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STUTTGART
Das Haus aufhübschen
Vorteile sichern: Andrea Schwarz und Marc-Alexander Sauer vom Immobilienbüro SchwarzundSauer in Stuttgart in ihrem Büro. Sie bieten das Home Staging, das professionelle Aufhübschen von Immobilien an.
Foto: dpa | Vorteile sichern: Andrea Schwarz und Marc-Alexander Sauer vom Immobilienbüro SchwarzundSauer in Stuttgart in ihrem Büro. Sie bieten das Home Staging, das professionelle Aufhübschen von Immobilien an.
lsw
 |  aktualisiert: 01.04.2013 18:29 Uhr

Autoverkäufer polieren Gebrauchtwagen, Ladenbesitzer dekorieren Schaufenster – und auch Makler setzen Häuser zunehmend in Szene. Mit kleinen Tricks wollen sie nicht nur den Verkauf ankurbeln, sondern sich auch Vorteile auf dem hart umkämpften Immobilienmarkt sichern.

Der Klodeckel ist hochgeklappt, im Flur stehen volle Müllsäcke und im Schlafzimmer liegt noch dreckige Wäsche. Bei einer Wohnungsbesichtigung kann das schnell zum Ausschlusskriterium werden. Einige Immobilienmakler haben daraus nun eine Geschäftsidee entwickelt – und verdienen Geld mit dem professionellen Aufhübschen von Immobilien. Home Staging nennt sich die verkaufsfördernde Maßnahme, die aus den USA und Skandinavien nun auch nach Deutschland schwappt.

„Jedes Schaufenster wird dekoriert. Warum kann ich dann eine Immobilie nicht auch dekorieren?“, sagt Marc-Alexander Sauer, Makler aus Stuttgart. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Andrea Schwarz richtet er Immobilien für den Verkauf her – von frischen Blumen in der Küche bis hin zum Einrichten des Wohnzimmers mit Möbeln. Das Ziel: ein möglichst guter Verkaufspreis – und Vorteile gegenüber der geballten Makler-Konkurrenz.

Tina Humburg, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Home Staging und Redesign (DGHR), bestätigt die Entwicklung. „In einer Stadt wie München, Köln oder Hamburg wird einem im Moment jede Hundehütte aus der Hand gerissen“, sagt sie. „Da muss ein Makler etwas bieten, was die Konkurrenz nicht bietet.“ In den USA, Skandinavien und Großbritannien sei die Idee schon länger verbreitet.

Home Stager buhlen mit der Zusatzleistung aber nicht nur um die Gunst von Immobilienbesitzern, sondern schrauben damit letztlich auf die eigene Courtage nach oben. Im Schnitt könne der Preis einer Immobilie damit im Vergleich zu einem unbearbeiteten Objekt um bis zu 15 Prozent gesteigert werden, schätzt der DGHR.

Makler wie Marc-Alexander Sauer betonten allerdings: „Es geht nicht darum, eine Immobilie teurer zu machen, sondern darum, nicht unter Wert zu verkaufen.“ Wenn der Verkaufspreis am Ende darüber liege, sei das aber natürlich auch nicht zu verachten.

Bleibt nur die Frage: Wie kriegt man das überhaupt hin? Eine Home Stagerin habe eigens neue Böden verlegt und dunkelbraune Holzdecken weiß gestrichen, erzählt Humburg. „Da ist die Grenze zur Renovierung allerdings fließend.“

Für leere Häuser und Wohnungen gebe es dabei andere Tricks als für Immobilien, die noch bewohnt sind. Bei letzteren gelte das Stichwort „Entpersonalisierung“, sagt Humburg. „Die Spuren des Vorbesitzers müssen entfernt werden.“ Kreuze, private Fotos oder auch bunt bedruckte Bettwäsche kämen weniger gut an, erzählt auch Makler Sauer. Ein Bettüberwurf, farblich abgestimmte Bilder und ein heller Teppich gehören daher zur Grundausstattung des Maklers.

„In leeren Räumen ist das anders, die sind einfach nichtssagend“, erklärt Verbandsvorsitzende Humburg. „Leere Zimmer wirken immer kleiner als sie sind und man sieht Gebrauchsspuren.“ Die Lösung: Bilder, Vorhänge und einzelne Möbel, die zeigen, wie ein Raum genutzt werden könnte.

Schöner Schein

Klingt nach einem netten Service für Kaufinteressenten? Natürlich sei es schöner, eine saubere und aufgeräumte Immobilie zu besichtigen, sagt Eva Reinhold-Postina vom Verband privater Bauherren (VPB). „Aber Makler arbeiten für die andere Seite“, betont sie. „Ich unterstelle keinem Home Stager, der das seriös macht, dass er feuchte Wände überstreicht.“ Aber: „Sie sind angestellt, um einen hohen Preis zu erzielen.“

Wer ein Haus oder eine Wohnung kaufen wolle, sei daher gut beraten, einen unabhängigen Sachverständigen mitzunehmen – um sich am Ende nicht doch vom schönen Schein blenden zu lassen.

 
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