Die Premiere setzte gleich ein Ausrufezeichen: „Eine so ausgelassene Stimmung gab’s hier schon länger nicht mehr“, befand eine regelmäßige Besucherin, die damit ein Fazit für eigentlich alle anderen zog. Rund 180 Gäste im quasi ausverkauften Konradsaal hielten sich somit in ihrer Begeisterung nicht zurück über ein glanzvolles Frühlingskonzert des Musikvereines Hochhausen, bei dem erstmals der neue Leiter Reiner Rödiger den Dirigentenstab schwang.
Der Nachfolger des zuvor mehr als elf Jahre amtierenden Bernd Eckert „vermittelte total die Spielfreude und Lust am Musizieren“, wie es später ein führendes Mitglied der Kapelle ausdrückte – tönende Funken, die von Anfang an vom hörbar harmonierenden 28-köpfigen Klangkörper von der kleinen Bühne aus auf das nicht mit langem Applaus geizende Publikum übersprangen. Kein Wunder daher, dass über die gut zweieinhalb Stunden bei allen insgesamt 15 Stücken durchweg beste Laune herrschte – getoppt noch einmal bei den zwei stürmisch geforderten Zugaben.
Stets ungebremster Einsatz
„Frühling bedeutet Aufbruchstimmung, Aufblühen, Leichtigkeit, Wachstum und neuen Schwung“, formulierte es in seiner Einleitung mit diversen Willkommensgrüßen der Vorsitzende Wendelin Bundschuh, der anmerkte, diese speziellen Gefühle an diesem Abend ‘rüberbringen zu wollen. Ein Versprechen, dem das Ensemble in einem in zwei Teile gegliederten Programm in beiden doch recht unterschiedlichen „Geschmacksrichtungen“ bei stets ungebremstem Einsatz voll nachkam.
Während somit nach der Pause die einzelnen Beiträge in aller Vielfalt und breitgestreuten Facetten die Zuhörer ebenfalls gekonnt vereinnahmten, dominierte in der ersten Hälfte ausschließlich das Motto „Böhmisch – und noch viel mehr“. Man spiele die Blasmusik aus diesem Umfeld gerne, weil sie den Charakter dieses Landstriches widerspiegele, „nämlich Gemütlichkeit, Gefühl und Harmonie“, fügte dazu der Vorsitzende noch an, ehe das Mikrofon für die Übergänge dann endgültig der Schriftführerin gehörte.
Birgit Schubert oblag es dabei erneut, als fachkundige und gewohnt souveräne Moderatorin mit viel Hintergrundinformationen durch den Ablauf zu führen. Dem Auftakt mit dem flotten Konzertmarsch „Abel Tasman“ (Komponist Alexander Pfluger), gewidmet dem im 17. Jahrhundert kreuzenden niederländischen gleichnamigen Seefahrer, schloss sich die beim Grand Prix der Blasmusik vertretene „Brauhaus-Polka“ (Lukas Bruckmeyer) an, abgelöst von der Polka „Daheim in Böhmen“ (Freek Mestrini).
Vorwiegend geprägt von dem ab 1956 die Szene bereichernden Ernst Mosch mit seinen Egerländer Musikanten überzeugten daraufhin der Walzer „Böhmisches Gold“ (Simon Hardenberg/Wenzel Zittner), der Marsch zur 1898 ermordeten Gattin von Herrscher Franz Joseph I., „Kaiserin Sissi“ (Timo Dellweg), die Polkas „Morgengedanken“ (Norbert Gälle) und „Ein junger Egerländer“ (Daniel Fischinger) sowie zum Abschluss des ersten Abschnitts der „Castaldo-Marsch“ (Rudolf Novacek), militärisch exakt ausgelegt auf die 114 Schritte pro Minute.
Mit viel Getöse
Mit viel Getöse ging’s dann nach mehreren Pausenminuten mit dem donnernden Marsch „The Thunderer“ (John Philip Sousa) weiter, bevor „Gabriella’s Song“ (Stefan Dan Nilsson) vom schwedischen Movie „Sa Som I Himmelen“ mit einen der Höhepunkte bildete, glänzte hier doch erstmals Mareike Lauer als einfühlende Gesangssolistin. Beeindruckend aber auch seitens der Instrumentalisten das folgende Potpourri „Sound Giganten“ (Arrangement Manfred Schneider) mit Melodien unter anderem aus den Filmen „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder dem James-Bond-Streifen „Goldfinger“, ehe die nächste Offerte gar noch eine Steigerung darstellte.
Tituliert als „Selections From Starlight Express“ (Andrew Lloyd Webber) erwies man dem seit 1988 in Bochum inzwischen mit bereits mehr als 11 700 Aufführungen notierten Musical die gebührende Reverenz, bevor der Charleston „The Black River“ (Walter Schneider), der sich an Rumba oder Tango orientierende Beguin „Blue Night“ (ebenfalls Walter Schneider) und nicht zuletzt die Darbietung „Mars der Medici“ (Johan Wichers) die per Flyer festgehaltene Reihenfolge vervollständigten.
Nicht fehlen durften natürlich die lautstark aus den Reihen der Zuschauer verlangten Zugaben wie die Polka „Böhmische Liebe“ und der zünftige „Deutschmeister-Regimentsmarsch“, während man seitens des Vereins zwischendurch die sich bietende Gelegenheit nutzte, in diesem Rahmen verdiente Personen entsprechend auszuzeichnen.
Ehrennadeln
Die Ehrennadel in Bronze erhielten hier sowohl der seit zehn Jahren aktive Musiker Jonathan Ponzer wie darüber hinaus auch Marcella Wagner und Patrick Wöppel für 20-jährige Mitgliedschaft, wohingegen man Erich Knüttel, Gerhard Meyer, Heinz Heilemann, Jutta Schulz, Manfred Bach, Nelly Teller, Otto Thoma sowie Renate Kaufmann für 40 Jahre jeweils mit der goldenen Ausführung bedachte.
Bürgermeister Wolfgang Vockel unterstrich abschließend die Bedeutung des Musikvereins, und zwar als „wichtiger Kulturträger“.