Dubiose Geschäfte eines Kirchenvertreters sorgen im Nachbar-Bistum für Aufregung: Der früher in Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis) tätige Dekan E. soll wegen Verdachts des Betrugs und der Untreue zum Nachteil kirchlicher Institutionen in Mannheim auf die Anklagebank.
Betrug in 88 Fällen
Die für Wirtschaftskriminalität zuständige Staatsanwaltschaft Mannheim hatte bereits Ende 2017 bestätigt, dass sie gegen einen katholischen Geistlichen ermittelt. Inzwischen ist Anklage erhoben. Dem Dekan und Pfarrer – der zuletzt in Lahr tätig war – wird Betrug in 88 Fällen sowie Untreue und Urkundenfälschung vorgeworfen. E. soll zwischen Januar 2013 und April 2017 unter Verwendung von Briefköpfen zweier ausländischer Firmen 72 Rechnungen an den Caritasverband für angebliche Leistungen im IT-Bereich gefertigt haben. Gesamtsumme der Rechnungen: 195 532 Euro.
Auf ausländische Konten überwiesen
Ohne formale Zuständigkeit soll er die Rechnungen als ordnungsgemäß gekennzeichnet haben, woraufhin gutgläubige Mitarbeiter des Caritasverbandes das Geld auf ausländische Konten überwiesen hätten. Die Anklage geht davon aus, dass E. davon letztlich 164 850 Euro selbst erhalten hat.
Spenden für ein Phantom-Projekt
Darüber hinaus soll er bei der Abrechnung einer von ihm für den Caritasverband geleiteten Veranstaltungsreihe zwischen Oktober 2013 und Januar 2017 in elf Fällen nicht entstandene Auslagen in Höhe von 16 921 Euro gefordert und erhalten haben. Außerdem soll er in mindestens vier Fällen „bewusst wahrheitswidrig“ gegenüber einer Ordensgemeinschaft vorgegeben haben, Spenden für ein Projekt der Caritas in Spanien zu benötigen. So habe er insgesamt 21 000 Euro von dem Orden für ein Projekt erhalten, das nicht existierte. Aus der Barkasse eines Pfarramts soll E. mindestens 2400 Euro genommen haben.
Persönlich bereichert?
Das Ermittlungsverfahren war aufgrund einer Anzeige des Erzbischöflichen Ordinariats des Erzbistums Freiburg eingeleitet worden, zu dem Tauberbischofsheim gehört. Der Beschuldigte sitzt in Haft. „Das aktive Vorgehen der Erzdiözese war nötig geworden, nachdem sich aus dem Entwurf eines entsprechenden Prüfungsberichts des Erzbischöflichen Rechnungshofs der Verdacht ergeben hatte, dass der ehemalige Dekan sich möglicherweise persönlich bereichert hat“, so die Pressestelle des Erzbistums.
Der Rechnungshof der Erzdiözese habe das Dekanat und weitere Rechtsträger überprüft, nachdem Ende 2015 Hinweise auf Fehlverhalten eingegangen seien. Die Prüfung habe Anfang 2016 begonnen, Gespräche mit dem Geistlichen seien zuvor gescheitert.
Von Aufgaben entbunden
Daraufhin sei dem Dekan formal ein Verweis erteilt und die Ausübung seiner gewerblichen Tätigkeiten unter Strafandrohung verboten worden. Seit dem 1. September 2017 sei der ehemalige Dekan krankheitsbedingt von seinen Aufgaben entbunden. Außerdem habe der Rechnungshof mit Untersuchungen begonnen, deren erste Ergebnisse Ende Oktober 2017 vorlagen.
Offiziell hat die katholische Kirche in Lahr Mitte Juni bekannt gegeben, dass der Geistliche ab Anfang September eine Auszeit nehmen will. Er habe den Freiburger Erzbischof Stephan Burger gebeten, „ihn aus gesundheitlichen Gründen von seinen Aufgaben zu entpflichten“.