In letzter Zeit häufen sich die Anfragen bei Kommunen, bisherige Ackerflächen in Freiflächenphotovoltaikflächen umzunutzen. Erst kürzlich hatte der Wittighäuser Gemeinderat einer Anfrage auf Umwandlung in der Nähe der Bahnlinie in Richtung Würzburg beim Bahnhaltepunkt Gaubüttelbrunn das gemeindliche Einvernehmen nicht erteilt. Die Begründung damals, es werde wertvolle Ackerfläche aus der Nutzung herausgenommen. Besser seien diese Anlagen auf sogenannten Konversionsflächen, also entlang von Autobahnen und ähnlichem anzusiedeln oder auf Dächern von Häusern und Gewerbeanlagen.
Nun lag dem Gemeindeparlament eine neue Bauvoranfrage für eine Freiflächenfotovoltaikanlage auf dem Gebiet des Teilortes Poppenhausen vor. Direkt am westlichen Ortseingang von Ilmspan kommend will der Eigentümer und Besitzer der Ackerfläche auf etwa 4,2 Hektar zusammen mit der Firma Suntec eine solche PV-Anlage errichten. In direkter Nachbarschaft befindet sich der Ferienbauernhof "Wendelinshof", gab Bürgermeister Marcus Wessels gleich zu Beginn der Diskussion zu bedenken.
Diskussion im Gemeinderat
Er sieht das Vorhaben als Amtsperson vollkommen neutral. "Ich bin strikt dagegen, vor allem weil es direkt am Ortseingang ist", äußerte sich Angelina Berberich als Erste. Ähnlich sah es Gerhard Skazel, der zwar nicht grundsätzlich gegen eine PV-Anlage auf freier Fläche ist, aber den Standort ebenfalls als problematisch ansieht. Albert Häußler hingegen sieht auf Dauer keine Alternative. "Wir werden nicht drum herumkommen". Er plädierte allerdings dafür, dass Nahrungsmittel grundsätzlich in Deutschland hergestellt werden sollten und nicht aus dem Ausland importiert werden. Und wenn schon erneuerbare Energien, dann bitte aus Windkraftanlagen, weil die auch nachts Strom erzeugen können, im Gegensatz zu den Photovoltaikflächen, die nur Strom liefern, wenn die Sonne scheint.
Wie sich eine solche Abhängigkeit von anderen auswirken kann, habe man an vielen Stellen während der Corona-Pandemie schmerzlich erfahren müssen. Auch Herbert Reinhard sieht in diesem Fall keine "faktischen Gründe", um das Bauvorhaben abzulehnen. Er könne jeden Landwirt verstehen, der aus seinem Boden das Optimum herausholen wolle. Bei den derzeitigen Erträgen aus der Landwirtschaft sind solche Ideen wie Freiflächenphotovoltaik nur zu verständlich. Und Sebastian Henneberger findet es besser, den Strom vor Ort zu erzeugen, als ihn über weite Strecken an den Verbrauchsort zu transportieren oder gar aus dem Ausland zu importieren. "Die Energiewende fordert solche Anlagen".
Bauherr lud Gemeinderäte zur Besichtigung ein
Auch der Eigentümer des Ackers kam selbst zu Wort und pries die Fläche als ideal an, zumal sie mehr im Tal liege und dadurch das Landschaftsbild nicht sehr beeinträchtige. Er lud die Gemeinderäte ein, sich selbst ein Bild von der Örtlichkeit zu machen. Zu bedenken gab er, dass die Landwirtschaft in den nächsten Jahren Flächen, aufgrund gesetzlicher Vorgaben, stilllegen muss. Da sei es besser, diese Flächen umzunutzen, als sie brach liegen zu lassen.
Auf der rund 4,2 Hektar großen Fläche sollen etwa 13 746 Solarmodule mit einer Gesamtleistung von etwa 4948,56 kWp errichtet werden. Mit der dort erzeugbaren Strommenge könnte man bis zu 5933 Personen mit grünem Strom versorgen. Bei der Anlage handelt es sich um ein fest montiertes Modultischsystem, bei dem die Photovoltaikmodule in einem festen Winkel von 15 Grad zur Sonne ausgerichtet werden.
Bau langer Kabeltrassen wird vermieden
Die Erschließung des Plangebiets werde über die angrenzende öffentliche Straße erfolgen. Innerhalb des Bauvorhabens werde es keine weiteren öffentlichen Erschließungsanlagen geben. Die PV-Anlage soll aus Sicherheitsgründen mit einer Zaunanlage eingefriedet werden, die aber durchlässig für kleinere Tiere ist. Die Einspeisung des Stroms erfolgt entweder am etwa 300 Meter entfernten Trafo im Ort oder mit eigener Übergabe auf einem Flurstück, welches ebenfalls im Besitz des Eigentümers ist. Somit wird der Bau langer Kabeltrassen vermieden.
Letztlich entschied sich der Gemeinderat mit sechs zu fünf Stimmen dazu, das Thema auf die nächste Sitzung zu vertagen und weitere Informationen einzuholen. Dann steht die Bauvoranfrage erneut auf der Tagesordnung.