
"Mens sana in corpore sano - Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper." Das wussten schon die alten Griechen. Und Edgar Itt weiß das auch. Er war einer der schnellsten Hürdenläufer der Welt und einer der erfolgreichsten Deutschlands. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist er als Mental-Coach unterwegs. Beim Vortrag in der Stadthalle machte er deutlich, dass ein gesunder Geist und ein gesunder Körper zusammengehören.
"Oftmals wird nur der Körper trainiert. Vielen ist gar nicht bewusst, dass die kognitiven Fähigkeiten schon weit früher im Leben abbauen, als man denkt", erklärte Marco Uhl zur Einführung. Zusammen mit seiner Frau Casandra betreibt er das "Therapiezentrum Grünsfeld" und hat Edgar Itt nach Grünsfeld geholt.
Zehn Jahre war Itt Hochleistungssportler und gehörte zu den 20 besten Hürdenläufern der Welt. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul holte er Bronze mit der 4 x 400-Meter-Staffel. Seit 2000 ist der 57-Jährige Motivationstrainer für Führungskräfte und Mitarbeiter von Unternehmen. 2012 war er als Mentaltrainer der deutschen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen in London dabei.
Edgar Itt macht auch mit knapp 60 Jahren noch täglich Sport
Dass Itt auf die 60 zugeht, sieht man ihm nicht an. "Ich mache jeden Tag Gesundheitssport, altersgerecht", erzählte er mit einem Schmunzeln. Er nutzt seinen Angaben zufolge den Crosstrainer. Das schone die Knie, beanspruche aber das Herz-Kreislauf-System. Dann gehe er an elektronische Kraftgeräte und versuche, einmal die Woche zu joggen. "Ich trainiere jeden Tag zwischen 45 und 90 Minuten und kann behaupten, für mein Alter weit überdurchschnittlich fit zu sein."
Andere können das nicht von sich behaupten. Fast ein Drittel aller Erwachsenen bewegt sich nicht genug. Das ergab kürzlich eine Studie der Weltgesundheitsorganisation. Als kontraproduktiv hätten sich auch die massiven Einschränkungen während Corona erwiesen. Sport und Interaktion waren lange Zeit untersagt. "Daraus sind viele physische und psychische Probleme entstanden, vor allem bei Kindern und Jugendlichen", betonte Itt. Diese müssten jetzt in irgendeiner Form aufgeholt werden.
Ab dem 21. Lebensjahr baut das Gehirn ab, mit 25 verliert man an Muskulatur
Itt forderte die Zuhörer in der Stadthalle dazu auf, der Biologie ein Schnippchen zu schlagen. Die ist unerbittlich. Schon ab dem 21. Lebensjahr beginnt das Gehirn eines Menschen abzubauen, ungefähr im Alter von 25 Jahren verliert man an Muskulatur. "Wir können dies durch Training allerdings kompensieren", zeigte Itt sich überzeugt.

Das gilt Itts Auffassung zufolge besonders für Senioren ab dem 60. Lebensjahr. Jährlich verlieren sie bis zu acht Prozent an Muskeln. "Je weniger Muskulatur man hat, umso steifer wird man." Außerdem stärke ein trainierter Körper das Immunsystem. "Je besser die Muskulatur trainiert wird, desto besser funktioniert auch das Gehirn", erklärte der Mental-Coach. Dies müsse aktiv angegangen werden, "denn der Mensch ist von Natur aus faul und bequem". Mit Gehirntraining lasse sich zudem das Demenz- und Burn-out-Risiko vermindern.
Risiken berge auch die Büroarbeit, so Itt. Die Computernutzung reduziere nachweislich die Gehirnleistung. "Wir werden nicht mehr wie früher zum Denken angeregt, sondern das macht jetzt alles der Computer, und deshalb baut das Gehirn immer weiter ab", sagte Itt. Doch dem könne man entgegensteuern. "Je besser die Muskulatur trainiert wird, desto besser funktioniert auch das Gehirn." Itt wollte deshalb auch keine Ausreden gelten lassen: "Egal, in welchem Alter. Man kann jederzeit auf ein höheres Niveau kommen, wenn man immer wieder neue Reize setzt."
