Für vier junge Frauen des Matthias-Grünewald-Gymnasiums Tauberbischofsheim und des Laudaer Martin-Schleyer-Gymnasiums wird es in wenigen Tagen ernst. Greta App, Franca Steffan, Lea Vollrath und Judith Weller absolvieren ihr praktisches Abitur im Fach Musik. Ein Vorspielabend in der Mensa des MGG diente als letzter Test vor dem entscheidenden Auftritt. Das Publikum bekam anspruchsvolle Musik auf hohem Niveau geboten – ein Kunstgenuss, der sonst nur dem kleinen Prüfungsgremium vorbehalten ist.
Fünf junge Künstlerinnen mit unterschiedlichen Instrumenten stellten sich dem Publikum vor. Sie alle unter einen Hut zu bringen, war kein einfaches Unterfangen. Die Schülerinnen des von Felix Krüger geführten Neigungskurses haben gar nicht den Versuch unternommen. Für die Zuhörer ergab sich dadurch die Gelegenheit, einen Einblick in nahezu alle Epochen der Musikgeschichte zu erlangen.
Mit Johann Sebastian Bachs Präludium und Sarabande aus der "Suite Nr. 1" eröffnete Greta App den Abend. Die Komposition aus dem Zeitalter des Barocks bildete den Auftakt der musikalischen Zeitreise. Virtuos spielte die Nachwuchskünstlerin auf dem Violoncello. Auf Ludwig van Beethovens "Sonatine C-Moll" ließ App Camille Saint-Saëns "Allegro Appassionato" folgen. Die Komposition entwickelte Feuer, Tiefe, Drang, mit großer Kraft und ohne Gewalt. Das Publikum war hingerissen.
Fingerfertigkeit an der Violine
Carl Stamitz war ein wichtiger Vertreter der "Mannheimer Schule", die im 18. Jahrhundert einer der bedeutendsten Entwicklungsstandorte der Klarinette war. Den ersten Satz aus seinem Klarinettenkonzert Nr. 3 hatte Lea Vollrath ausgesucht. Es folgte das Andante aus Felix Mendelsohn-Bartholdys Klarinettensonate. Dessen Charakter war geprägt von gesanglichen Phrasen und Variationen im Tempo. Mit dem "Wild Cat Blues" von Thomas Waller und Williams Clarence schloss Vollrath ihre Darbietung ab. Die temperamentvolle, mitreißend-fröhliche Komposition zeigte die Vielseitigkeit der Künstlerin.
Gleiches galt für Judith Weller mit ihrer Violine. Grazyna Bacewicz‘ "Concertino Romance" vereinigte schnelles Tempo und eine stimmungsvolle Kantilene in langen Phrasen. Oskar Riedings "Concertino op. 21 in ungarischer Weise" verlangte Fingerfertigkeit durch relativ häufige Lagenwechsel. Saitenwechsel und Akkorde über alle vier Saiten – auch im Pizzicato – beherrschte Weller sicher im Tempo. Von tiefem Ernst und leidenschaftlicher Kantabilität waren die Sätze "Preludio" und "Giga" aus Antonio Vivaldis "Sonate op. 2, Nr. 8" geprägt.
Ausnahmetalent aus der elften Klasse
Eine weitere vielversprechende Cellistin ist Franca Steffan. Mit Gabriel Faurés "Elégie" präsentierte sie eine wundervolle Komposition in melancholischer Mollfärbung. Nach einer traurigen und düsteren Öffnung gipfelte das Werk in einem intensiven, stürmischen Mittelteil, bevor das elegische Eröffnungsthema wieder aufgegriffen wurde. Neben dem ersten und zweiten Satz aus Antonio Vivaldis "Sonate Nr. 5, e-Moll" spielte Steffan ihre Version von Johann Sebastian Bachs Präludium aus der "Suite Nr. 1". Das höchste Virtuosität verlangende Werk bildete den Rahmen des Konzerts.
Quasi außer Konkurrenz wirkte Annika Größlein mit. Die ein Jahr jüngere Schülerin des MGG besucht die elfte Klasse und gilt als Ausnahmetalent am Klavier. Ihr Können stellte sie mit zwei Auftritten unter Beweis. Der erste Satz aus Ludwig van Beethovens "Sonate Nr. 1" war geprägt von einer konflikthaft emotionalen Gespanntheit. Als spritziges Bravourstück entpuppte sich Felix Mendelsohn-Bartholdys "Rondo capriccioso".
Kein Zweifel: Die Darbietungen erreichten ein bemerkenswert hohes Niveau. In Spieltechnik, Instrumentenbeherrschung und Ausdruck sind die Musiker sehr weit fortgeschritten. Das ist auch ein Verdienst ihrer Instrumentallehrer: Josef Backi (Klarinette), Birgit Förstner (Violoncello), Victoria Pohl (Klavier), Edgar Tempel (Violoncello) und Oliver Szykulski (Violine). Am Klavier begleiteten Peter Leicht, Lotte Springorum und Michael Weller die Künstler.