Seinen ersten Oldtimer bekam Klaus Baumann im zarten Alter von fünf Jahren von seinem Vater geschenkt: einen Brezelfenster-Käfer aus dem Jahr 1952. Autos gab es in der Familie Baumann immer: 1907 gründete der Urgroßonkel das Autohaus in Röttingen. Heute ist die Oldtimer-Sparte ein bedeutender Teil des Geschäftes. Vor zwei Jahren wurde das Autohaus das erste Volkswagen Classic Competence Center in Europa. Vor einiger Zeit klopfte der Fernsehsender n-tv für eine Sendereihe bei Klaus Baumann an. Am heutigen Samstag wird eine Folge von mehreren ausgestrahlt.
„Es ist eine Kaufberatung“, erklärt Klaus Baumann das Konzept der Sendung. In der aktuellen Folge wird ein VW Bus T1 vorgestellt, den Baumann im Kundenauftrag verkaufte. Oldtimerfreunde erhalten Informationen zum jeweiligen Modell. Bis 1967 produzierte Volkswagen den legendären „Bulli“. Aber Baumann hat noch mehr auf Lager. In seinem Verkaufsraum sind Rennautos aus den 1930ern mit krudem Schaltknüppel, elegante glänzende Cabriolets aus den 1950ern, der praktische Bulli und auch der robuste Käfer in schöner Eintracht versammelt.
Autos mit Ecken und Kanten
Zwar verkauft und wartet Klaus Baumann auch aktuelle VWs und Audis, doch sein Herz hängt ganz besonders an den alten Modellen. Warum das so ist, kann er selbst nicht genau erklären. „Vielleicht liegt es daran, dass in unserer perfekten Welt ein altes Auto etwas mit Ecken und Kanten ist“, sagt der 47-Jährige. „Da erlebt man das Fahren viel mehr. Es ist ein ganz außergewöhnlicher Reiz, etwas, das man selbst erfahren haben muss.“
Diesen Reiz wollen auch seine Kunden erleben. Klaus Baumann, der früher selbst Oldtimer-Rennen fuhr, zählt zu seinen Kunden Prominente, die teure Einzelstücke kaufen, aber auch ganz normale Menschen aus dem Ochsenfurter Gau, deren große Liebe ihr altes Käferlein ist. Baumanns Oldtimerhandel läuft weltweit. Einen Rennwagen aus den 1960er Jahren verkaufte er an ein arabisches Museum, und auch die Ersatzteilbeschaffung ist weltumspannend. „In Paraguay gibt es einen VW-Importeur, der seit 1953 nie ein Teil weggeschmissen hat“, erzählt Baumann fasziniert. Diese tausende von Teilen umfassende Sammlung hat VW Classic inzwischen gekauft. Zu der in den 1990er Jahren von Volkswagen gegründeten Sparte VW Classic Parts gehört auch das Autohaus von Klaus Baumann. Volkswagen entschloss sich vor zwei Jahren, die Kunden nicht nur mit Ersatzteilen für Oldtimer zu versorgen, sondern auch Serviceleistungen anzubieten. Der erste Partner in diesem Bereich von inzwischen rund zehn in ganz Europa wurde das Röttinger Autohaus Ascari, das der Chef nach der italienischen Rennfahrerlegende Alberto Ascari benannte.
Hilfe von Rentnern
Deshalb beherbergt Klaus Baumann in seiner Werkstatt manchmal auch Autoskelette, die er von Grund auf neu zusammenbaut. „Das ist ein Puzzle für Erwachsene“, schmunzelt Baumann. Und kann schon mal bis zu einem Jahr dauern. Ein Oldtimer lässt sich mit aktuellem Werkzeug nämlich nicht reparieren. Dass Baumann die zeitgenössischen Apparaturen wie den Vergasersynchronisationstester besitzt, versteht sich von selbst.
Außerdem hortet er in mehreren Schränken alte Reparaturleitfäden in Papierform aus den 1950ern, Mikrofiche aus den 1970ern und auch Anleitungen aus dem Computerzeitalter. Falls ihm oder seinen Angestellten tatsächlich einmal die Ideen ausgehen, kann Klaus Baumann darüber hinaus auf einen Fundus altgedienter und begeisterungsfähiger Mechaniker zurückgreifen. Die Rentner haben noch viele Kniffe auf Lager.
Stubenältester bei Ascari ist übrigens der rote französische Salmson aus dem Jahr 1920, bei dem man zum Anlassen vorne eine Kurbel drehen muss. Das Lenkrad ist aus Holz, die Hupe hängt außen am Wagen. Wer mit so einem Auto zum Sonntagsausflug aufbricht, wird garantiert angesprochen. Auch Klaus Baumann ergeht das so, wenn er mit einem der alten Wägelchen unterwegs ist. „Das ist kein Hobby für Introvertierte“, sagte er und lacht.
Die Sendung „PS – Klassik Mobil“ über den Bulli zeigt n-tv am Samstag, 16. Februar, um 18.30 Uhr. Wiederholungen gibt es am Sonntag, 17. Februar um 7.30 Uhr und am Dienstag, 19. Februar, um 16.30 Uhr.