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Großrinderfeld
Der letzte Weg Jesu als Chorgesang in der Johanneskirche in Gerchsheim
Geprägt von vielen Solostimmen war die Aufführung der Matthäuspassion von Johannes Georg Kühnhausen, die der Kirchenchor Gerchsheim unter der Leitung von Ursula Leicht am Palmsonntag zu Gehör brachte.
Foto: Matthias Ernst | Geprägt von vielen Solostimmen war die Aufführung der Matthäuspassion von Johannes Georg Kühnhausen, die der Kirchenchor Gerchsheim unter der Leitung von Ursula Leicht am Palmsonntag zu Gehör brachte.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 28.03.2024 02:49 Uhr

Passend zum Palmsonntag hatte der Kirchenchor Gerchsheim eine Version der Matthäuspassion einstudiert, die sonst eher selten aufgeführt wird. Die häufig aufgeführten Passionen von Johann Sebastian Bach oder Joseph Haydn sind weltbekannt, die von Johannes Georg Kühnhausen (1640-1714) sind es weniger. Dabei gilt das einzig erhaltene Werk des Stadtkantors von Celle als ein Vorläufer und Inspirator für die späteren Werke.

Viel weiß man nicht über Kühnhausen, der ab 1661 als Kirchenmusiker den Aufschwung der Musik nach dem katastrophalen Ende des 30-jährigen Krieges miterlebte und sicher ein wenig auch prägte. Gesichert ist nur, dass Kirchenmusiker wie er die Vertonungen und Lieder nicht zum Ruhm für die Nachwelt schrieben, sondern für den täglichen Gebrauch. Dabei orientierten sich diese Komponisten nach den Möglichkeiten, die sie vor Ort antrafen. So dauert die Matthäuspassion von Kühnhausen auch "nur" gut 80 Minuten, das opulente Werk von Bach ist fast doppelt so lang. Zudem wird in Deutsch gesungen, ganz in der Tradition der protestantischen Welt, in der Kühnhausen aufwuchs.

Gesang wird von einem beständig spielenden Akkordinstrument begleitet 

Die Gepflogenheit, die wichtigsten Evangelienfeste im Kirchenjahr, also die Geburt Jesu, die Passion und die Auferstehung, im Gottesdienst in aufwendiger musikalischer Version zu verkünden, war typisch für das ausgehende Mittelalter. Anfangs noch als lange Choräle gestaltet, kam man später auf die Idee, einzelne Personen, die in den Evangelien in wörtlicher Rede vorkommen, durch verschiedene Solostimmen darzustellen.

Während der Solist die Verkörperung des jeweiligen Evangelisten inszeniert, ist der Chor zuständig für die Worte der Jünger , der Hohepriester oder der Massen. Auch zu Beginn des Konzertes und am Ende hat der Chor eine wichtige Rolle. Begleitet wird der Gesang ständig von einem beständig spielenden Akkordinstrument, in diesem Fall meisterlich von Martin Wetterich am Cembalo und Emilia Unsinn am Violoncello.

Kühnhausens Werk ist nicht vollständig überliefert, sodass sich Arno Leicht die Mühe machte, die verloren gegangenen Alt- und Tenorstimmen der Choräle unter dem Gesichtspunkt der Singbarkeit des Gerchsheimer Chores neu zu bearbeiten. Leicht war es auch, der die Stimme des Evangelisten übernahm, während Andreas Stoy Christus verkörperte. Vivienne Eller mit ihrer Sopranstimme verkörperte die Mägde und Pilatus Weib sowie in den Duetten die hohe Stimme, Fabian Waldherr sang als Bariton den Petrus, den Kaiphas und den falschen Zeugen. Der Bass von Martin Hassmann spiegelte Judas und Pilatus und in den Duettarien glänzten Fabian Waldherr und Xaver Dobmeier. Einstudiert hatte die Matthäuspassion Ursula Leicht.

 
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