Fantastische und überaus farbenprächtige Bildwelten, vieldeutig symbolträchtig und voll origineller, eigenwilliger Erfindungen kann man bei einem Besuch der gegenwärtigen Ausstellung im Engelsaal des Kunstvereins erleben, wo der Maler Siegfried Zademack eine Auswahl seiner Arbeiten, alles Ölgemälde auf Holz oder Leinwand, präsentiert.
Merkwürdig, fesselnd und fantastisch vielgestaltig sind Bilderfindungen oder – besser gesagt – Bilderzählungen, mit denen man bei dieser Ausstellung konfrontiert wird: Ein Zug verhüllter Gestalten mit brennenden Kerzen in den Händen, die losgerissene Seile hinter sich her schleppen, strebt einem unbekannten Ziel zu („La Lyra“) oder eine nackte Frau reitet auf einem mythischen Drachenwesen, inmitten einer stillen Meeresoberfläche unter einem gestirnten Nachthimmel zeigen sich drei kleine Inseln, auf denen drei Gestalten senkrechte Zweige halten, an deren Spitzen brennende Kerzen befestigt sind („Die Poesie des Raumes“).
Damit sind freilich noch die einfacheren der 30 ausgestellten Darstellungen kurz beschrieben, die Mehrzahl der Bilderfindungen ist noch verrätselter. Bestimmte Motive kehren dabei öfters wieder: Geflügelte Engelwesen beispielsweise, Frauenkörper, Himmelskörper wie Sonne oder Mond, Kerzen oder alte Handelsgewichte aus Eisen – ein Hinweis auf das Thema „Gravitation“, das im Werk Zademacks eine wichtige Rolle spielt.
All dies gemalt in einer altmeisterlichen, von den Niederländern und Italienern des 15. und 16. Jahrhunderts inspirierten, sehr zeitaufwändigen Öltechnik, in der bis zu einem Dutzend Lasuren übereinandergelegt werden, so dass sich enorm dichte, tiefe und intensive Farbwirkungen ergeben.
In seiner Einführung zog Dr. Armin Stremlau Vergleiche zum Werk des Surrealisten Salvador Dali oder zu Ernst Fuchs, dem Großmeister der „Wiener Schule“ des phantastischen Realismus und nannte Siegfried Zademack einen „Maler der Physik und Psychologie“, der materiellen und seelischen Wirklichkeiten, wobei sich die Bilder einer „simplen Entschlüsselung entziehen“. „Trostlosigkeit, Gewalt oder ganz Endzeitstimmung“ in manchen der Bilder, so Stremlau weiter, sollten den Betrachter nicht hindern, sich an den malerischen Qualitäten dieser Bilder zu erfreuen.
Die Ausstellung mit Bildern von Siegfried Zademack im Engelsaal des Kunstvereins dauert zu den üblichen Öffnungszeiten (samstags 10.30 – 12.30 Uhr, sonntags 14 – 18 Uhr und nach Vereinbarung) noch bis einschließlich 14. April.