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STUTTGART
„Der Dritte“ wird 70
Dritter Deutscher im All: Der Astronautik-Professor Ernst Messerschmid wird am 21. Mai 70 Jahre alt.
Foto: Daniel Naupold, dpa | Dritter Deutscher im All: Der Astronautik-Professor Ernst Messerschmid wird am 21. Mai 70 Jahre alt.
dpa
 |  aktualisiert: 15.05.2015 18:17 Uhr

„Ich kenne keinen Astronauten, der es ablehnen würde, nochmal zu fliegen“, sagt Ernst Messerschmid. Die Astronautik-Koryphäe der Universität Stuttgart lässt keinen Zweifel daran, dass auch er es sogar heute noch jederzeit wieder tun würde. Fast 30 Jahre ist es her, dass er ins All flog - als dritter deutscher Astronaut überhaupt nach Sigmund Jähn (1978) und Ulf Merbold (1983). Am 21. Mai wird Ernst Messerschmid 70 Jahre alt.

Im Januar 1986 explodiert die US-Raumfähre Challenger 73 Sekunden nach dem Start. Sieben Astronauten sterben im Feuerball. Drei Monate vorher, am 30. Oktober 1985, läuft noch alles glatt. An Bord der Mission STS-61-A: der Reutlinger Ernst Messerschmid. „Es hätte genauso uns treffen können“, sagt er. Die defekten Dichtungsringe, die als Ursache für die Space-Shuttle-Katastrophe ausgemacht werden, seien auch bei seinem Flug teils weggeschmort gewesen. Sieben Tage machen Messerschmid berühmt. 112 Mal umkreist die Challenger 1985 die Erde. Schwerelos schaut er auf sie herunter. Momente, die keinen kalt lassen, ist er überzeugt. Ähnlich wie bei Alexander Gerst, der im November nach 165 Tagen im All zurückkam, haben die Erlebnisse im Weltraum Messerschmid zum engagierten politischen Menschen gemacht. Astronauten seien „authentische Zeugen“, sagt er, ihre Warnungen fänden Gehör. So habe er damals wegen des Qualms der massiven Brandrodungen den Amazonas nicht gesehen. Gleichgesinnte findet Messerschmid in der Association of Space Explorers (ASE), einem Verein amerikanischer wie russischer Raumfahrer, der sich für den Schutz der Natur der Erde einsetzt. Astronauten seien meist kühle Wissenschaftler, sagt Messerschmid, „doch da wird unser missionarischer Eifer geweckt“.

Mit 68 wird Messerschmid pensioniert, die Raumfahrt lässt ihn aber nicht los. Ein, zwei Tage die Woche ist er immer noch am Institut für Raumfahrtsysteme der Uni Stuttgart, kümmert sich um seine Doktoranden, hält Vorlesungen über Raumstationen oder Astronautik. „Raumfahrt aus Leidenschaft“ heißt eine Vorlesungsreihe. Bei Kinderunis wirbt er für Naturwissenschaften. Gar nichts hält Messerschmid vom Weltraum-Tourismus: „Das muss nicht sein.“ Er hoffe, dass die Gesellschaft so etwas generell ablehnt. Großes Interesse müsse es hingegen an einer Reise zum Mars geben. Allerdings ohne ein Wettrennen wie damals beim Mond. „To Mars together – so wird es gehen.“

Messerschmid sollte Klempner werden und den Betrieb seines Vaters übernehmen. Eine höhere Ausbildung ist für einen Handwerker-Sohn kaum vorstellbar. Aber er hat Glück: Als er beim Vater in die Lehre geht, erkennt ein Berufsschullehrer sein Talent. Er macht Abitur, studiert Physik und Radioastronomie.

Messerschmid hat ein Segelboot am Bodensee liegen, reist viel. Südamerika würde ihn nochmals reizen, liebend gerne ist er in Frankreich und im Schweizer Wallis, das für ihn und seine Frau „zweite Heimat“ sei. Auch zur Feier seines 70sten wird er dort hinfahren. „Ich genieße es, Zeit zu haben, und Dinge zu tun, zu denen ich früher einfach nicht kam.“

 
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