Als in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Autobahn von Würzburg nach Bad Mergentheim geplant wurde, stieß man bei Bodenuntersuchungen auf eine Anomalie im Boden, die sich im Nachhinein als Keltenschanze herausstellen sollte. Mitten im Wald zwischen Schönfeld und Gerchsheim gelegen, ist sie noch heute ein Denkmal besonderen Ranges, auch wenn nicht mehr viel zu erkennen ist. Die große Wallanlage ist noch sichtbar und auch die ehemalige Zisterne, wenn auch zugemüllt, lässt heute noch erahnen, wie groß die Siedlung einmal gewesen sein muss.
Im Rahmen der Taubertäler Wandertage wollten über 50 Personen Näheres über die Geschichte der Keltenschanze erfahren und ließen sich von Norbert Deckert und Henry Müller führen. Von der Gerchsheimer Turn- und Festhalle aus führte der Weg durch den Spitalwald, der seinen Namen von ehemaligen Besitzungen des Würzburger Dietrich-Stifts hat und später auch zu Teilen den Brüdern von Kloster Oberzell gehörte. Die heutigen Schwestern zogen erst später in das Kloster ein. Weiter ging es über die Autobahn A81 bis zur Gemarkungsgrenze Gerchsheim Schönfeld, die von Norbert Deckert in Eigenregie mit Hinweistafeln gut zu finden ist.
Entlang der Grenze und parallel zur Autobahn wanderte die Gruppe durch den herbstlichen Mischwald, bis sie an der Keltenschanze ankam. "Und wo soll die jetzt sein?", fragten einige Auswärtige. Denn zu sehen ist bis auf einen Graben und den dazugehörigen Wall nicht mehr viel von dem einst imposanten Bauwerk, das noch bis ins 15. Jahrhundert bewohnt war. Anders als einige Quellen nahelegen, existierte die Siedlung Rohrensee im 30-jährigen Krieg nicht mehr. Warum sie aufgegeben wurde, darüber kann man nur spekulieren. Eventuell haben Besitzstreitigkeiten zwischen dem Hochstift Würzburg und Churmainz, die sich den Besitz des Dorfes damals teilten, dazu geführt, dass die Bewohner vertrieben wurden, vermutet Norbert Deckert. Er forscht viel in alten Quellen und hat schon so einiges an Geschichten aus seiner Heimat zusammen mit dem örtlichen Heimat- und Kulturverein aufgedeckt.
Ein großes Haus auf einem Hektar Schanze
Die ehemalige Keltenschanze hatte eine Dimension von 88 Metern im Norden, 72 Meter im Osten, 64 Meter im Süden sowie 36 Meter und 60 Meter im Nordwesten. Der Flächeninhalt betrug 0,665 Hektar. Im Gelände ließ sich ein großes Rechteckhaus von 19,3 Metern auf 11,6 Metern mit dem Eingang nahe der südlichen Langseite nachweisen. Bei der Märzgrabung 1938 im Innern der Schanze entdeckte man an einer schwachen Erhebung von ziemlicher Ausdehnung Steine und Brandschutt. Die Untersuchung ergab eine kompakte Brandschicht, die stark mit gebranntem Lehm durchsetzt war. Im Schutt fanden sich zahlreiche Keramikscherben sowie einige Metallgegenstände wie Hufeisen, Pflugschar, Sichel und Spatenbeschläge, von denen ein Steigbügel, ein Sporn und ein kunstvoll gearbeitetes Vorhängeschloß besonders erwähnt werden.
Das Ungewöhnliche an der Anlage ist die Fünfeckigkeit. Das liege an der Form des damaligen Bachlaufes, den die Erbauer einfach als Grenzfläche aufnahmen, erläutert Norbert Deckert. Leider wurden die Ausgrabungen durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs eingestellt und auch der Autobahnbau, Arbeitstitel A40, wurde nie verwirklicht. Als dann später die A81 errichtet wurde, verlagerte man den Trassenverlauf weiter westlich, sodass die Keltenschanze keine Rolle spielte. Sie fiel in einen Dornröschenschlaf und wird erst jetzt langsam wieder ins Gedächtnis der Menschen gerufen. Eventuell stehen weitere Ausgrabungsarbeiten an, wenn sich das Landesdenkmalamt zu Grabungen entschließt. Norbert Deckert ist überzeugt, dass sich noch Gegenstände aus der Zeit der Kelten finden lassen.
Wer etwas besser erhaltene Anlagen bestaunen möchte: In Brehmen, Bütthard oder bei Gerichtstetten sind sie zu besichtigen. Aber nur die Anlage auf der Gemarkung Gerchsheim/Schönfeld hat die fünfeckige Form.