
Als das Roxy-Kino im Jahr 2022 schloss, ging eine lange Tradition zu Ende und das letzte Lichtspielhaus in der Stadt war Geschichte. Nicht wegen der Coronapandemie kam die Schließung, sondern aus Altersgründen, betont Wolfgang Gebauer, der mit seiner Frau Gabi das Kino seit 1981 betrieb und Inhaber war. Viele Wertheimer und Wertheimerinnen seien traurig gewesen, dass "ihr Kino" nicht mehr da war. Zu diesen Personen gehört Martin König. Er wurde zum einen der beiden treibenden Kräfte, die sich intensiv um die Wiedereröffnung des Kinos bemüht haben. "Als vor eineinhalb Jahren das Roxy schloss, war ich sehr enttäuscht", sagt er.
Deshalb nahm er kurz nach der Schließung Kontakt zum Inhaber auf. Die Verhandlungen kamen jedoch aus vielerlei Gründen zum Stillstand. Ein Grund: Die Stadt überlegte, ob sie das ehemalige Kino mit seinen drei Sälen als Ersatz für die renovierungsbedürftige Aula Alte Steige umbauen sollte. Das zerschlug sich dann aus Brandschutzgründen, wie König erzählte und so sei der Weg wieder frei für neue Verhandlungen gewesen. Diese seien sehr positiv verlaufen und man sei vonseiten der neuen Betreiber auf die Idee gekommen, einen Verein zu gründen, der die ehemalige Spielstätte wiederbeleben sollte.
Schnell sei jedoch klar geworden, für einen Verein ist das Kino eine Nummer zu groß. Deshalb werde es nun den Verein "Filmclub Roxy Wertheim" und eine noch zu gründende GmbH mit aktuell vier Gesellschaftern geben, die sich die Arbeit teilen. So wolle man das Roxy, das in diesem Jahr übrigens 70 Jahre alt wird, wirtschaftlich und für die Besucher und Besucherinnen attraktiv machen.
Filmauswahl erfolgt über ein Komitee von Vereinsmitgliedern
Als Eröffnung ist der Sommer dieses Jahres geplant. Genaueres wollte Martin König nicht sagen. Denn noch stehe viel Arbeit vor den Protagonisten. Zum einen müsse die GmbH gegründet werden und die Vereinsgründung steht auch noch bevor. Hier kommt Patrick Christ ins Spiel. Er ist die zweite treibende Kraft für die Wiedereröffnung. In der Wertheimer Veranstaltungsbranche kennt man Christ und schätzt seine Arbeit. Er berichtet im Gespräch, dass der Verein ehrenamtlich arbeiten werde. Zweck der Gründung sei die Förderung der Kultur in Wertheim. Aus diesem Grund will man einen Saal für besondere Programme und Filmvorführungen, "jenseits des Mainstream". Die Filmauswahl erfolgt über ein Komitee von Vereinsmitgliedern. Eingeladen werden dann auch Schauspielerinnen und Schauspieler, Regisseure oder Autorinnen und Autoren. Man wolle das Kino modern halten.
Für die anderen beiden Säle sei die GmbH verantwortlich. Hier sollen die Blockbuster der Kinobranche die Leute anlocken. Vonseiten der Stadt sprach Altstadtmanager Christian Schlager: "Ein Kino hat der großen Kreisstadt gefehlt". Er werde das Projekt gerne unterstützen, wie auch Bernd Maack, Vorsitzender des Vereins Stadtmarketing Wertheim. Letzterer will sich in der GmbH auch finanziell einbringen, denn ein Kino in Wertheim sei ihm eine Herzensangelegenheit, wie er beim Pressetermin betonte.
Für den noch zu gründenden Verein stehe fest, dass man die Zusammenarbeit mit den Schulen wiederbelebt und auch das früher beliebte Seniorenkino. Zudem soll einmal in der Woche ein Stammtisch von Cineasten stattfinden, um sich zu aktuellen Themen auszutauschen. Das Roxy war ein Ort der Begegnung und soll es auch in Zukunft sein, sagt Christ. Er betont, dass man den Schulterschluss mit anderen Veranstaltern in der Stadt suchen wolle und sie keinesfalls als Konkurrenz sehe. Die Stadt und das Umland seien groß genug für vielerlei Veranstaltungen.
Vorbild für das Roxy ist das Kino Rottweil
Um nicht gänzlich neu zu starten, hätten sich Martin König und die weiteren Unterstützer Anregungen beim Landesverband "Kommunales Kino" geholt. Man renne nicht blauäugig ins Abenteuer Kino. Die Idee, das Kino allein über einen Verein zu betreiben, habe nach Gesprächen mit dem Landesverband verworfen werden müssen. Die Größe des Kinos mit über 400 Sitzplätzen sei einfach zu groß. Vorbild ist nun das Kino in Rottweil, das von einer GmbH und einem Verein geleitet wird.
In Wertheim soll sie für die Öffentlichkeitsarbeit und das Programm verantwortlich sein, der Betrieb in den Händen der GmbH liegen. "Wir werden eine Theaterleiterin einstellen, die das Kino hauptamtlich führen wird, denn rein vereinsmäßig wird das nicht funktionieren", erläuterte König, Zudem denke man an mehrere Minijobs. Die Vereinsmitglieder würden nur in Notfällen eingeplant. Auf jeden Fall sei man voller Enthusiasmus und merke, das hier etwas Gutes entstehen. "Jetzt müssen die Leute" nur noch kommen, sagt Christ zum Abschluss beim Rundgang durch das Kino, das noch immer den Charme versprüht, für das das Roxy seit vielen Jahren bekannt war.
Die Vereinsgründung erfolgt am 10. März um 18 Uhr im Restaurant Zorbas. 35 Personen haben schon ihre Bereitschaft erklärt, Mitglied zu werden. Weitere Unterstützer sind willkommen. Zur besseren Planung erfolgt die Anmeldung über: pc@p-c-consult.de oder Tel.: (0172) 6503257.