Nach dem Ende des Kriegs in Deutschland, am 8.Mai 1945, waren die Soldaten, des Armeelebens müde. Corporal Fredd Wiener alias „Fredd Wayne“ und Co-Autor Sergeant Joe Pollock vom 253. Infanterie Regiment setzten sich in Tauberbischofsheim zusammen und erarbeiteten ein Script der Oper Carmen von Georges Bizet. Als dieses zu deren Zufriedenheit fertiggestellt war, fragten sie ihre Kameraden, wer bereit sei bei dieser Show mitzumachen. Das Interesse war groß und es meldeten sich 49 Männer des Regiments.
Da Gordon „Shorty“ Myers bereits während seiner Highschool-Zeit Erfahrung als Beleuchter gesammelt hatte, fragten ihn die Männer ob er bereit sei diesen Part in der Show zu übernehmen. Er willigte ohne lange zu überlegen ein. Und nach mehreren Proben im Hof des Badischen Hofs waren die Männer bereit für die erste Show.
Keine perfekte Premiere in Tauberbischofsheim
Die erste Carmen–Shows, eine Parodie der Oper Carmen, wurden am 9.Juni im Tauberbischofsheimer Rathaus zum ersten Mal aufgeführt. Die Show war noch nicht perfekt, da viele der Akteure anfangs ihre Texte vergaßen. Nach drei Aufführungen in Tauberbischofsheim waren die Leute so weit, um weitere Vorführungen zum Besten geben zu können. Es folgten weitere Auftritte in Lauda, Wertheim und Bad Mergentheim. Ein Lieutenant, der bei der Show zugegen war, fragte ob wir bereit wären auch in Heidelberg aufzutreten. Nach der Rücksprache mit ihrem Colonel kamen die in Tauberbischofsheim stationierten Soldaten schließlich unter das Kommando der 7. US-Armee. Der Weg für weitere Auftritte war geebnet.
Das komplette Equipment für das Truppenbetreuungsprogramm wurde von der 7. US-Armee zur Verfügung gestellt. Mit zwei 10-Tonnen-Lastzügen, fünf 2,5 Tonner und verschiedenen Jeeps ging es auf Tournee. Unter der Leitung von Lieutenant Robert T. Bogan spielten die 44 Akteure und die Band in jedem bekannten Opern- und Theaterhaus in Deutschland und dabei sahen auch viele Deutsche ihre Carmen-Show. Diese war so lustig, dass die Leute sagten, sie hätten niemals zuvor so sehr gelacht.
Weitere Aufführungen in Europa folgten
Das Ensemble hatte weitere Auftritte in Berlin im Scala Theater und in Belgien. Von dort aus ging es weiter nach Frankreich – erste Station war hier die Hauptstadt Paris. In Marseille trafen sie schließlich mit der Bob Hope Show zusammen, danach ging es für drei Wochen nach Italien. Es folgten weitere Auftritte in Österreich darunter im Festspielhaus in Salzburg und in Wien. Nach dieser Tournee ging es weiter nach Nürnberg. Bis September 1945 hatte das Carmen-Team bereits 143 Aufführungen vor 300 000 Zuschauern gegeben. Am 24.Januar 1946 löste sich die Show auf und die Soldaten kehrten zurück nach Hause.
Fredd Wiener blieb der Bühne treu
Der Darsteller der Carmen und einer der Initiatoren der Show, Fredd Wiener, blieb auch nach Ende der Carmen-Show der Bühne treu. Von 1947 bis 1984 spielte er auf verschiedenen Bühnen in den USA Theater. Wayne wirkte zwischen 1954 und 1999 bei zahlreichen auch in Deutschland bekannten Fernsehserien- und Kinofilmen wie „Rauchende Colts“, „Perry Mason“ und „Quincy“ mit. Er spielte an der Seite von Filmgrößen wie Gene Kelly, Rock Hudson, Kirk Douglas und Tony Curtis.
Nach fast 20 Jahren, im Jahr 1964, trafen sich die Mitglieder der Carmen-Show erstmals wieder gemeinsam in New York. 47 der 49 Carmen Show Mitglieder waren zusammengekommen, um noch einmal ihre Show aufzuführen. Zu Gast bei dieser Veranstaltung war auch eine Delegation aus Tauberbischofsheim, der Geburtsstadt der Carmen-Show. Letztmals wurde diese 1985 – also 40 Jahre nach Kriegsende aufgeführt.
