Zarte, filigrane Bleistiftzeichnungen und gewichtige Skulpturen aus Eisen bilden die beiden auffallend gegensätzlichen Anziehungspunkte der jüngsten Ausstellung in den Räumen der Galerie Kirchner. Kurt Grimm und Angelika Schneeberger sind die beiden Aussteller, die hier eine reichhaltige Auswahl von Arbeiten jüngeren und älteren Datums präsentieren.
Auf Grundformen reduziert
Der 1960 geborene Plastiker Kurt Grimm, Spross einer weit bekannten Bildhauer-Dynastie aus Kleinrinderfeld, hat sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit seinen durchdachten, auf geometrische Grundformen reduzierten Skulpturen überregional einen Namen gemacht. Bei den Skulpturen kommt vorzugsweise Metall zum Einsatz. Die in der Ausstellung gezeigten Beispiele seines Schaffens – insgesamt dreizehn Plastiken, vorwiegend aus gegossenem Eisen – stammen aus den letzten zwanzig Jahren und tragen so nüchterne Titel wie „Bündelung“, „Entwicklung“ oder „Verwandlung“. Sie stellen offenbar aus einer bestimmten gedanklichen Konzeption heraus entstandene, hochgradig abstrakte Schöpfungen dar.
Ein wiederholt angewandtes Grundprinzip: Geometrische Grundformen wie Quader, Ringe, Schleifen oder Bänder werden zunächst aufgebrochen und dann neu zusammengesetzt. Ein weiteres ist das der Bewegung und Entwicklung und der „Öffnung in den Raum“, wie Armin Stremlau bei der Vernissage anmerkte. Es sei eine Möglichkeit, der Schwere und Massivität des Materials Metall eine dynamische Komponente zu verleihen, wie sie besonders schön in einigen spannungsvollen Spiralplastiken zum Audruck kommt. Dadurch entsteht „ein Wechselspiel zwischen Körper und Raum“, so der Einführungsredner.
Bleistiftzeichnungen als Kontrast
Den ästhetischen Kontrapunkt dazu bilden die Bleistiftzeichnungen der in Wuppertal geborenen Malerin und Grafikerin Angelika Schneeberger. Es handelt sich ganz überwiegend um reine Bleistiftzeichnungen, grafitschwarz bis -grau auf weißem Papier oder Karton. Nur in wenigen Fällen sind sie durch sparsame Farbstift-Akzente akzentuiert. Daneben sind Tuschzeichnungen zu sehen, in denen der Kontrast zwischen Schwarz und Weiß noch stärker wirkt.
Landschaften, Bäume, Waldstücke - gesehen auf Reisen in die Ardennen, die Ardèche oder in die näher gelegene Eifel. Dazu Zweige mit Blattwerk, detailliert auf kleinformatigen Arbeiten, während die großformatigen Waldstücke mit großem Zeit- und Arbeitsaufwand ebenso penibel gestrichelt und sorgfältig auf Hell-Dunkel, Licht- und Schattenwirkung berechnet sind.
Auf den ersten Blick erscheint das alles wie ein realistisches Abbild der Natur, eine nachgezeichnete Schwarzweiß-Fotografie. Beim näheren Studium erkennt man die Eingriffe in das Objekt. Die scheinbar realistische Abbildung entpuppt sich als künstlich, nachgeschaffen oder nachkomponiert, als die „Impression“ eines Waldes, so Stremlau, die der Fantasie des Betrachters Spielräume für eigene Ergänzungen öffnet. Angelika Schneeberger strebe in ihrer Zeichenkunst nicht nach einer „eins zu eins Abbildung“, sondern „will die Stimmung, die diesen Ort und diesen unwiederholbaren Moment charakterisiert, schildern“, bilanzierte der Einführungredner.
Die Ausstellung dauert noch bis einschließlich 24. November. Öffnungszeiten: Sonntags von 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.