„Aller guten Dinge sind drei“ lautet das Sprichwort und es trifft haargenau auf den dritten Auftritt von Michl Müller beim SV Schönfeld zu. Erstmals stellten ihm die fleißigen Organisatoren für seinen Auftritt ein Festzelt mit 1000 Plätzen vor das schmucke Dorfgemeinschaftshaus. Der weithin bekannte Kabarettist hatte keine Mühe, es bis auf den letzten Platz zu füllen. Mit dem neuen Programm „Ausfahrt freihalten“ ließ die unterfränkische Stimmungskanone wieder einmal das Publikum an seinem vielschichtigen Seelenleben teilhaben zu lassen und riss die begeisterten Besucher von den Sitzen.
Mit von der Partie waren wie gewohnt Michl Müllers engste Freunde Holger („Wir müssen zufrieden sein“) und Frank, der gerne Straßenschilder klaut und in seinen Partykeller hängt. Die Rabauke aus den Reihen des Trios scheut sogar nicht davor zurück, seinem Kumpel Michl das „Ausfahrt freihalten“-Schild vor dessen Grundstück zu stibitzen. Dieser Affront setzt in dem Programm eine Kettenreaktion in Gang, in deren Verlauf das Zwerchfell wegen häufiger aufbrausender Lachsalven arg strapaziert wird.
Seehofer als Windrad
Müller muss sich mit einem ultra-coolen Fahranfänger auseinandersetzen, der mit seinem tiefer gelegten BMW („noch einen Zentimeter tiefer, und er wäre eingegraben gewesen“) die Einfahrt zugeparkt hat. „Hey Alter, mach dich mal locker“ ist nicht die einzige Anmache, die Müller zu schaffen macht. Ihn ärgert auch die „Bäumchen-wechsle-dich-Taktik“ des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der ständig seine Meinung ändert. Kommentar: „Er ist im Prinzip das größte Windrad im Freistaat.“
Lustig macht sich der Kabarettist, der von Anfang an Vollgas gibt, zudem über phantasievolle Kindernamen - heute spielen Francesca, Jean-Paul und Suri gemeinsam im Sandkasten und dürfen, weil es die Eltern so wünschen, Kohlrabi-Karottensaft trinken.
Damen in Sektlaune
Schonungslos setzt er sich mit aktuellen Trends auseinander: Bis vor Kurzem ließen Tupperware-Abende Frauenherzen höherschlagen, nun sind es Dildo-Dessous-Partys, bei denen das schwache Geschlecht im Lauf des Abends wegen zunehmenden Sektgenusses in einen Kaufrausch gerät. „Ich glaube, dass die Dildos geschmolzene Schüsselchen sind.“
So richtig krachen lässt es Michl Müller nicht nur bei seinen verbalen Attacken auf Lebensumstände, Politik und gesellschaftliche Tendenzen, sondern auch mit den unnachahmlichen Protestliedern, die er „zufällig“ zu fast jedem Thema im Gepäck hat. Dabei schlägt er einen Bogen von „Ich werde nie ein Schmetterling“ über den Reggae („die typisch fränkische Musikart“) „Zwiewelbloatz und Federweißer“ bis hin zu dem nachdenklich stimmenden Stück „Was ist nur los?“.
Nach drei Stunden Programm und mehreren Zugaben lässt Müller sein Publikum ziehen in der Gewissheit, dass man/frau sich im Leben meist öfter als nur ein- oder zweimal sieht.
„Wir fragen bei Michl Müller sofort an, ob er in zwei Jahren wiederkommt“, erklärte Uwe Fleischmann, Vorsitzender des SV Schönfeld. „Er ist ja inzwischen ein fester Bestandteil des kulturellen Veranstaltungskalenders in unserem Ort.“
Positive Bilanz
Der Chef des rund 30-köpfigen Organisationsteams zog am Ende der Veranstaltung eine rundum positive Bilanz. „Ich bin mehr als zufrieden, und was die Helfer geleistet haben, ist absolut spitze.“ Die Idee für ein Festzelt hatte die Vorstandschaft des Sportvereins, weil die Karten für die ersten beiden Auftritte von Michl Müller in der Halle des Dorfgemeinschaftshauses stets innerhalb kürzester Zeit ausverkauft gewesen waren.
Den Reinerlös des Abends kann der SV Schönfeld gut gebrauchen. Vor Kurzem schaffte man sich einen dringend benötigten Abstreu-Wagen für das Ziehen der Spielfeldlinien an. Außerdem fließt ein großer Teil in die Jugendarbeit des Vereins.