Seit dem 15. Jahrhundert sind die Städte Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis) und Rieneck (Landkreis Main Spessart) geschichtlich durch Dorothea von Rieneck miteinander verbunden. Sie wurde 1440 in Grünsfeld geboren, das damals zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Rieneck gehörte. Dorothea war das einzige Kind des Grafen Philipp (der Ältere) von Rieneck und seiner Gemahlin Amalia. 1467 heiratete Dorothea Landgraf Friedrich V. von Leuchtenberg - auch zu dieser Stadt unterhält Grünsfeld seit 2016 eine Städtepartnerschaft - und sie bekamen die Stadt Grünsfeld überschrieben.
Nach dem Tod ihres Mannes heiratete Dorothea von Rieneck 1487 den Grafen Asmus von Wertheim und verbrachte ihre letzten Lebensjahre in Grünsfeld. Hier zeugt noch heute ein von Tilman Riemenschneider gefertigter Epitaph (Grabplatte) in der Stadtkirche Peter und Paul von der Frau, die jetzt der Auslöser für eine Städtepartnerschaft von Grünsfeld und Rieneck werden soll.
Vereine tauschen sich regelmäßig aus
Doch das ist nicht die einzige Verbindung: Auch die beiden Faschingsvereine, die Musikkapellen und der Sportverein tauschten sich bereits seit mehreren Jahren aus. Bürgermeister Joachim Markert (Grünsfeld) und Sven Nickel (Rieneck) haben es sich auf die Fahne geschrieben, die losen Kontakte zu bündeln und gemeinsam eine Städtepartnerschaft ins Leben zu rufen. Dazu habe sich die beiden bereits mehrfach zu Vorgesprächen getroffen, nun steht ein Treffen der Gemeinderäte an, das am 19. November in Rieneck stattfinden soll. Ein Gegenbesuch in Grünsfeld soll dann Anfang 2024 erfolgen.
So wird offiziell, was schon länger schwelte. Man will in Zukunft näher zusammenkommen, auf offizieller, wie auf inoffizieller Seite. "Eine Partnerschaft ist nur so stark, wie die Menschen, die sie leben", sagte Grünsfelds Bürgermeister Markert. Ihm, aber auch Sven Nickel ist es nicht schwergefallen, an die Städtepartnerschaft zu glauben. Sie kennen ihre Vereine und sind beide überzeugt, hier kann etwas Großes entstehen.
Gemeinsames Bier als Zeichen der Städtepartnerschaft
Erstes äußeres Zeichen einer so angelegten Städtepartnerschaft ist ein aus gemeinsamen Zutaten bestehendes Bier. Im Trunk vereint, könnte man fast meinen, denn die Braugerste für das "Grünecker", wie die neue Kreation heißen soll, kommt aus Halsbach, der Hopfen aus dem Grünsfelder Ortsteil Paimar. Das Wasser steuert der Spessart bei, Braustätte ist die Goikel Bräu im Lohrer Ortsteil Halsbach. Braumeister Manuel Müller stammt aus Rieneck und hat sich hier vor zehn Jahren selbständig gemacht. Die Idee mit dem Bier stammt von Johanna Krappel. Die Grünsfelderin ist studierte Brauingenieurin und nahm Kontakt zu Manuel Müller auf. Beide verstanden sich auf Anhieb und so wurde der Plan für das gemeinsame Partnerschaftsbier geboren und weitergesponnen.
Krappel fuhr den Paimarer Hopfen nach dem Zupfen durch den Grünsfelder Gemeinderat direkt nach Halsbach, wo Manuel Müller einen Sud aufgesetzt hatte, den er mit dem Hopfen verfeinerte. Wir haben den Hopfen ganz auf den Sud gegeben, so entsteht ein feinherber Geschmack mit einem feinen Schaum, so Müller. Aktuell reife das Bier im Gärkeller. Bei einer "Grünbierprobe", so heißt der Zustand des Bieres, wenn die Hefe noch in der Flüssigkeit schwimmt und trübe ist, konnten sich Joachim Markert und Sven Nickel von der Qualität überzeugen. "Das Bier schmeckt jetzt schon, da ist mir nicht bange um die Partnerschaft mit Grünsfeld", zeigte sich Nickel optimistisch. Beim gemeinsamen Treffen im November sollen auch die Gemeinderäte in den Genuss kommen und auch bei den Weihnachtsmärkten der beiden Städte soll das Bier erhältlich sein.