zurück
Grünsfeld
Burkhard Hose stellte in Grünsfeld sein Buch vor: "Verrat am Evangelium?"
Burkard Hose
Foto: Ulrich Feuerstein | Burkard Hose
Bearbeitet von Ulrich Feuerstein
 |  aktualisiert: 18.03.2023 03:59 Uhr

Eine Kirche, die sich zu den Menschenrechten bekehrt: Das fordert Burkhard Hose. Der Diözesanleiter des Katholischen Bibelwerkes und Würzburger Hochschulpfarrer stellte im Rienecksaal in Grünsfeld sein Buch "Verrat am Evangelium?" vor. Mit seinen durchaus kontroversen Thesen stellte er sich im Anschluss der Diskussion.

Burkhard Hose setzt sich ein für die Rechte von Homosexuellen in der Kirche. Im Rahmen der Kampagne "OutInChurch" hat er sich selber als schwul geoutet. Sein Engagement begründet er mit den Menschenrechten. Was im Katechismus steht, empfindet er hingegen als "Diskriminierung" und "Missachtung von Menschenrechten". Bei der Autorenlesung verwies er auf eine "immer größer werdende Anzahl von Menschen, die ihr Gesicht zeigen, weil sie in der katholischen Kirche missachtet und diskriminiert werden".

Forderungen über den Synodalen Weg durchsetzen

Hose will die Kirche verändern. Leitbild dazu ist ihm der Beginn der Kirchengeschichte. "Es gab tatsächlich einmal eine Phase in der frühen Kirchengeschichte, da stand das Christentum für gesellschaftliche Aufbrüche und Innovation", stellte er fest. Alle hätten ohne Unterschied die gleiche Wertschätzung erhalten.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss nach Hoses Ansicht die Kirche die Allgemeine Erklärung der Menschrechte und die Europäische Menschrechtskonvention unterzeichnen. Damit einher geht die Forderung, den Zugang für kirchliche Ämter allen Mitgliedern der Kirche unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung zu ermöglichen, Ämter nur noch auf Zeit zu verleihen und Entscheidungswege zu demokratisieren. Eine "geschlechtergerechte Sprache" und die "Einführung von Quoten auf allen Ebenen für die Repräsentanz aller Geschlechter" gehören für ihn auch dazu.

Vehikel, um solche Forderungen durchzusetzten, ist der "Synodale Weg". Das Gesprächsformat wurde eingerichtet, um den Missbrauch in der katholischen Kirche aufzuarbeiten. Kritik daran kommt von ganz oben. Mit einer Erklärung hat der Vatikan im vergangenen Sommer dem Synodalen Weg in Deutschland untersagt, "irgendwelche Entscheidungen zu fällen, die die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral verpflichten".

Eine Spaltung der katholischen Kirche?

Papst Franziskus hat sich ebenfalls kritisch geäußert: "In Deutschland gibt es eine sehr gute evangelische Kirche. Wir brauchen nicht zwei davon." Dass die evangelische Kirche besser dastünde als die katholische, stimmt freilich nicht. Gerade eben veröffentlichte die EKD die aktuellen Austrittszahlen. 575.000 Protestanten kehrten ihrer Kirche im vergangenen Jahr den Rücken. Ein neuer Rekordwert.

Ob er keine Angst vor einer Spaltung der katholischen Kirche habe, wurde Hose in der anschließenden Diskussion gefragt. "Es geht nicht um den Erhalt der Kirche", antwortete er. Um den Preis der Einheit wollte er keine Abstriche von den Menschenrechten machen. Nur so wird seiner Meinung nach das Evangelium in der Gegenwart glaubwürdig verkündet.

Die Autorenlesung im Grünsfelder Rienecksaal war eine Kooperationsveranstaltung. Das Bildungszentrum Tauberbischofsheim, die Diözesanarbeitsgemeinschaft (Diag) für Erwachsenenbildung, die örtliche Frauengemeinschaft und die katholische öffentliche Bücherei waren die Ausrichter. Der Singkreis unter der Leitung von Andrea Müller-Köhler steuerte verschiedene Lieder bei.

Im April startet eine Online-Akademie

Von "neuen Gedanken" und einer "anderen Sichtweise" auf scheinbar Bekanntes sprach Viola Kammerer im Blick auf Hoses Vortrag. Die Leiterin des Bildungszentrums freute sich, dass es nach der Corona-Zwangspause gelungen ist, das Interesse für die katholische Bildungsarbeit neu zu wecken.

"Raus in die Fläche" wollen die Verantwortlichen beim Bildungszentrum, um möglichst viele Menschen anzusprechen. "Basierend auf dem christlichen Glauben, der christlichen Ethik und der katholischen Soziallehre bieten wir Orte des Dialogs und der Auseinandersetzung an", betonte Hedwig Appel. Nach Auffassung der ehrenamtlichen Vorsitzenden der Kreisarbeitsgemeinschaft in der Diag wurde die Autorenlesung mit Burkhard Hose diesem Anspruch gerecht. Sie bildete zugleich den Auftakt einer Veranstaltungsreihe des Kreiskuratoriums zum Thema "Nähe und Distanz".

Das Bildungszentrum bietet eine Reihe weiterer Veranstaltungen an. Im April startet eine Online-Akademie. Themen sind unter anderem das Jahr 1968, expressionistische und impressionistische Malerei sowie aktuelle Herausforderungen der Demokratie. Am Donnerstag, 27. April, findet in Zusammenarbeit mit dem Kino "Badischer Hof" ein Kurzfilmabend statt. Vom 11. bis 18. Juni führt eine Bildungsreise nach Südfrankreich und in die Provence.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Grünsfeld
Bischöfe
Burkhard Hose
Evangelische Kirche
Evangelische Kirche in Deutschland
Evangelium
Katholische Soziallehre
Kirchengeschichte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • M. D.
    Was für eine Verwirrung Herr Hose! Gottes Wort, das Evangelium ist so klar und deutlich!
    L.G. Martin Dobat
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten