
1914 – vor 110 Jahren – gründeten christlich orientierte Frauen einen „Mütterverein“ in Grünsfeld. Das Jubiläum gibt Gelegenheit, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.
Die Gründungsurkunde datiert auf den 3. März 1914. Pfarrer Eduard Münch notierte dazu in der Pfarrchronik: „Anfangs des Jahres 1914 wird ein christlicher Mütterverein gegründet, wohl der zeitgemäßeste Verein; es haben sich gleich etwa 120 Mütter gemeldet.“ Grundgedanke des Vereins war es, im Sinne der Gottesmutter Gebete zu verrichten und die Mitglieder und Familien unter deren besonderen mütterlichen Schutz zu stellen. Nach mündlichen Überlieferungen war Antonia Bamberger die erste Vorsitzende. Ihr folgten in nicht mehr zu rekonstruierenden Abständen Anna Feuerstein und Anna Düll.
Vereinzelte Aufzeichnungen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs weisen darauf hin, dass die Frauen an verschiedenen Aktionen wie Sammlungen teilnahmen. Von Pfarrer Eduard Münch findet sich 1923 die Notiz, er habe die Initiative zur Gründung einer „Bruderschaft der Christlichen Mütter“ gegeben, um „christliches Leben in die Familien hineinzutragen und der Entheiligung der Familie entgegenzuwirken“.
Aus weiteren mündlichen Überlieferungen weiß man, dass Frauen, die geheiratet haben, aus der Jungfrauenkongregation in die Frauengemeinschaft übergetreten sind. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Veranstaltungen der Frauengemeinschaft und das gemeinsame Gebet auch dazu, sich gegenseitig Trost und Hilfe zu spenden.
Nach 1945 ist die Überlieferung besser. 1952 erhielten die Frauen Satzungen und Gebetsheftchen, in denen die Mitgliedschaft in der Katholischen Frauengemeinschaft bestätigt wurde. 1952 wurde Gretel Hehn Vorsitzende. 23 Jahre übte sie dieses Amt aus. Ihre Nachfolgerin wurde 1976 Emma Ohlhaut. 1985 übernahm Balbina Hellinger den Vorsitz. Nach ihrem überraschenden Tod leitete Emma Ohlhaut noch einmal von 1994 bis 1996 die Frauengemeinschaft. Weil Eva-Maria Michel aus beruflichen Gründen als Vorsitzende nach nur wenigen Wochen zurücktrat, fand sich in Uschi Spang eine Nachfolgerin, die dieses Amt bis 2023 bekleidete.
Aktuell ist die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt. Zum Vorstandsteam gehören Marlen Lesch, Elke Krappel, Kornelia Schenk, Elvira Dürr, Gabriele Fuchs, Sabine Hehn, Maria Kraft, Margit Sobotta, Uschi Spang, Sigrid Brennfleck, Jutta Christ und Petra Kordmann.
Die Geschichte der Frauengemeinschaft kann auch als Beitrag zur Emanzipation verstanden werden. Mit der Gründung des Müttervereins unternahmen die Frauen in und um Grünsfeld einen wichtigen Schritt in diese Richtung. Aktuell zählt die Frauengemeinschaft rund 120 Mitglieder. Ihre Aktivitäten sind vielfältig. Religiöse und säkulare Veranstaltungen ergänzen sich dabei. Die Frauen treffen sich zum Weltgebetstag, halten Andachten und schmücken den Osterbrunnen. Gesellig wird es bei Ausflügen, Vorträgen oder Strickabenden. Gerne erinnert man sich an die legendäre Frauenfasnacht, zu der sich weibliche Narren aus der ganzen Umgebung einfanden. Die Städtepartnerschaft von Grünsfeld und Pfreimd in der Oberpfalz wird durch eine Freundschaft der beiden Frauengemeinschaften vertieft.
Die Frauengemeinschaft Grünsfeld begeht ihren 110. Geburtstag mit einem Jubiläumsgottesdienst am Sonntag, 2. Juni, um 10 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul. Musikalisch gestaltet wird er vom Kirchenchor und Elke Thimm. Im Anschluss gibt es einen Sektempfang rund um die Kirche.