
Wir platzen aus allen Nähten, gibt Michael Volk unumwunden zu. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Nico da Silva Teixiera hat er 2013 den Wachtel-Shop in Obersulm gegründet. Hier bekommt man alles, was man für die Zucht oder die Hege der kleinen Hühnertiere braucht. Vieles wird selbst hergestellt, wie beispielsweise das Spezialfutter oder Nahrungsergänzungsmittel.
Derzeit ist man mit rund 300 Quadratmetern in einer Halle im Gewerbegebiet angesiedelt. Doch der Markt wächst und die Firma dementsprechend auch. So sahen sich die beiden Geschäftspartner schon seit längerem um, wo es Erweiterungsfläche geben könnte. Und sie hatten dabei einen Traum: Eine Wachtel-Erlebniswelt schaffen. Sie schrieben über 50 Kommunen an, ob man entsprechende Flächen erwerben kann, um ihren Traum wahr werden zu lassen. Nur wenige antworteten überhaupt, war Volk ein wenig enttäuscht.
Doch der erste Rückmelder war gleich ein Volltreffer. Wittighausens Bürgermeister erkannte die Chance, die das Unternehmen für seinen Ort bieten kann. Man war sowieso am Planen eines neuen Gewerbegebietes am südlichen Ausgang von Unterwittighausen. Die ursprünglich geplanten 1,2 Hektar, das wurde allen Beteiligten klar, reichen allerdings nicht aus. So ging die Gemeinde in Grundstücksverhandlungen und konnte nun eine Fläche von 3,5 Hektar anbieten. Das sollte Platz genug sein für Logistik, Stall und Erlebniswelt sowie Wohnhaus.

Deutschlands größter Fachhandel
Man will mit dem neuen Komplex Deutschlands größter Fachhandel für Wachteln sein, umreißt Michael Volk das Ziel ihrer Bemühungen. Doch was sind Wachteln überhaupt für Tiere. Darüber herrscht in der Bevölkerung viel Unwissen hat auch Bürgermeister Wessels festgestellt, der sich zu Anfang einer großen Zahl von Gegnern des Projektes gegenübersah. Wachteln sind die kleinsten Hühnervögel und bringen hier in Europa um die 400 Gramm auf die Waage. Man kennt derzeit rund 100 verschiedene Arten, wobei die häufigsten in Amerika und Asien anzutreffen sind.
Anders als Hühner legen Wachteln ihre Eier am Boden ab, wo sie gerade sind. Deshalb leben sie auch nicht auf Legestäben oder in Legebatterien, sondern sind Bodenläufer. Das erfordert viel Einstreu am Boden, damit sich die Tiere wohlfühlen können. "Das Tierwohl ist uns besonders wichtig", betont Michael Volk ausdrücklich.
Bis zu 15 000 Tiere
Wo in anderen Zuchtbetrieben bis zu 50 Tiere pro Quadratmeter in Gitterboxen gehalten werden, planen sie in Wittighausen mit maximal neun Tieren. Die bewegen sich aber am Boden und haben Beschäftigungsmaterial wie Picksteine oder ein Sandbad und Verstecke. Insgesamt mit Jungtieren sollen in der Endausbaustufe dann bis zu 15 000 Tiere auf dem Gelände in Wittighausen leben.
Keine Antibiotika
"Antibiotika spielen bei der Wachtelzucht keine Rolle", erläutert Marco da Silva. Und "Wachteln brauchen auch keine Impfung", ergänzt sein Geschäftspartner Michael Volk. Rein pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel können proaktiv, also schon im Vorfeld, gegeben werden. Doch da sind die beiden Inhaber des Wachtellands, wie die Firma in Wittighausen heißen wird, echte Fachleute. Volk hat sogar das Standardwerk über Wachteln geschrieben. Und trotz seiner jugendlichen 26 Jahre ist er ein Mensch, der weiß, was er will, bestätigt Bürgermeister Wessels.

Natürlich muss die Firma bis zum Bau alle vorgeschriebenen Gutachten vorlegen, beispielsweise für den Immissions- und Emissionsschutz sowie die tierärztlichen Untersuchungen. Das sei nicht anders als bei jedem anderen Bauwerbern auch. Im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplanes würden auch die Träger öffentlicher Belange und die Bürger am Verfahren beteiligt. Anders als im Planfeststellungsverfahren ist allerdings kein Erörterungstermin vorgesehen, so der Bürgermeister. "Es ist eine Bereicherung, weil es ein klassischer Betrieb ist", findet Wessels und er hofft, "dass es ein Besuchermagnet für Wittighausen wird". Wenn alles gut läuft, will die Firma Ende 2021 schon mit ihrer Logistik am neuen Standort beginnen. Die weiteren Schritte folgen dann nach und nach.
