Der Kabarettsommer im Weinhof Ruthardt in Lauda ging am Wochenende in die zweite Runde. Zum Auftakt am Freitag betrat mit Frank Fischer ein alter Bekannter die Bühne. Für den Mainzer war es bereits der siebte Auftritt im Weinhaus Ruthardt. Dieses Mal hatte er sein aktuelles Programm „Meschugge“ mitgebracht. Am Samstag gastierte der vielfach ausgezeichnete Michael Altinger aus München mit seinem Programm „Lichtblick“.
Das Wort „Meschugge“ stammt auf dem Jiddischen und bedeutet so viel wie verrückt. Was ziemlich gut beschreibt, um was es bei Fischers rund zweistündigem Auftritt vor voll besetzten Stuhlreihen ging, nämlich „im Wesentlichen um verrückte Menschen“. Denn dem Kabarettisten geht es wohl wie vielen Menschen heutzutage: „Irgendwie hat man doch den Eindruck, heute sind alle bekloppt geworden“, brachte er den Kern seines Programms prägnant auf den Punkt. Beim Publikum traf er damit sichtlich einen Nerv.
Publikum schnell für sich gewonnen
Fischers scharfsinnige Alltagsbeobachtungen, höchst unterhaltsam und pointiert vorgetragen, wurden mit viel Beifall und Gelächter belohnt. Mit seiner lockeren, sympathischen Art auf der Bühne – etwa wenn er immer wieder ganz entspannt mit Zuschauern plauderte – hatte Fischer schnell das Publikum für sich gewonnen. Ob es nun um Selbstgespräche am Pfandautomaten ging, um seltsame Verkaufsgespräche in der Drogerie oder wie Bäckereien ihren Brötchen heutzutage kuriose Namen wie „Roggi“ oder „Korni“ geben, Fischer nahm den Wahnsinn des Alltags gekonnt auf die Hörner.
Als einen besonderen Hort des Wahnsinns hatte er dabei die Deutsche Bahn ausgemacht. Denn dort gebe es „besonders viele Bekloppte“. Um sich zumindest allzu nerviger Sitznachbarn zu entledigen hatte der Kabarettist gleich praktische Tipps mitgebracht. Der erste: gleichzeitig einen Tic und Selbstgespräche vortäuschen. Und wenn das nicht hilft, einfach mal Mal Siri fragen, ob Krätze ansteckend ist. Beim Thema Wahnsinn durfte natürlich auch ein Ausflug in die Politik nicht fehlen. So ließ er das Publikum etwa wissen, dass er den ehemaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer vermisst. „Jetzt nicht fachlich, aber satirisch“.
"Da draußen lauter Deppen"
Michael Altinger schlug am Samstag in eine ähnliche Kerbe wie Frank Fischer. Tenor: „Wir hier drin sind die Guten und da draußen lauter Deppen.“ Im Gegensatz zu Fischer kam Altinger nicht alleine. Mit ihm auf der Bühne stand der Gitarrist Andreas Rother, der Altinger nicht nur musikalisch begleitete, sondern immer wieder auch in die Rolle des Sidekicks schlüpfte. Dabei ergänzten sich die beiden perfekt: Altinger, die explosive Kalauerkanone, Rother, der ruhige Gegenpol, der mit trockenen Humor glänzte.
Gemeinsam präsentierten Altinger und Rother ein äußerst vielfältiges Programm. Eine bunte Mischung aus klassischem Kabarett, humorvollen musikalischen Einlagen und bisweilen auch philosophisch Passagen. Letzteres etwa, wenn er den Gästen im voll besetzten Weinhof Ruthardt riet: „Wenn die Zukunft schwierig wird, sollte man die Gegenwart so lange rauszögern wie möglich.“
Alltag in Strunzenöd
Den rote Faden durch Altingers Programm zogen die immer wiederkehrenden Alltagsgeschichten aus dem fiktiven bayrischen Dorf Strunzenöd. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem ebenfalls erfundenen Bürgermeister Helmut Lux. Dem hat Altinger sogar eines seiner tiefsinnigen Gedichte gewidmet: „So groß das Herz, so hell der Mut, wie gut uns doch, der Helmut tut.“
Neben den urkomischen Geschichten aus Strunzenöd, die sich mit so bedeutenden kommunalpolitischen Themen wie Frühlingsfest, Herbstfest und der VIP-Lounge im Festzelt beschäftigten, adressierte Altinger auch kritische Zeilen an die echte Politik und umstrittene Sportverbände. Etwa wenn er das wenig engagierte Handeln von Verkehrsminister Volker Wissing beim Thema Tempolimit beanstandete oder das IOC mit seinem Präsidenten Thomas Bach aus Tauberbischofsheim als Internationale Organisation für Corruption bezeichnete.