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TAUBERBISCHOFSHEIM
Ein-Mann-Theater mit Respekt vor dem Original
Faust tötet im Kampf Gretchens Bruder Valentin (Lukas Wamser).
Foto: Ulrich Feuerstein | Faust tötet im Kampf Gretchens Bruder Valentin (Lukas Wamser).
Ulrich Feuerstein
 |  aktualisiert: 22.02.2018 02:46 Uhr

Goethes „Faust“ ist ein Monument der deutschen Literatur. Unkonventionell näherte das Ein-Mann-Stück „Faust für alle“ sich dem Dramenklassiker. Schauspieler Steffen Schlösser gastierte mit einer gekürzten Fassung von Goethes „Faust – Der Tragödie erster Teil“ am Matthias-Grünewald-Gymnasium. Die Aufführung bildete den Auftakt für ein Faustprojekt des Literatur- und Theaterkurses.

Steffen Schlösser präsentierte des Meisters größtes Werk in 90 Minuten mit Witz, Pathos und großer Nähe zum Zuschauer. Das Publikum konnte so die wichtigsten Szenen in Goethes Originaltext hautnah miterleben. Der Schauspieler interagierte mit den Zuschauern, leitete moderierend-erklärend zu den Szenen über, sodass jeder gut folgen und verstehen konnte, was passiert.

Bei allem Humor: Steffen Schlösser näherte sich mit seinem Ein-Mann-Theater dem Original durchaus respektvoll. Die Kompaktversion reduzierte das Stück auf seine Essenz: Fausts Auftaktmonolog gehörte dazu, der Pakt mit Mephisto, das Treffen mit Gretchen im Garten, das Gespräch am Brunnen und die Kerkerszene. Der gerafften Szenenfolge entsprach eine minimalistische Bühnenausstattung. Ein Tisch, ein Stuhl, ein Koffer – mehr brauchte der Schauspieler nicht, um die Phantasie des Publikums anzuregen.

Eine größere Herausforderung stellte das Personal dar. Faust, Mephisto, Gretchen, Marthe Schwerdtlein, Wagner, Valentin, Hexe, Schüler, Lieschen, Direktor, Dichter, lustige Person, Erzengel, der Herr, Erdgeist, Chor der Engel, Stimme von oben, ein Pudel und viele mehr: In Goethes „Faust“ garantiert die Vielzahl der Rollen einem großen Theater die Beschäftigung eines ganzen Schauspielensembles.

Regisseur Thilo Schlüssler hat sie in seiner Inszenierung einem einzigen Schauspieler überlassen. Steffen Schlösser behalf sich freilich, indem er einzelne Zuschauer animierte, auf die Bühne zu kommen und eine Rolle zu übernehmen. Mehr Publikumsnähe geht nicht.

Im Publikum saßen die Oberstufenschüler des Matthias-Grünewald-Gymnasiums. Die waren von der ungewöhnlichen Inszenierung des Goethe-Klassikers genauso begeistert. Im Herbst ist ein Workshop mit Steffen Schlösser geplant und eine Abendveranstaltung für Eltern und Schüler.

 
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