in der Woche geht es zum Schwimmen ins Würzburger Wolfgang Adami Bad des SV05. Das Vereinsbad bietet mit seinen langen Öffnungszeiten ideale Voraussetzungen für Ausdauersportler, sodass man auch berufsbegleitend Sport treiben kann. Daneben geht es fast täglich aufs Rad und auf die Laufstrecke. Häufig dabei ist ihr Freund, den sie beim Triathlon kennengelernt hat.
Dabei startete Lisa Heinrichs erst sehr spät mit einer Karriere im Triathlon. Erst mit 20 Jahren begann sie intensiv zu trainieren. "Deshalb ist Schwimmen auch meine schwächste Disziplin", bedauert die junge Sportlerin. Da sei viel Technik gefragt, welche man sich erst in vielen Jahren aneignen muss. Doch von Jahr zu Jahr gehe es besser. Ihre schnelle Auffassungsgabe und ihr unbedingter Wille helfen dabei. In Kürze will sie sich auch auf die Mitteldistanz wagen. Das bedeutet dann 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen. Dafür trainiert sie schon fleißig.
"Eine Sportart wäre mir zu wenig", antwortet Heinrichs auf die Frage nach der Motivation zum Triathlon zu wechseln. In ihrer Jugend war sie eine erfolgreiche Volleyballerin und mit ihrer Gerchsheimer Mannschaft sogar bei Deutschen Meisterschaften am Start. "Das war schon etwas Besonderes neben Stuttgart, Münster oder Schwerin, den Volleyball-Hochburgen, anzutreten und neben Stuttgart als kleines Dorf Baden-Württemberg zu vertreten.
Zwischen Arbeit, Studium und Training
Durch die beruflichen oder privaten Weggänge der meisten Spielerinnen zerfiel die Mannschaft in Gerchsheim und Lisa Heinrichs musste sich etwas Neues suchen. Über ihren Lehrer am Matthias-Grünewald-Gymnasium in Tauberbischofsheim kam sie zum Laufen und ein Freund nahm sie damals mit zu Wettkämpfen der Triathleten. Sie fing Feuer für die Sportart und ist bis heute dabei geblieben. "Ich will noch einige Jahre weitermachen und vielleicht auch mal einen klassischen Triathlon bestehen". Das wären dann 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. "Mal sehen, wo es hingeht", lässt sich Lisa Heinrichs alle Optionen offen.
"Man braucht ein gutes Zeitmanagement", sagt die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Der Sport ist im Schichtdienst nicht einfach zu organisieren, berichtet Heinrichs. Aber mit gutem Willen und viel Entgegenkommen klappt das schon. Neben dem Zeitmanagement muss man auch "eine Chefin haben, die einem bei den Diensten entgegenkommt". Die hat sie bei der Höchberger Sozialstation gefunden, wo sie sich sehr gut aufgehoben fühlt. Das Klima mit den Kollegen und Kolleginnen sei ausgesprochen gut. "Die haben mir sogar vor dem Wettkampf in Bremen mehrere Nachrichten geschickt und viel Glück gewünscht". In Höchberg arbeitet sie hauptsächlich in den Semesterferien oder wenn es ihr Studium des Gesundheitsmangaments zulässt.
Gerne hätte die heimatverbundene Frau in Würzburg studiert, aber ihren Studiengang gab es nur in Heidelberg. Und so pendelt sie in normalen Zeiten zwischen Gerchsheim und Heidelberg. Aktuell ist sie im Masterstudium und da bleibt ihr noch ein wenig mehr Zeit zum Trainieren und zur Teilnahme an Wettkämpfen. In der Bundesliga startet sie für Bad Orb, weil es in Würzburg keine Mannschaft für Frauen in der 1. Bundesliga gibt. Zusätzlich ist sie Teamleiterin der 2. Bundesliga-Mannschaft der Frauen beim SV05, ihrem Heimatverein. Da gibt es viel zu organisieren, berichtet Heinrichs. Doch sie macht es gerne, ebenso wie sie für ihren Sport brennt. "Vor kurzem bin ich von Gerchsheim nach Höchberg zu Fuß zur Arbeit gelaufen, das war ein gutes Training". So lässt sich Sport und Arbeit verbinden, denn leben kann Lisa Heinrichs von ihrem Sport nicht. Doch das ist ihr nicht so wichtig. Viel wichtiger ist für sie, sich körperlich zu beweisen und im Wettkampf zu bestehen und an seine Grenzen zu gehen. Nur so entstehen Erfolge, wie die Deutsche Meisterschaft.