
Ein Feuerwerk der besonderen Art veranstalteten Regionalkantor Michael Müller und Pfarrer Thomas Holler in der Pfarrkirche St. Martin. Vielfältige Orgelmusik und Gedanken zum Jahreswechsel ließen Erlebtes im zurückliegenden Jahr Revue passieren und musikalisch nachklingen. Mit dem Glockengeläut um Mitternacht und einem schwungvollen Orgelstück starteten die Besucher ins neue Jahr.
Abschied und Neubeginn: "Ein Jahr ist nicht eine einfache Abfolge von Tagen im Kalender", erklärte Pfarrer Thomas Holler. In seinem geistlichen Impuls erinnerte er daran, dass es nach christlichem Verständnis Gott ist, der die Zeit geschenkt hat. Aus diesem Grund forderte er die Konzertbesucher auf, das zu Ende gehende Jahr in Gottes Hände zurücklegen und ihn um seinen Segen zu bitten. Dies falle all jenen umso leichter, die ihr Leben als Weg verstehen, den sie mit Gott gehen.
Holler wies darauf hin, dass Papst Franziskus 2025 als Heiliges Jahr ausgerufen hat. Das Motto laute "Pilger der Hoffnung" und stehe sinnbildlich für den Weg, den die Kirche durch die Zeit nimmt. Holler zeigte sich davon überzeugt, dass Christen den Weg im Glauben als Gemeinschaft erfahren und gemeinsam ihr Ziel erreichen werden.
Regionalkantor Michael Müller stellte den französischen Komponisten Théodore Dubois (1837-1924) in den Mittelpunkt seiner Darbietungen. Dubois war nach seinem Studium am Pariser Conservatoire Organist des Pariser Invalidendomes und wurde 1859 Chordirigent an St. Clotilde. Von 1877 bis 1896 wirkte er als Organist an der Madeleine. Seit 1871 war er Lehrer für Harmonie am Conservatoire, dessen Direktor er 1896 wurde. Dubois komponierte mehrere Opern und Oratorien, geistliche Chorwerke (Messen und Motetten), Suiten und sinfonische Dichtungen für Orchester, ein Klavierkonzert, Streichquartette, Klavier- und Orgelstücke sowie Lieder.
Müller eröffnete das "Orgelfeuerwerk" mit der „Toccata in G-Dur“. Es zählt zu den bekanntesten Werken von Théodore Dubois, dessen festliche Stimmung den Grundton für das Konzert beisteuerte. Michael Müller erwies sich als versierter Orgelspieler, der das Pedal sparsam einsetzte, aber große Geläufigkeit in der Hand unter Beweis stellte.
Es folgte "Chant pastoral", eine ländliche Weise. In Anlehnung an das Weihnachtsgeschehen schienen die bedächtigen Töne zu Beginn die einfachen Hirten auf den Feldern zu evozieren, denen die Engel die Botschaft von der Geburt des Herrn verkündeten. Im Mittelteil wechselten die Register in höhere Tonlagen, und man glaubte himmlische Sphärenklänge zu hören.
Ein heiter-beschwingter kleiner Marsch ("Marcietta") leitete über zu „Noël“, einer weihnachtlichen Komposition, die von Wohlklang und einem warmen Klangbild gekennzeichnet war. Die Zuhörer wurden daran erinnert, dass in dunkler Nacht der Heiland geboren wurde und Licht in die Finsternis gebracht hat.
Ein musikalisches Gebet ("Prière") und ein Auszugsmarsch ("Marche-Sortie") waren Zwischenstationen auf dem Weg zum großen Finale. "Grand Choeur" begann mit mächtigen Akkorden, erhaben, dramatisch und feierlich. Nach dem Fugen-Mittelteil setzten in der Reprise wieder die mächtigen Akkorde ein und endeten in einem grandiosen Schluss. Der zum Lobpreis Gottes aufsteigende Jubel-Klang der Orgel war untermalt vom Feuerwerk vor den Toren der Martinskirche.
Mit einer Premiere kann die nächste Veranstaltung im Rahmen der "Musikkirche Tauberbischofsheim" aufwarten. Am Samstag, 22. Februar, gibt es erstmals eine Filmaufführung mit Orgelimprovisation in der Stadtkirche St. Martin. Zu sehen ist die Dokumentation „Mikrokosmos – Volk der Gräser“. Sie gibt faszinierende Einblicke in das Leben im Kleinen. Tobias Wittmann improvisiert dazu an der Winterhalter-Orgel. Beginn ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Spenden sind erbeten.