Die Steigerung bot sich förmlich an: Nachdem die Kreishandwerkerschaft Main-Tauber bei den bisherigen Altmeisterfeiern stets Goldene Meisterbriefe (50 Jahre) verlieh, wurde 2016 noch einer draufgesetzt: Erstmals nutzte die Kreishandwerkerschaft diese Veranstaltung in der Laudaer Stadthalle, um Handwerker, die ihre Meisterprüfung vor mindestens 60 Jahren ablegten, mit dem Diamantenen Meisterbrief auszuzeichnen. Vor rund 350 Besuchern belief sich die Anzahl bei dieser Premiere bei den Diamantenen auf 41, während 30 Meister die Gold-Urkunde entgegennahmen.
Umrahmt von mehreren Beiträgen des Gesangsduos Nadine & Simone aus Künzelsau (unter anderem „Die Rose“) sowie flotten Darbietungen der siebenköpfigen Abordnung der Tanz-Sport-Garde Veitshöchheim („Ein Narrenschiff geht niemals unter“) beließen es die Verantwortlichen bei der Zusammenstellung des Programms diesmal nicht nur bei den Grußworten, sondern hatten einen besonderen Höhepunkt in petto: Eine allerdings recht ausführlich geratene Festansprache von Schwester Teresa Zukic, die den aufmerksamen Zuhörern gute Ratschläge mit auf den Weg gab – alles unter dem Motto „Jeder ist normal, bis du ihn kennst“.
Nach der ebenfalls „normalen“ Begrüßung durch stellvertretenden Kreishandwerksmeister Jürgen Sendelbach (Werbach) gehörte das Wort erst einmal dem Präsidenten der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, Ulrich Bopp, der sich zum Einstieg über die „geballte Handwerkskompetenz an einem Ort“ erfreut zeigte, um den Jubilaren seine Anerkennung zu zollen.
Über die wichtige Nachwuchsarbeit, mit der man die Zukunft des Handwerks sichere, kam der Präsident auf die Europäische Union zu sprechen, die nach vielen Diskussionen zuletzt endlich verkündet habe, den deutschen Meisterbrief in seiner bisherigen Form zu belassen und nicht abzuschaffen. Die herausragende Qualität der Produkte und Dienstleistungen in der Bundesrepublik beruhten vor allem auf der hohen Qualifikation der Meister.
Man müsse daher weiterhin verstärkt für den Meisterbrief als Zulassungsvoraussetzung kämpfen, bekräftigte Bopp, der aber auch das momentan größte Problem deutlich beim Namen nannte: den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel. In fast allen Berufen suchten Betriebsinhaber händeringend nach Kräften – ein Trend, der sich zuletzt bedauerlicherweise nicht verbessert habe, so Präsident Bopp. Man habe daher etliche Instrumente und Initiativen ins Leben gerufen.
Zur Flüchtlingsthematik merkte Bopp an: Als „Wirtschaftsmacht von nebenan“ sehe sich das Handwerk in der gesellschaftlichen Verantwortung, diese Menschen zu integrieren. Er führte konkrete Beispiele aus dem Main-Tauber-Kreis an, erste Betriebe hätten schon durchaus positive Erfahrungen gemacht.
Norbert Groß, stellvertretender Bürgermeister von Lauda-Königshofen, stellte in seinem Grußwort fest, die Jubilare hätten einen entscheidenden Beitrag zum Wohlstand der Region geleistet, weshalb sie diese Feier mit Würdigung allemal verdient hätten.
Schwester Teresa Zukic erinnerte zuerst an ihre Zeit als Leistungssportlerin. Mit 18 sei sie dann ganz bewusst mit der Bibel und der Bergpredigt in Kontakt gekommen, hob die 51-Jährige Nonne von der „Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu“ hervor.
Diese Gemeinschaft, eine private Vereinigung mit Sitz in Weisendorf (Lkr. Erlangen-Höchstadt), wurde 1994 gegründet. Ihre Aussagen zum „Abenteuer mit Jesus Christus“ veranschaulichte Zukic anhand einer Bilderpräsentation. Die Nonne, die in mehreren Fernsehsendungen auftrat, 70 000 Kilometer im Jahr quer durch Deutschland fährt, Musik und Malerei bevorzugt sowie Bücher schrieb, berichtete geradezu schwärmerisch von ihrer Gemeinschaft.
„Lieber in Gemeinschaft Schokoladenkuchen essen als alleine Rosenkohl“, laute daher ihr Fazit, so die Schwester, die an die Zuhörer appellierte, an den Beziehungen zu arbeiten, wozu sie etliche Menschentypen herausgriff. Nachdem sie noch das „ABC der Gefühle“ erläutert und mit netten Witzen zu mehr Humor und einer quasi Lachtherapie aufgefordert hatte, gab sie allen noch mit auf den Heimweg, sich auf keinen Fall unterkriegen zu lassen.
Das ließen sich die Jubilare auch nicht, denen Präsident Bopp, Kreishandwerksmeister Michael Szabo (Wertheim) und die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Angelika Gold, die Goldenen beziehungsweise Diamantenen Meisterbriefe überreichten.
41 Diamantene und 30 Goldene Meisterbriefe
Bei der traditionellen Altmeisterfeier in der Laudaer Stadthalle gab es insgesamt 41-mal den Diamantenen Meisterbrief und 30-mal den Goldenen für die vor 60 beziehungsweise 50 Jahren erfolgreich abgelegte Prüfung.
Diamantener Meisterbrief:
Bäcker: Adam Oetzel (Reicholzheim), Martin Zierlein (Igersheim).
Büromaschinenmechaniker: Julius Stang (Lauda).
Damenschneiderin: Anna Balbach-Engert (Tauberbischofsheim).
Elektroinstallateur: Walter Fleischmann (Igersheim), Gotthold Grimm (Külsheim), Leonhard Grottenthaler (Wertheim), August Sack (Lauda), Werner Welz (Boxberg).
Elektromechaniker: Leonhard Grottenthaler (Wertheim).
Rundfunkmechaniker: Werner Welz (Boxberg).
Fleischer: Kurt Ehrlich (Bad Mergentheim), Hubert Schaller (Bad Mergentheim), Arno Weckesser (Lauda).
Friseur: Karl Kuhn (Bad Mergentheim), Fritz Pommert (Weikersheim).
Kraftfahrzeugmechaniker: Patriz Herrmann (Stuppach), Werner Hörner (Wenkheim), Bruno Seitz (Külsheim).
Maler und Lackierer: Alois Matt (Pülfringen).
Maler: Richard Trautmann (Bad Mergentheim).
Maschinenschlosser: Willi Schmitt (Lauda).
Maurer: Hermann Schwarz (Stachenhausen), Philipp Wiesinger (Bad Mergentheim).
Mechaniker: Willi Baumann (Wertheim).
Müller: Erhard Müller (Schweigern).
Polsterer: Martin Gröh (Lauda).
Schmied: Gerhard Fertig (Wenkheim), Karl Herdt (Werbachhausen), Erich Plank (Weikersheim).
Schreiner: Bernhard Haag (Unterbalbach), Friedrich Haag (Oberstetten), Viktor Hammerich (Dittwar), Theo Hildenbrand (Ebenheid), Rudolf Weiß (Bad Mergentheim).
Schuhmacher: Oskar Fischer (Schwabhausen), Bruno Hellinger (Oberlauda).
Steinmetz: Ernst Breidenbach (Neunkirchen).
Töpfer: Heinz Blesch (Assamstadt).
Uhrmacher: Wilhelm Haushofer (Creglingen, jetzt Röttingen).
Zimmerer: Ludwig Walzenbach (Königheim).
Goldener Meisterbrief:
Bäcker: Kurt Wilhelm (Weikersheim).
Damenschneiderin: Klara Drtil, geb. Blum (Bad Mergentheim), Angelika Haag (Königheim).
Elektroinstallateur: Artur Grünewald (Bad Mergentheim), Anton Hammer (Neuses), Werner Jacoby (Creglingen).
Fleischer: Heinz Eisenhauer (Külsheim).
Fotograf: Wolfgang Kiessling (Freudenberg).
Friseur: Sophie Brandt (Königshofen), Edgar Gschwendt (Bad Mergentheim), Magdalena Mütsch, geb. Tagscherer (Bad Mergentheim).
Gas- und Wasserinstallateur: Rolf Kirchgäßner (Freudenberg).
Gipser und Stuckateur: Kurt Zeiner (Gerchsheim).
Holzbildhauer: Rudolf Karl Schäfer (Bad Mergentheim).
Konditor: Klaus Fritz (Tauberbischofsheim).
Kraftfahrzeugmechaniker: Reiner Wischulke (Bad Mergentheim).
Maler und Lackierer: Hans Kurpiela (Apfelbach), Rudolf Stoppel (Dittwar).
Modellbauer: Egon Knapp (Grünsfeld).
Orthopädie-Schuhmacher: Klaus Schaible (Tauberbischofsheim).
Raumausstatter: Rigobert Beuther (Igersheim), Kurt Seidenspinner (Tauberbischofsheim), Manfred Strauß (Dertingen).
Schornsteinfeger: Rudolf Bonholzer (Niederstetten), Manfred Ruck (Uissigheim).
Schreiner: Johann Rodemers (Wertheim).
Schuhmacher: Manfred Gührer (Weikersheim), Dieter Zink (Weikersheim).
Uhrmacher: Wolfram Schwarz (Wertheim).
Zentralheizungs- und Lüftungsbauer: Otto Scholz (Assamstadt).