
Am 19. Dezember 1724 starb Abt Joseph Hartmann, einer der prägenden Äbte des Klosters Bronnbach, das er in seiner 25-jährigen Amtszeit durch visionäre Baumaßnahmen und geschickte Führung maßgeblich formte. Sein Vermächtnis, zu dem unter anderem der nach ihm benannte Josephsaal zählt, prägt das Erscheinungsbild des Klosters bis heute. Bei einer Sonderführung mit Gästeführer Kurt Lindner wurden das Vermächtnis des Abtes besonders herausgestellt.
Geboren am 20. November 1660 in Grünsfeld als Johannes Albert Hartmann, trat er 1679 im Alter von 19 Jahren in das Kloster Bronnbach ein. Seinen Taufnamen tauschte er bei der Profess gegen den Ordensnamen Josephus. Über seine Jugend und frühe Ausbildung ist wenig bekannt, doch vermutlich studierte er an der Universität Würzburg, wo er auch die Priesterweihe empfing.
Mit 39 Jahren gehörte er zu den jüngeren Mitgliedern des Konvents
Nach verschiedenen Ämtern im Kloster, darunter als Prior und zudem Pfarrer in Uissigheim, wurde er 1699 zum Abt gewählt. Zu diesem Zeitpunkt war er 39 Jahre alt und gehörte zu den jüngeren Mitgliedern des Konvents. Seine Wahl war geprägt von intensiven Verhandlungen zwischen dem Würzburger Fürstbischof und den zisterziensischen Vertretern, doch letztlich setzte sich Hartmanns Eignung durch.

Die feierliche Abtsweihe fand am 23. Mai 1700 mit großem Pomp erstmals in Bronnbach selbst statt. Zahlreiche geistliche und weltliche Würdenträger sowie auch nichtkatholische Gäste aus Wertheim nahmen an der Zeremonie teil, die das Kloster jedoch finanziell stark belastete, weil allein der Würzburger Fürstbischof mit 250 Leuten im Gefolge kam.
Abt Joseph Hartmann widmete sich mit großem Engagement der baulichen Erneuerung des Klosters. Neben dem Bau des Josephsaals, der erst 1725 unter seinem Nachfolger Engelbert Schäffner (ebenfalls aus Grünsfeld) fertiggestellt wurde, leitete er zahlreiche Bauprojekte, darunter die Sanierung des Refektoriums und weitere Maßnahmen zur baulichen und wirtschaftlichen Stabilisierung der Abtei.

Diese Arbeiten waren nur möglich, weil sein Vorgänger, Abt Franziskus Wundert, die finanzielle Basis geschaffen hatte. Hartmann führte dieses Erbe weiter und hinterließ ein Kloster, das nicht nur geistliches Zentrum, sondern auch kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Region war.
Das Ende seiner Amtszeit war jedoch von Tragik überschattet. Im November 1724 stürzte Abt Joseph schwer, als er die Fortschritte der Bauarbeiten am Refektorium begutachten wollte. Er zog sich schwere Kopfverletzungen zu und war vermutlich halbseitig gelähmt. Nach 19 Tagen des Leidens verstarb er am 19. Dezember 1724 im Alter von 64 Jahren.
Nach einem feierlichen Requiem wurde er am 23. Dezember 1724 im nördlichen Querhaus der Klosterkirche beigesetzt. Sein kunstvoll gestalteter Grabstein, den er bereits 1712 hatte anfertigen lassen, bedeckte sein Grab und zeigt ein idealisiertes Bild eines Bronnbacher Abts. Heute hängt es links am Seitenaltar an der Wand.
Im Josephsaal erinnert ein Deckenmedaillon an den plötzlichen Tod des Abts. Es zeigt den Sensenmann, der eine Lilie – ein Symbol aus Hartmanns persönlichem Wappen – abschneidet. Diese Darstellung hat dazu beigetragen, die Legende zu formen, dass Abt Joseph durch einen Sturz vom Baugerüst ums Leben kam. Dank seiner großen Werke ist er aber noch heute im Kloster präsent und man findet viele Zeugnisse seines Wirkens in der weitläufigen Anlage.
