Am Ostermontag hat das Bauernhofmuseum von Bertold Hollerbach nach zweijähriger Pause erstmals wieder seine Pforten geöffnet. Diesmal gab es für die Besucherinnen und Besucher auch zwei Vorführungen zu sehen, die einen lebendigen Einblick in die traditionelle tauberfränkische Dorfgeschichte gaben.
Unsere Region ist stark landwirtschaftlich geprägt. In den Dörfern und Kleinstädten wirkten und lebten über viele Jahrhunderte die örtlichen Landwirte. Noch bis in die 1960er Jahre gab es hier zahlreiche kleine landwirtschaftliche Betriebe. Fuhrwerke und Schlepper gehörten zum alltäglichen Ortsbild und so manche Bauern und Bäuerinnen hatte zu jener Zeit auch noch ein Pferde- oder Ochsengespann. Heute zeugen von dieser Zeit fast nur noch alte Fotos in den Fotoalben der Bauernfamilien. In den meisten Dörfern gibt es heute nur noch wenige landwirtschaftliche Betriebe.
In Distelhausen wurden einst Getreide, Kartoffeln, Wein und Hopfen angebaut. Weinhändler wie die Familie Abendanz kauften hier Weine auf und verkauften diese gewinnbringend weiter. Auch die Viehzucht und die Milchwirtschaft hatten hier einst ihre Bedeutung. Von 1958 bis 1971 gab es hier im Ort im ehemaligen Zobelschloss sogar eine Mädchenabteilung der Landwirtschaftsschule Tauberbischofsheim.
Authentische Exponate zur Milchproduktion
Alle diese Themen werden im Bauernhofmuseum angesprochen und mit entsprechenden Exponaten ausgestellt. So gibt es hier eine Abteilung "Milchproduktion" mit zahlreichen Ausstellungstücken vom Butterfass bis zur Milchkanne – alles authentisch und früher auch tatsächlich im alltäglichen Einsatz. Bildlich kann man sich noch gut vorstellen, wie einst die Melker und Melkerinnen mit Schemel und Eimer täglich die Kühe molken. Aus der frischen Milch wurde dann nach dem Abschöpfen des Rahmes die Butter für den täglichen Bedarf im "Handbetrieb" im Butterfass und im Butterglas mit Rührwerk hergestellt.
Früher waren bei der Feldarbeit noch Körperkraft und Pferde- und Ochsenstärken gefragt. So ging es zum Pflügen mit dem Gespann auf die Äcker um diese Furche für Furche bearbeitet. Das Mähen der Felder besorgten die fleißigen Landarbeiter und Landarbeiterinnen noch mit der Sense. Garben wurden mit der Sichel geschnitten und zum Abtransport gebündelt. Vor und nach getaner Arbeit mussten die "Mähmesser" wieder geschärft werden. Das geschah mit einem Schleifstein mit Handkurbel und beim Dengeln der Sensen und Sichelblätter mit gezielten Hammerschlägen entlang der Schneidkante (Dengel).
Auch andere Handwerke im Museum vertreten
Neben den Landwirtschaften gab es auch zahlreiche weitere Handwerke wie Schmiede und Wagner in den Dörfern – auch ihnen ist hier ein Themenbereich gewidmet. So ist um Museum auch eine komplette alte Schmiede mit zahlreichen Werkzeugen, einem Amboss sowie den hier früher hergestellten Alltagsgebrauchsgegenständen zu sehen. Der Schmied reparierte verschiedenste landwirtschaftliche Geräte, stellte Teile her und beschlug die Pferde.
Landwirtschaftliche Fahrzeuge wie Schlepper bekannter Hersteller sind heute Sammlerstücke und werden stolz auf Schleppertreffen in der Region präsentiert. Auch hier gibt es einige schöne Fahrzeuge im Bauernhofmuseum von Bertold Hollerbach zu sehen. Zu jedem seiner Ausstellungstücke, die er über viele Jahre liebevoll zusammengetragen hat, kann der passionierte Distelhäuser Landwirt eine Geschichte erzählen. Beim Gang durch die verschiedenen Themenbereiche gibt es immer wieder etwas zu entdecken. So manche Gäste erinnerte der Besuch an die eigenen Familiengeschichte und die früher harte Arbeit auf dem eigenen Hof. Auch junge Besucherinnen und Besucher hatten ihren Spaß.