Das Fahrzeug mit seinem dem Flugzeugbau entliehenen Fahrgestell sieht aus wie ein gigantischer Wohnwagen und steht mitten auf einem Acker bei Oberwittighausen. Weit und breit ist keine Menschenseele, nur die Strom- und Wasseranschlüsse deuten auf eine Nutzung hin. Bei dem Gefährt handelt es sich um einen mobilen Hühnerstall des Biolandwirts Thomas Haaf. Über 2000 Legehennen haben hier ihr Zuhause gefunden. Die Familie Haaf betreibt seit 1630 ununterbrochen einen Bauernhof in Oberwittighausen und feiert in diesem Jahr die Umstellung zum Biolandhof vor 30 Jahren.
Neben der biologischen Eierproduktion - die Eier werden auch noch nach den Bioland-Kritierien auf dem Hof sortiert und verpackt - erfolgt auch der Anbau von verschiedensten Feldfrüchten, wie Dinkel, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Trittikale, Mais, Soja, Erbsen, Ackerbohnen, Kleegras, Rote Bete, Möhren, Emmer, Einkorn oder Linsen ökologisch-organisch. "Kartoffeln bauen wir als Nahrungsmittel für Mensch und Tier, sowie zur Saatgutgewinnung an", so Thomas Haaf und fährt fort mit der konsequenten Umsetzung der Idee des ökologischen Landbaus. "Auch die Weiterverarbeitung der Feldfrüchte findet bei uns auf dem Hof statt. Unser selbst angebautes Soja wird vor Ort in einer mobilen Toasterei getoastet, um die besonders hochwertigen Aminosäuren für unsere Hühner verwertbar zu machen. Das Getreide läuft durch unsere eigene Reinigung, und das Saatgut wird ebenfalls hier aufbereitet. Wir produzieren schon seit über 100 Jahren Saatgut und gehörten zu den ersten Betrieben, die biologisches Saatgut erzeugten".
Nach dem Motto: "Wir bewegen unsere Hühner" gibt es schon seit 2011 mobile Hühnerställe bei der Familie Haaf, Doch der Neueste ist in seiner Dimension doch etwas gewaltiger als bisherige Anlagen und in dieser Größe bisher einmalig im Bioland-Bereich, berichtete Haaf bei der Inbetriebnahme voller Stolz. Durch die mobilen Anlagen gewährleistet Haaf, dass die Tiere immer genügend Auslauf auf frischem Grund haben und der Boden nicht zu sehr beansprucht wird.
Wenn eine Platzveränderung ansteht, kommt an den mobilen Hühnerstall eine Deichsel und Haaf zieht den Anhänger einfach eine Wiese weiter. Durch die spezielle Fahrwerksgestaltung kommt das große Gefährt leicht vom Fleck, wenn der Untergrund nicht zu feucht ist. Genauso wie ein Wohnwagen lässt er sich dann auf den Feldwegen manövrieren. Drinnen fühlen sich die Hühner sehr wohl, haben sie doch vor ihren metallenen Legestellen weite Auslaufflächen und großzügige Fenster und Luftöffnungen. Außerdem können sie jederzeit über die "Hühnerleitern" ins Freie. Die Fütterung erfolgt vollautomatisch und auch der Abtransport der gelegten Eier kann ohne Eingriff des Menschen in die Privatsphäre der Hühner erfolgen. Somit gibt es keinen Stress für die Hühner und das merkt man den Endprodukten, den Eiern auch an, findet Haaf.
Dem Landwirt aus Leidenschaft liegt das Tierwohl sehr am Herzen und eine ökologisch-organische Landwirtschaft mit kurzen regionalen Vertriebswegen gehört ebenfalls dazu. Die Hühner jedenfalls sind gut in ihrem neuen Zuhause angekommen und produzieren schon fleißig Eier. Das Konzept mit dem großen mobilen Hühnerstall scheint für Thomas Haaf also aufzugehen.