Die Cartoons von Dirk Meissner, der gegenwärtig mit einer Ausstellung im Engelsaal des Tauberbischofsheimer Kunstvereins vertreten ist, sind allein schon ästhetisch anziehend: Ein sparsamer, zarter und filigraner Strich hebt sich von leuchtend, aber nicht grellfarbigen Hintergründen ab und verbindet die grafischen und malerischen Elemente auf jedem der Bildchen zu einem Mini-Kunstwerk, das manchmal direkt poetische Qualitäten aufweist.
Da nimmt es nicht Wunder, dass die Kunst, besonders die zeitgenössische, auch einer der hauptsächlichen Gegenstände der feinen Beobachtungsgabe Meissners ist. Die Kunst, der Kunstbetrieb und nicht zuletzt das Publikum regen ihn zu immer neuen, manchmal fast schon surrealen Kommentaren an.
„Nein, das Bild ist nicht von Richter, er soll aber eine Minute davor gestanden sein“, sagt ein Ausstellungsbesucher ehrfürchtig in Betrachtung versunken zu seinem Nachbarn, und damit ist mit sparsamsten Mitteln ein Grundproblem der heutigen Kunst und ihrer Vermittlung, die Kluft zwischen Sein und Schein, die Frage nach wahrem Wert und wahrer Bedeutung humoristisch angedeutet.
„Über Schwache mache man sich nicht lustig, über Manager aber immer wieder gern“
Wirtschaftsthemen sind der andere Schwerpunkt der Arbeiten Dirk Meissners, konkreter: Chefs, die immer etwas mehr verlangen, als ihre Mitarbeiter auch bei bestem Willen zu leisten imstande sind, etwa nach dem Motto: „Die Viertagewoche ist eine gute Idee. Auf Donnerstag folgt immer gleich Montag...“.
„Über Schwache mache man sich nicht lustig, über Manager aber immer wieder gern“, erläutert der in Köln lebende und arbeitende Cartoonist, der bei der Vernissage persönlich anwesend war, seine Methode. Der 1964 geborene Aachener arbeitet seit dem Abschluss eines Betriebswirtschaftsstudiums im Jahr 1992 als freier Zeichner für Zeitungen, hauptsächlich die Süddeutsche Zeitung, und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Er wurde unter anderem mit dem Deutschen Karikaturenpreis 2009 ausgezeichnet.
Dies alles und mehr erfuhr man aus der launigen Vernissage-Einführungsrede von Professor Gottfried Müller, der bei dem Cartoonisten die „seltene Fähigkeit, Kunst und Humor zu verschmelzen“ hervorhob. Müller ging dabei auch auf die minimalistische Zeichentechnik Meissners ein, seinen genau kalkulierten Einsatz von Farbtönen, beispielsweise der Farbe Blau als bevorzugte Hintergrundfarbe. „Kunstbetrachtung und Kunstschaffung wird bescheiden hinterfragt“, so Müller resümierend zu einem Großteil der Arbeiten des Cartoonisten, der auch Kunstsammler und Galerist ist und von sich selbst sagt: „Ich liebe Kunst, aber ich kann auch Witze über sie machen.“
Die Ausstellung mit Cartoons von Dirk Meissner im Engelsaal des Tauberbischofsheimer Kunstvereins ist noch bis 23. Juli samstags von 10.30 bis 12.30 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen.