Sie ist ein echter Hingucker und ein Wahrzeichen von Grünsfeld, die Schlossmauer. Dabei ist sie nicht nur eine Ziermauer, sondern vor allem eine Stützmauer. Und diese muss die unterhalb liegenden Gebäude schützen, damit der Hang, auf dem die ehemalige Burg der Zimmerer und Rienecker steht, von der nur noch die Zehntscheune übriggeblieben ist, nicht abrutscht. In den vergangenen Jahren wurden bereits zwei Abschnitte saniert, nun will die Stadt den letzten Abschnitt in Angriff nehmen.
Begonnen hatte man vor zehn Jahren, nun soll 2024 endlich Schluss sein. Dabei ist es nicht die erste Sanierung, erläuterte Architekt Albert Kastner bei einem Ortstermin. In den 1970er-Jahren wurde die letzte Sanierung durchgeführt. Eigentlich sollte man alle 30 Jahre sanieren, so der Fachmann. Diesen Zyklus hat man nicht ganz eingehalten, aber immerhin ist man noch in der Zeit.
Kein Zement mehr in den Fugen
In die jetzige Sanierung fließen die neuesten Erkenntnisse der Maurer und Steinmetze ein. So werden ausgebrochene Fugen nicht mehr mit Zement verfüllt, sondern mit einer Spezialmasse ohne Zement, um die natürliche Ausdehnung der Mauersteine nicht zu verhindern. Sonst käme es zu Spannungen, die den Stein zum Springen bringen könnten oder Risse erzeugen. Beispiele dieser Art lassen sich von der letzten Sanierung genügend finden.
Diesen Fehler möchte man dieses Mal nicht wiederholen. Schadhafte Steine müssen von Hand aus der Mauer herausgelöst und wieder neu eingesetzt werden. Da ist viel Handarbeit angesagt, Maschinen sind keine im Einsatz.
Eine Mauer vor der anderen
Dabei, so hatte Albert Kastner bei früheren Sanierungen festgestellt, besteht die Schlossmauer aus mehreren Schichten. Immer, wenn die alte Mauer in der Vergangenheit schadhaft wurde, setzten die Vorfahren einfach eine neue Mauer davor. So kommt man auf eine Dicke von bis zu vier Metern. Darin fühlen sich die Wurzeln von Bäumen und Sträuchern sehr wohl.
Teilweise armdick sind die Wurzeln, die beim Herausnehmen der Steine auftauchen. Sie müssen entfernt und die Hohlräume verfüllt werden, damit die Stabilität der Mauer wieder gegeben ist. Da ist viel Handarbeit gefragt von den Männern und Frauen der Baufirma Pfeuffer, die die Ausschreibung gewonnen hatte.
Blick ins Tal vom "Balkon"
Etwa 350.000 Euro hat man seitens der Stadt für die Sanierung eingeplant. Man ist froh, aus dem Fördertopf der Stadtsanierung eine Förderung von 60 Prozent zugesagt bekommen zu haben. Keine Förderung gab es vom Amt für Denkmalschutz, bedauert Hauptamtsleiter Jürgen Umminger, aber immerhin 1000 Euro vom Landratsamt in Tauberbischofsheim.
"Wir wollen die Stadtmauer erlebbar machen", nennt Bürgermeister Joachim Markert ein Ziel der Sanierung. Dazu wird auch der "Balkon" so hergerichtet, dass man von ihm wieder einen schönen Blick ins weitläufige Tal hat. Immer wieder werden Besucher beobachtet, die sich gerne hier niederlassen und die Landschaft auf sich wirken lassen.
Um den Aufgang zu erleichtern, will man den gesamten Weg von Überwucherungen befreien und den "Aufgang erlebbar machen", wie es sich Architekt Albert Kastner wünscht. Noch bis ins nächste Jahr wird die Sanierung dauern, dann erstrahlt die Stadtmauer runderneuert und lädt die Bürgerinnen und Bürger ein, sich aktiv mit der Stadtgeschichte zu beschäftigen.