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STUTTGART
Einstiger Hoffnungsträger
dpa
 |  aktualisiert: 14.05.2016 03:34 Uhr

Was für eine Entwicklung: Vor wenigen Monaten galt Guido Wolf als der Hoffnungsträger der baden-württembergischen CDU. Im CDU-internen Zweikampf hatte er sich überraschend gegen den Landesvorsitzenden Thomas Strobl durchgesetzt. Die Partei wollte lieber den früheren CDU-Landrat Wolf als Spitzenkandidaten als den Berliner Politprofi Strobl. Dann verlor die CDU mit Wolf krachend die Landtagswahl.

Nun wird die CDU Juniorpartner in der bundesweit ersten grün-schwarzen Landesregierung unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Und Wolf? Der bekommt wahrscheinlich nicht einmal mehr sein Wunschressort, das Wirtschaftsministerium. Seit Tagen wurde gemunkelt, dass die Wirtschaft Bedenken gegen Wolf habe.

Am Freitag wurden die großen Verbände auf Medienanfrage hin sehr konkret. So sagte etwa der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Stefan Wolf: „Ich halte Herrn Guido Wolf mit seiner großen Verwaltungserfahrung und seiner Ausbildung als Jurist für absolut ministrabel, würde seine Stärken aber eher in anderen Bereichen wie etwa Justiz gut aufgehoben sehen.“

Auch in der CDU-Landesvorstandssitzung am Mittwochabend hatte es mehr oder weniger versteckte Kritik an Wolf und dessen Ambitionen gegeben. Unter der grün-roten Vorgängerregierung war das Wirtschafts- mit dem Finanzressort zusammengelegt worden – aus politischen Gründen, um ein Superministerium für Vize-Regierungschef Nils Schmid zu zimmern. Bei den Koalitionsverhandlungen trennten Grüne und CDU das Doppelressort wieder in zwei Häuser. Das Wirtschaftsministerium wurde aber zugleich um die Bereiche Arbeit und Wohnungsbau aufgestockt, um ein starkes Ressort für die CDU zu schaffen, die das Haus seit 24 Jahren nicht mehr innehatte.

Landeschef Strobl hat Wolf ein Ministerium versprochen – wenn dieser denn überhaupt ins Kabinett wechseln möchte. Die CDU kann aber schlecht einen Wirtschaftsminister installieren, den die Wirtschaft nicht haben möchte.

Realistischerweise bliebe für Wolf nur noch das unbedeutendere Justizressort. Dem künftigen Vize-Regierungschef Strobl dürfte viel daran liegen, dass sein früherer Rivale Minister wird – nicht nur, weil das als ein fairer Umgang wahrgenommen würde. Dann wäre Wolf der Kabinettsdisziplin unterworfen.

Als Fraktionschef könnte sich Wolf hingegen zum CDU-internen Gegenspieler von Strobl entwickeln. Aber auch in der Landtagsfraktion rumort es. Wolfs Unterstützerreihen haben sich deutlich gelichtet. Nur zwei Tage nach der Landtagswahl hatte sich Wolf als Fraktionschef wiederwählen lassen – ein Vorgehen, das einige Parteifreunde mächtig irritierte und an Methoden des früheren Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) erinnerte: brachial Fakten schaffen, bevor es zu spät sein könnte.

Trotz des unterirdischen Landtagswahlergebnisses für die CDU von 27 Prozent versuchte der gescheiterte Spitzenkandidat noch, eine Regierung aus CDU, SPD und FDP unter seiner Führung zusammenzubekommen. Parteikollegen warfen ihm wiederholt mangelnde Demut und fehlenden Realitätssinn vor.

Die „Deutschlandkoalition“ aus CDU, SPD und FDP kam bekanntlich nicht zustande. Was wird aus Guido Wolf? Geht er nicht ins Kabinett, wird er sicher Fraktionsvorsitzender bleiben wollen. Es wäre das letzte bedeutende Amt, das ihm bliebe. Fragt sich nur, ob seine Fraktion ihn lässt.

 
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