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Die etwas andere Kunstsammlerin
Medienkunst: Sie sammelt seit zehn Jahren und ist damit international erfolgreich. Doch weil Julia Stoschek zudem reich, attraktiv und jung ist, glitzert immer auch Glamour auf, wenn von ihr die Rede ist. Dabei möchte sie, dass die Kunst im Mittelpunkt steht.
dpa
 |  aktualisiert: 24.05.2022 09:40 Uhr

Karlsruhe (dpa/lsw) - Auf das Aussehen reduziert zu werden, kann ganz schön nerven. Julia Stoschek kennt das. Die 38-Jährige hätte als Fotomodell Karriere machen können. Stattdessen hat die dunkelhaarige Millionenerbin in zehn Jahren eine international beachtete Medienkunst-Sammlung aufgebaut. 50 jüngere Highlights aus ihrer inzwischen rund 600 Werke umfassenden Düsseldorfer „Julia Stoschek Collection“ präsentiert sie ab Sonntag (bis 22. Juni) im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) - und zeigt dabei auch, dass sie jedenfalls eine etwas andere Kunstsammlerin ist.

Dabei war ihre Kunst-Karriere keinesfalls vorgezeichnet: Gut behütet im oberfränkischen Coburg aufgewachsen, studierte die Urenkelin des Unternehmers Max Brose zunächst Betriebswirtschaft. Doch statt ins Tagesgeschäft des Autozulieferers einzusteigen und Technik für Türen, Fensterheber oder Motoren zu verkaufen, entdeckte sie die Kunst für sich.

„Warum ich Sammlerin geworden bin? Es war eine innere Notwendigkeit.“ Zwar waren ihre Eltern selbst nicht in der Kunstszene aktiv, doch in der Familie gab es durchaus eine Kunsttradition: „Meine Großmutter war Schauspielerin, mein Großvater Generalmusikdirektor. Manchmal überspringt das Kunstgen eine Generation“, schmunzelt sie.

Die Hinwendung auf die nicht ganz einfache Medienkunst war für die millionenschwere Gesellschafterin der Brose Fahrzeugteile GmbH ganz logisch: „Ich bin mit den neuen Medien aufgewachsen.“ Stoschek liebt zwar nach eigenem Bekunden die klassische Moderne; doch die sammelt sie nicht. Die 38-Jährige will Zeitzeugin sein: „Ich möchte mit der Sammlung ein gesellschaftliches und kulturelles Abbild meiner Generation schaffen.“

Digitalisierung und das Internet markieren nach ihrer Überzeugung den größten soziokulturellen Umbruch, seit Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert den modernen Buchdruck erfand. Dafür gibt es aus Sicht von Stoschek „keinen zeitgenössischeren Ausdruck als den, der sich in den aktuellen neuen Medien manifestiert“.

In der 2007 eröffneten „Julia Stoschek Collection“ vereint sie in einem ehemaligen Düsseldorfer Fabrikgebäude „zeitbasierte“ Videokunst und Installationen vor allem aus dem US-amerikanischen Raum. Die Brose-Erbin sammelt brachiale Werke eines Aaron Young genauso wie die fast anrührend wirkende moderne Sisyphos-Sequenz mit VW-Käfer von Francis Alys. In ihrem denkmalgeschützten Kunstspeicher, über dem sie selbst wohnt, sind aber auch Werke von Marina Abramovic, Pipilotti Rist, Christoph Schlingensief, Björk oder Medienkunstklassiker wie Bruce Nauman vertreten.

Zugleich widmet sich die Wahl-Düsseldorferin der aufwendigen Archivierung und Konservierung von Medienkunst. „Mein Wunsch ist es, dieses künstlerische Kapital zumindest an die nächste Generation weitergeben zu können.“ Dass damit kein Geld zu verdienen ist, stört sie nicht. „Geld als Selbstzweck interessiert mich nicht.“ Vielmehr der langfristige „kulturelle Mehrwert“.

 
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