
Christian Kohlund (73) präsentiert mit Gitarrist Klaus Pruenster im Bildungshaus Kloster Schöntal am 21. Juli eine musikalische Lesung – die beiden widmen sich dem "Lebensblues". Im Interview spricht Kohlund über Melancholie, Gerechtigkeitssinn und seine Schauspielkarriere.
Christian Kohlund: Das sind Themen, die mit dem Leben zu tun haben. Interessant ist auch, dass sich Melancholie plötzlich einstellen kann. In einem Moment ist man fröhlich, erhält jedoch eine Information und auf einmal ist man traurig, weiß nicht, wo man das Gefühl hinpacken soll. Das Programm zeigt diese Mischung aus Heiterkeit, Humor, Witz und das Kippen in absolute, nachhaltige Ernsthaftigkeit.
Kohlund: Als Schauspieler, der neugierig ist, halte ich es für wichtig, mich dem zu widmen, was auf dieser Welt los ist. Ich stelle fest: Wir leben in Zeiten, in denen wir uns oft hilf- und ratlos fühlen. Es gibt Personen, die glauben, Situationen mit Gewalt lösen zu können, eine sehr ungute Entwicklung. Doch gehöre ich nicht zu denjenigen, die wegschauen, sondern ich thematisiere. So werde ich beim Auftritt eine Passage aus dem Buch "Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers" von Stefan Zweig vorlesen. Er hat das Werk vor über 80 Jahren geschrieben, doch passt es, als sei es gestern formuliert worden.
Kohlund: Klaus ist ein außerordentlicher Künstler, ein Ausnahmegitarrist. Er hat für mich ein paar Nummern geschrieben, unter anderem für meine Inszenierung von "Im Zweifel für den Angeklagten". Dieses Theaterstück hat mich über Jahrzehnte begleitet und tut es noch immer. Es ist die Geschichte des US-amerikanischen Strafverteidigers Clarence Darrow, der von 1857 bis 1938 lebte, und der sich unkonventionell gegen jede Form von Ungerechtigkeit eingesetzt hat.
Kohlund: Der Produzent ist ein Freund von mir und wir wussten damals, dass wir die Möglichkeit haben, eine Krimi–Idee einzureichen. Dafür haben wir "den Borchert" entwickelt.
Kohlund: Der Zürich-Krimi wird sehr gut angenommen. Ich bin dankbar, dass ich "auf meine alten Tage" noch ein solches Projekt verwirklichen darf. Ein Projekt, hinter dem eine tolle Crew steht und wir uns freuen, sobald wir wieder gemeinsam drehen. Ich finde, wir haben etwas Besonderes geschaffen, das sich von anderen Formaten unterscheidet, was gar nicht so einfach ist, bei den vielen Krimireihen im deutschen Fernsehen. Mit meiner Schauspiel–Kollegin Ina Paula Klink trete ich übrigens auch zusammen auf – dabei singt sie ihre eigenen Lieder.
Kohlund: In manchen Situationen wirkt es vielleicht schräg und der Anwalt vertut sich auch mal. Doch ist die Figur authentisch, das ist entscheidend für meinen Beruf. Und wir alle stecken extrem viel Mühe in die Geschichte jeder Folge, was in der heutigen von Sensation und Schnelllebigkeit geprägten Medienwelt nicht selbstverständlich ist. Bald feiern wir mit der 20. Folge ein kleines Jubiläum und ab August drehen wir wieder in Zürich und Prag – auch weil Zürich für eine rund hundertköpfige Crew und ihre Unterbringung auf Dauer zu teuer ist. Für Dezember ist die Ausstrahlung eines Zürich–Zweiteilers geplant.
Kohlund: … die vom Feuilleton oft zerrissen wurden. Doch das ist mir – wenn ich so sagen darf – "wurscht". Diese Formate haben ihre Berechtigung und vielen Menschen gut gefallen, sie an Destinationen fern ihres Alltags geführt. Ich habe das Beste daraus gemacht und stehe dazu: "Do it or leave it" war mein Credo. Daneben bin ich wahnsinnig gerne mit klassischen Stücken auf der Theaterbühne gestanden. Ein Ort, an dem ich mich weiterentwickelt habe.
Kohlund: Aufgewachsen in einer Züricher Theaterfamilie kannte ich die Herausforderungen dieses Berufs – wie Arbeitslosigkeit. Ich wusste, worauf ich mich einließ. Meine Anfänge führten mich nach Berlin, Hamburg und Wien. Ab 1980 folgten die größeren TV- und Kino–Produktionen, für die ich häufig in Frankreich und Italien war und sogar mehr als ein Jahr mit meiner Familie in Australien gelebt habe. Ich sehe das Reisen als Geschenk, auch, weil ich diese Erfahrungen meistens mit meiner Familie teilen konnte.
Kohlund: … die Kubi war die Kubi. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis. Ich habe sie dafür bewundert, dass sie bei sich selbst war, ihren Weg gefunden hatte.