Die Pfarrei Poppenhausen, eine der ältesten urkundlich bestätigten Pfarreien im Main-Tauber-Kreis und zugleich die kleinste der Erzdiözese Freiburg, feiert in diesem Jahr den 100. Weihetag des Umbaus der Pfarrkirche St. Martin. Diese wurde ursprünglich im 12. Jahrhundert als romanische Wehrkirche errichtet und in den darauffolgenden Jahrhunderten mehrfach renoviert und erweitert, zuletzt in den Jahren 1921 bis 1924.
Bereits um 1880 kamen erste Überlegungen zu einem Umbau der Kirche auf, da die Bevölkerung aufgrund der florierenden Steinindustrie in der Region anwuchs. Die Pläne stießen jedoch auf Widerstand seitens des Denkmalschutzes, der den Erhalt des romanischen Bauwerks befürwortete. Erst 1914 wurde in Zusammenarbeit mit dem aus Poppenhausen stammenden Dekan Andreas Ecks und dem Kunstexperten Professor Albert Kuhn aus Maria-Einsiedeln ein Kompromiss gefunden, der die Zustimmung der Behörden erhielt. Der Umbau konnte jedoch erst nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1921, beginnen.
Die Arbeiten wurden 1923 abgeschlossen
Zahlreiche Handwerksbetriebe aus der Region Wittighausen sowie Bildhauer und Elektriker wirkten am Bau der neuen Kirche mit. Die Arbeiten wurden kurz vor der Hochphase der Inflation 1923 abgeschlossen, doch auf einige kunstvolle Elemente wie einen hochwertigen Altaraufbau musste die Gemeinde vorläufig verzichten. Hobbyarchivar Karl Endres zitiert aus einem Bericht aus dem Tauber-Franken-Boten von 1924: "Die Baukapitalien waren auf 80.000 RM angewachsen, andere 80.000 RM wurden in einer freiwilligen Steuer aufgebracht, 120.000 RM werden noch durch eine örtliche Kirchensteuer erhoben. Mit einigen auswärtigen Gaben von 40.000 RM standen zur Vollendung des Rohbaus nun 320.000 RM zur Verfügung. Die Bewohner des Dorfes fronden in langer Tagearbeit; Jung und Alt taten ihre Dienste, um Steine, Sand, Kalk und Bauholz herbei zu führen, an die tausend Fuhren".
Und weiter hieß es damals in der Tageszeitung, dass die Einweihung der Kirche am Tag Mariä Heimsuchung im Jahr 1924 als "großen Freudentag" für die Gemeinde gewesen sei, die über viele Jahre hinweg auf das neue Gotteshaus hingearbeitet hatte. Stolz auf ihre Leistung trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit, verlieh die Gemeinde ihrem neuen Gotteshaus durch freiwillige Gaben und fleißige Arbeitsstunden besonderen Glanz. Die architektonische Neugestaltung mit ihrer romanischen Bauweise, dem imposanten Chor und den Seitenschiffen verleiht der Kirche eine einzigartige Atmosphäre, die bis heute erhalten geblieben ist.
Stetige Erweiterung der Kirchen-Innenausstattung
Auch die Innenausstattung der Kirche wurde stetig erweitert. Ab 1930, auf Initiative von Pfarrer Stanislaus Sack, wurde der Altarbereich mit Werken des bekannten Bildhauers Thomas Buscher und Fritz Zipf aus Unterwittighausen ausgestattet. Weitere Verschönerungen folgten, so wie eine Ausmalung des Chores, für die der Kunstmaler Franz Schilling aus München beauftragt wurde.
Ab dem Jahr 2000 führte Dekan a.D. Elmar Landwehr eine umfassende Renovierung der Kirche durch. Diese Maßnahme wurde mit einem neuen Zelebrationsaltar von Professor Paul Brandenburg abgeschlossen. Der Altar erfreut sich bis heute großer Wertschätzung in der Gemeinde.
Zum 100-jährigen Jubiläum des Umbaus von 1924 lädt die Pfarrei Poppenhausen am Sonntag, 10. November, um 10 Uhr zu einem Festgottesdienst in der St. Martinskirche ein. Die musikalische Gestaltung übernimmt das Ensemble der "Wittighäuser Musikanten", die das feierliche Ereignis umrahmen werden.