Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), Arbeitskreis Bad Mergentheim, organisierte man eine Exkursion nach Darmstadt, zum Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung (GSI), und zur Grube Messel.
Das Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung betreibt eine der weltweit führenden Teilchenbeschleunigeranlagen. Etwa 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei GSI beschäftigt. Hinzu kommen jährlich rund 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Universitäten und anderen Forschungslaboren weltweit, um die Anlage für Experimente zu nutzen. Gesellschafter des GSI sind der Bund, das Bundesland Hessen, das Bundesland Rheinland-Pfalz und der Freistaat Thüringen. GSI ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten deutschen Wissenschaftsorganisation.
Bei Experimenten in der GSI gelang es Wissenschaftlern insgesamt 6 neue Elemente (unter anderem das Element "Darmstadtium") zu entdecken. Die bestehenden Beschleunigeranlagen zur Erforschung kleinster Teilchen, werden seit Langem aber auch für die Forschung im Bereich der Ionentherapie zur Krebsbekämpfung genutzt.
An den Universitätskliniken Heidelberg und Marburg werden die Forschungsergebnisse beispielsweise erfolgreich gegen verschiedene Tumorerkrankungen umgesetzt, erfuhren die Ingenieure. Bei der Bestrahlung mit schweren geladenen Ionen werden vor allem tiefliegende Tumore gut erfasst und vernichtet. Die Strahlenbelastung des umliegenden Gewebes wird dabei relativ gering gehalten.
Bei der Führung konnte weiterhin ein Eindruck über den im Bau befindlichen Teilchenbeschleuniger "FAIR", eine der weltweit größten Forschungsanlagen dieser Art, gewonnen werden. Die Firma Bilfinger Noell GmbH Würzburg ist am Bau der Anlage maßgeblich beteiligt. Für das Herzstück der Anlage, einem Kreisbeschleuniger von 1,1 Kilometern Umfang, wird ein Tunnel gebaut. Die 24 Gebäude und Tunnelabschnitte bieten auf 62.000 Quadratmetern Nutzfläche Platz für insgesamt 3,5 Kilometer Strahlführungsrohre, riesige Detektoren und eine komplexe technische Infrastruktur. Nach der Fertigstellung können Atomkerne so stark beschleunigt werden, dass sie mehr als 270.000 mal pro Sekunde den großen Beschleunigerring durchlaufen. Damit soll noch tiefer in die Welt der kleinsten Materiebausteine eingedrungen werden, berichtet der Grünsfelder Karl-Heinz Schmidt.
Im Anschluss an die Führung durch die eindrucksvolle Welt der Quarks, Neutrinos und Leptonen, ging die Fahrt zur Fossillagerstätte der Grube Messel, ein absoluter Kontrast. Diese wurde 1995 als erstes deutsches Naturdenkmal in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Sie gibt einzigartigen Aufschluss über frühgeschichtliche Säugetiere und dokumentiert die Entwicklung der Erde vor Millionen von Jahren, als nach dem Ende des Dinosaurierzeitalters gewaltige und schnelle Veränderungen, die Tier- und Pflanzenwelt bestimmten.
In der Grube Messel, ein Fenster zur Urzeit, wurden mehrere 10.000 Fossilien aus der Zeit des Eozäns, in dem vor Millionen Jahren entstandenen Maarvulkan-See geborgen. Unter anderem wurden hier etwa 70 "Urpferdchen" ausgegraben.Jährlich kommen ca. 3.000 neue Funde hinzu. Neben der hohen Anzahl und Artenvielfalt an Tier- und Pflanzenfossilien waren die einzigartige Erhaltung von Vollkörperskeletten, Haut- und Fellschatten, Federn usw. zu sehen. An der ganztägigen Exkursion nahmen insgesamt 25 Personen teil, die diesen interessanten Tag sicher noch lange in guter Erinnerung behalten werden.