
Seit dem Mittelalter spielten Klosterkräutergärten eine zentrale Rolle in der Heilkunst, Selbstversorgung und Wissensvermittlung. In einer Zeit, in der medizinische Versorgung oft rar war, boten Klöster Zuflucht und Hilfe für Kranke und Verletzte. Die Klostermedizin basierte auf der Naturheilkunde. Mönche und Nonnen kultivierten Heilkräuter wie Salbei, Thymian oder Kamille, um daraus Salben, Tees und Tinkturen herzustellen.
Diese Pflanzen dienten der Behandlung von Fieber, Magenbeschwerden oder Wunden. Viele dieser Kenntnisse wurden in umfangreichen Heilkräuterbüchern festgehalten, wie dem bekannten "Lorscher Arzneibuch" aus dem 8. Jahrhundert. Neben der medizinischen Nutzung hatten die Klosterkräutergärten auch kulinarische Bedeutung.
Die angebauten Kräuter verfeinerten Speisen, machten sie bekömmlicher und dienten als natürliche Konservierungsmittel. Besonders Rosmarin, Minze und Basilikum wurden häufig zur Verfeinerung von Gerichten eingesetzt. Viele Klosterkräuter hatten auch eine religiöse Bedeutung. Pflanzen wie Weihrauch und Myrrhe wurden für Zeremonien genutzt, Lavendel galt als Symbol der Reinheit, und Rosmarinzweige wurden als Schutz vor Krankheiten in die Wohnräume gehängt.

Klöster waren nicht nur Orte des Gebets, sondern auch der Wissenschaft, wie das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach. In den Schreibstuben wurden Kenntnisse über den Anbau und die Wirkung von Heilkräutern gesammelt und weitergegeben. Zudem erprobten die Mönche neue landwirtschaftliche Methoden, die langfristig zur Weiterentwicklung der Agrarwirtschaft beitrugen.
Die Tradition bewahren
Noch heute erinnern historische Klostergärten an diese alten Traditionen. Viele Klosteranlagen pflegen weiterhin ihre überlieferten Gartenkulturen und bieten Seminare zur Heilkräuterkunde an. Das alte Wissen lebt somit weiter und erfreut sich in Zeiten der Naturheilkunde zunehmender Beliebtheit. In Bronnbach wurde erst kürzlich der Kräutergarten an der Orangerie vom Freundeskreis Kloster Bronnbach wiederhergestellt.
Auch das war ein Grund in den vielen Veranstaltungen im Kloster das Thema "Kräuter und Naturkosmetik" aus mehreren Blickwinkeln zu beleuchten. Über das Jahr verteilt finden interessante Kurse zu allen möglichen Naturthemen statt, die nur darauf warten, dass man sich intensiv mit der Natur und ihrer Wirkung auf den menschlichen Körper befasst.
Einer davon fand kürzlich in der Vinothek statt. Yoga-Lehrerin und Wildkräuterexpertin Sonja Lanig und ihre Kollegin Jennie Spiller leiteten zehn Frauen – Männer hatten scheinbar die Teilnahme verweigert – bei der Herstellung von Naturkosmetik an. Sie geben ihr Wissen gerne weiter, betonten die beiden Fachfrauen, die sich scherzhaft als "Kräuterhexen" bezeichneten. Das war natürlich nicht wahr, denn das Wissen um die Wirkung von Kräutern und natürlichen Stoffen liegt nicht nur in den Händen der Frauen, sondern auch in alten Büchern aus Klöstern, wie Bronnbach, wo Mönche sich auf die Heilkunst verstanden.
Naturkosmetik selbstgemacht
Die Kursteilnehmerinnen waren aus unterschiedlichsten Altersklassen und auch mit unterschiedlichem Vorwissen in die Vinothek gekommen, die an diesem Abend eine "Hexenküche" werden sollte. Sonja Lanig und Jennie Spiller machten deutlich, dass bei selbst hergestellter Kosmetik man genau wisse, was enthalten ist, denn gekaufte Naturkosmetik kann oft chemische Farbstoffe, Paraffine, Mineralöle, Mikroplastik, Duftstoffe, Konservierungsstoffe oder Silikone enthalten. "Das ist nicht nur für die Umwelt schädlich, sondern kann auch deiner Gesundheit schaden", referierte Sonja Lanig.

Allerdings sei selbst hergestellte Kosmetik meist nur kurz haltbar. Das müsse man unbedingt beachten. Wichtig war den beiden, mit Kräutern zu arbeiten, die in der Nähe selbst gefunden werden können. "Es ist ein Schatz, den wir vor der Haustür haben", der muss nur gehoben werden, findet Lanig. Und Jennie Spiller schob nach, dass man bei Naturkosmetik fast nichts falsch machen kann.
Zur Begrüßung gab es erst einmal ein Glas Wasser, verfeinert mit Oxymel, einem Gemisch von Apfelessig und Honig. Ihm wird in der Literatur eine Superkraft zugeschrieben. Danach stellten die Teilnehmerinnen einen Lippenbalsam, eine Haarkur, eine Körpercreme, ein Jungbrunnenserum und einen Haarsmoothie her, den alle mit nach Hause nehmen konnten. Zufrieden und um einige Erfahrungen reicher trennte man sich, will aber die Augen offenhalte und zu den weiteren Veranstaltungen im Kloster wiederkommen.
Die nächste Gelegenheit ist bereits am 23. März, wenn Anne Ohm die Gemmotherapie vorstellt, die Heilkräfte der Bäume und Sträucher. Weitere Termine zum Thema Naturheilkräfte: 22. April, 29. April, 10. Mai, 20. Mai, 28. Juni, 29. Juli, 30. September und 25. November.