Gesundes Essen in der Schule kann aus Sicht von Experten einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit Nährstoffen leisten. Für viele Schüler gilt dagegen eher: Hauptsache, es schmeckt.
Vegetarisch? Wenig Kohlenhydrate? Oder lieber vegan? Schüler haben an Ernährungstrends wenig Interesse. Zwar gebe es an Schulen und Trägereinrichtungen durchaus ein Bewusstsein dafür, sagte die Ernährungs-Wissenschaftlerin Catherina Jansen von der Hochschule Fulda (Hessen).
„Vegetarisch ist beispielsweise immer ein Thema, das wird auch öffentlich fokussiert. Aber andererseits wird das von den Schülern kaum angenommen.“ Kinder seien konservative Esser, meinte Jansen. „Sie wollen Pizza, Pommes und Pasta.“
Im Prinzip gehe es darum, eine tägliche Balance zu finden: Zwischen dem, was Ernährungswissenschaftler und Pädagogen für richtig halten und dem, was ein Kind gerne ist. „Und das ist in der Regel nicht der vollwertige Dinkeleintopf“, sagte Jansen. „Aber das Problem haben Eltern daheim auch.“
Für die Kinder und Jugendlichen werde meist erst ab der Mittelstufe relevant, was auf den Tisch kommt. Jansen:„Dann werden Themen wie das Figurbewusstsein wichtiger, und Mädchen achten zum Beispiel darauf, dass das Essen nicht so fettig ist.“
Wie gut das Essen in deutschen Schulkantinen sei, lasse sich pauschal nicht bewerten, sagte Jansen. Es gebe zwar viele sehr gute Kantinen. Aber auf der anderen Seite - und das sei eher die Mehrheit - gebe es oftmals auch Essen, das weder kindgerecht noch qualitativ akzeptabel sei. „Im Wesentlichen ist das eine Kostenfrage“, meinte die Expertin. Essen an den Schulen sei fast immer ein Zuschussgeschäft, das oft von Kommunen finanziert werde. „Sie müssen Kosten sparen und sollen gleichzeitig hochwertiges Essen anbieten“, sagte Jansen.
Die Länder hielten sich dagegen sowohl mit Geld als auch mit Vorschriften sehr bedeckt. Auch das baden-württembergische Kultusministerium macht keine Vorgaben für die Schulkantinen im Südwesten. Man lege aber großen Wert darauf, dass sich junge Menschen gut und ausgewogenen ernährten, sagte ein Sprecher.
Mit den neuen Bildungsplänen, die im kommenden Schuljahr in Kraft treten, würden beispielsweise die Themen Ernährung und Lebensgestaltung noch stärker betont. So sollen die Schüler in der Grundschule beispielsweise im Sachunterricht eigene Ernährungsgewohnheiten untereinander vergleichen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt dagegen bestimmte Qualitätsstandards für die Schulernährung.
So sollten etwa beim Mittagessen täglich Getreideprodukte oder Kartoffeln auf dem Speiseplan stehen, ebenso wie Gemüse und Salat. „Das Mittagessen leistet einen wesentlichen Beitrag zur täglichen Versorgung mit Nährstoffen“, heißt es dazu bei der DGE. Die Bereitschaft, sich im späteren Leben ausgewogen und vollwertig zu ernähren, hänge auch stark von Erfahrungen im schulischen Bereich ab.
Ähnlich argumentiert der Stuttgarter Ernährungs-Wissenschaftler Hans Konrad Biesalski von der Universität Hohenheim. Gutes Essen in Schulen und Kindergärten könnte aus seiner Sicht auch im Südwesten dabei helfen, einem Nährstoffmangel bei Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken.
Es gebe genügend Hinweise darauf, dass gesunde Ernährung auch ein Problem der Kosten sei, sagte der Direktor des Instituts für Biologische Chemie und Ernährungs-Wissenschaft. Lebensmittel mit einer hohen Dichte an wichtigen Nährstoffen seien teurer. „Wenn man bereit ist, für eine Schul- und vor allem auch Kitaverpflegung mehr Mittel einzusetzen, wäre das ein guter und wichtiger Schritt“, sagte der Fachmann.
Milliarden Menschen weltweit sind demnach vom Phänomen des „Hidden Hunger“ (auf Deutsch: verborgener Hunger) betroffen: Dabei wird man zwar satt, aber es fehlen wichtige Nährstoffe im Essen. Das sei nicht nur ein Problem von Entwicklungsländern, warnen die Experten. Auch in Deutschland gebe es zahlreiche Menschen, deren Einkommen für eine und abwechslungsreiche Ernährung nicht ausreiche.