An „Beiträge des Judentums zur Kultur unseres Kontinents in Vergangenheit und Gegenwart“ will der jährlich zu Septemberbeginn stattfindende „Europäische Tag der Jüdischen Kultur“ erinnern, außerdem will er dazu beitragen „das europäische Judentum, seine Geschichte, seine Traditionen und Bräuche besser bekannt zu machen“, so eine Pressemitteilung. Das Deutschordensmuseum Bad Mergentheim veranstaltet seit etlichen Jahren jeweils eine Führung an diesem Tag. Am Sonntag, 2. September, nimmt Klaus Huth Interessierte ab 14 Uhr mit auf einen Rundgang durch das Schloss und die Altstadt unter dem Thema „Jüdisches Leben in Mergentheim – Was blieb übrig, was haben wir verloren“. Treffpunkt zur kostenpflichtigen Führung ist an der Museumskasse des Deutschordensmuseums. Die Führung dauert rund zwei Stunden.
In Mergentheim sind seit 1293 jüdische Einwohner bezeugt. Die jüdische Gemeinde erhielt 1658 vom Deutschen Orden die Genehmigung zur Einrichtung einer Synagoge. Die Gemeinde stand – gegen besondere Abgaben – unter dem Schutz des Ordens und war den christlichen Bürgern rechtlich in vielerlei Hinsicht gleichgestellt. Eine markante Persönlichkeit der jüdischen Gemeinde im 18. Jahrhundert ist Baruch Simon (Oedheim 1722-1802 Mergentheim), der von Hochmeister Clemens August nach Mergentheim berufen wurde. Für ihn ist er als Hoffaktor (Münz- und Heereslieferant, Finanzier) tätig, sein Nachfolger Karl Alexander von Lothringen ernennt Baruch Simon zum „hoch- und deutschmeisterlichen Hoffaktor“.
Andererseits fehlte es jedoch nicht an Versuchen, die Handelstätigkeit der Juden durch Verbote und Zwangsmaßnahmen einzuschränken. Die israelitische Gemeinde zählte im Jahr 1700 in der Stadt 40 Mitglieder und erreichte 1895 mit 280 Personen ihren höchsten Stand. Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft führte auch in Mergentheim zu Flucht und Deportation. Mindestens 61 jüdische Mergentheimer kamen von 1939 bis 1945 ums Leben.