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GRÜNSFELD
Der Vollender des Brahms-Kultes
Bearbeitet von Andreas Köster
 |  aktualisiert: 18.08.2016 03:31 Uhr

An diesem Samstag vor 100 Jahren, dem 13. August 1916, starb in München der berühmte Komponist und Dirigent Fritz Steinbach. Sein 100. Todestag lässt vor allem die Grünsfelder auf das Leben des großen Musikers zurückblicken, denn er wurde am 17. Juni 1855 in ihrer Stadt geboren. In seiner Heimat war er aber lange vergessen, bis Bürgermeister Willi Bau in den 1960er Jahren Fritz Steinbachs Lebensgeschichte erforschte und mit dem Tauberbischofsheimer Tondichter Richard Trunk und dem Verlag Schott in Mainz Kontakt aufnahm, der Kompositionen Steinbachs verlegt hatte.

Albin Wolfstädter vom Kulturverein Grünsfeld stellt den Komponisten vor: Vater Johann Anton Steinbach, der in Grünsfeld als Kantor und Organist und bis 1890 als Rektor der Schule tätig war, förderte schon früh das musikalische Talent seiner Söhne. Fritz folgte seinem sechs Jahre älteren Bruder Emil auf das Konservatorium in Leipzig, wo er den Kompositionspreis der Frankfurter Mozart-Stiftung errang und zum ersten Mal mit Johannes Brahms zusammentraf.

Nach weiteren Studienjahren in Karlsruhe und Wien wurde Fritz Steinbach 1880 unter seinem Bruder Emil 2. Kapellmeister in Mainz und 1886 von Hans von Bülow als Lehrer für Kontrapunkt und Komposition an das Hochsche Konservatorium in Frankfurt berufen. Dort blieb er freilich nur wenige Monate, da er gegen starke Konkurrenz Hofkapellmeister in Meiningen wurde.

Nachfolger von Richard Strauss

Als Nachfolger von Richard Strauss übernahm Steinbach vor 130 Jahren die Leitung der Hofkapelle des Herzogtums Sachsen-Meiningen, die zu den führenden Klangkörpern des deutschen Kaiserreichs gehörte. Bald gründete er den gemischten Chor „Singverein“ und führte das „Deutsche Requiem“ von Brahms, den „Judas Makkabäus“ von Händel, die „Neunte“ von Beethoven und Bachs „Matthäus-Passion“ auf. Für die Meininger Landesmusikfeste, die er 1895 begründete, gewann er leistungsstarke Singvereine des Herzogtums und zog Besucher aus ganz Mitteleuropa an. Steinbach wurde auch als Gastdirigent eingeladen und ging mit seinem Orchester ab 1897 auf Reisen nach Moskau, St. Petersburg und London.

Bei rund 250 Konzerten außerhalb Meiningens feierte er große Triumphe und wurde ein wichtiger Interpret der Werke Johannes Brahms', dem er das 2. Musikfest widmete. Da Meiningen zum Mekka der Brahms-Liebhaber geworden war, wurde dort 1899 auf Initiative Steinbachs ein Brahms-Denkmal errichtet. Mit Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen war Dirigent Steinbach freundschaftlich verbunden. Der Landesherr förderte ihn, ernannte ihn zum Generalmusikdirektor und zeichnete ihn mit mehreren Orden aus.

Generalmusikdirektor in Köln

Im Frühjahr 1903 wechselte Fritz Steinbach nach Köln, wohin er zuvor schon als Gastdirigent verpflichtet worden war. Auf dem Zenit seiner Dirigentenlaufbahn wurde er städtischer Kapellmeister, Leiter der Gürzenich-Konzerte und der Musikalischen Gesellschaft sowie Direktor des Konservatoriums. Er festigte Kölns Ruf im Musikgeschehen und machte die Stadt zu einem „Bayreuth“ für Brahms, wie ein Biograf schrieb, setzte sich aber auch für Gustav Mahler und besonders für Max Reger und zeitgenössische Komponisten ein.

Als Gastdirigent leitete er 1904 das London Symphonic Orchestra und wurde 1906 in den USA, besonders in New York und Boston, gefeiert. Seine Volkskonzerte in Köln, Niederrheinische Musikfeste und das „Deutsche Musikfest“ bei der Weltausstellung 1910 in Brüssel dürfen nicht unerwähnt bleiben. An der Rheinischen Musikschule unter Steinbachs Leitung waren zu Beginn des Ersten Weltkriegs 700 Studenten eingeschrieben.

Bei der anstrengenden Tätigkeit zog sich Steinbach ein Herzleiden zu, das ihn 1914 zu einer Kur in Bad Nauheim, dann aber sogar zum Abschied in Köln zwang. Der 59-Jährige übersiedelte nach München, wo er noch als Gast im Kunstverein dirigierte, aber schon am 13. August 1916 verstarb.

In Fachzeitschriften und Musiklexika wird sein Wirken gewürdigt. Wilhelm Furtwängler rühmt den Dirigenten Steinbach als den Vollender des Brahms-Kultes. Mit seinen Kompositionen war Steinbach dagegen selbst weniger zufrieden.

Fritz Steinbach und seine Geburtsstadt Grünsfeld

In der „Geschichte der Stadt Grünsfeld“ hat Elmar Weiß das Leben der beiden Musiker Emil und Fritz Steinbach ausführlich dargestellt. Nach einer großen Ausstellung im Amtshaus Grünsfeld zu Fritz Steinbachs 150. Geburtstag wurde das Straßenschild der nach ihm benannten Straße um biografische Angaben ergänzt. In der Dauerausstellung zur Grünsfelder Stadtgeschichte im Leuchtenbergsaal wird Fritz Steinbach als berühmter Heimatsohn besonders herausgestellt. Auch in der Musikwelt ist Fritz Steinbach nicht vergessen. 2013 wurden seine Aufführungsanweisungen zu Brahms' symphonischem Werk unter dem Titel „Brahms in der Meininger Tradition“ neu herausgegeben.
 
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