Aus der Konkurrenz für die Bahn soll für Busunternehmer im Südwesten ein lukratives Geschäft werden. Um Fernbuslinien anbieten zu können braucht es Busse, Fahrer und geeignete Standorte. Aus Sicht des Verbandes profitiert vor allem Freiburg.
Private Busunternehmer in Baden-Württemberg sehen gute Entwicklungsmöglichkeiten im Geschäft mit langen Strecken. „Weil das Monopol der Bahn gekippt wurde, entsteht für die Branche mit den Fernbuslinien ein neues Betätigungsfeld“, sagte Witgar Weber, Geschäftsführer des Verbandes Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO), in Stuttgart. Langfristiges Ziel sei ein bundesweiter Fernbuslinienverkehr.
Der Bundesrat hatte im November eine Gesetzesreform abgesegnet, die für Busse geltende historische Beschränkungen aufhebt, die bis in die 1930er Jahre zurückreichen. So können Unternehmen deutschlandweit von Januar 2013 an Fernbuslinien ab 50 Kilometern anbieten. „Die derzeitigen Fernbus-Anbieter verfügen über ein Buchungssystem, dass es ihnen ermöglicht, den Vertrieb und das Marketing werbewirksam über das Internet abzuwickeln“, erklärte Weber.
Um die Fahrten durchführen zu können, suchten die Anbieter nun Partnerbetriebe, die Personal und Fahrzeuge stellen. „Durch das Drehkreuz Freiburg profitieren vor allem mittelständische Busunternehmer in Baden-Württemberg von der Liberalisierung des Fernbusverkehrs“, sagte WBO-Vorsitzender Klaus Sedelmeier. Die Studentenstadt Freiburg habe sich seit Anlaufen des Fernbusverkehrs im Jahr 2010 als lukrativer Standort für Busbetriebe entwickelt.
Damals hatten drei Studenten aus Friedrichshafen am Bodensee mit dem Start-up-Unternehmen DeinBus den Fernbusverkehr in Deutschland ins Gespräch gebracht. Sie wollten mit Mietbussen eine preiswerte Alternative zum Zug aufbauen. Ein Jahr später folgte das Unternehmen MeinFernbus. „Die beiden Plattformen haben ihre Chance genutzt. Die Linien laufen mit großem Erfolg“, sagte Sedelmeier.
Aktuell sind laut dem Branchenverband neue Strecken zwischen Freiburg und Berlin sowie von Zürich über Freiburg nach Düsseldorf geplant. Zudem sollen sich etwa 50 bis 100 mittelständische Busfirmen für den neuen Wettbewerbsmarkt interessieren.
Nach Einschätzung des WBO darf dabei die Ausbildung zusätzlicher Busfahrer nicht vergessen werden.