Zum Jahresauftakt von „Literatur im Schloss“ stellte sich der schwedische Autor Aris Fioretos im Göttersaal des Deutschordensmuseums den Fragen der Übersetzerin, Lektorin und Redakteurin Beatrice Faßbender.
Der Kosmopolit mit österreichisch-griechischen Wurzeln, der in Berlin und Stockholm lebt, las zu Beginn die ersten Zeilen seines jüngsten Romans „Mary“, so eine Pressemitteilung.
Unter die Haut gehend schildert das Buch mit großer poetischer Kraft die Leidensgeschichte einer jungen Frau unter der griechischen Militärdiktatur (1967 bis 1974).
Mary heißt eigentlich Maria, studiert Architektur und stammt aus einer regimetreuen Familie. Im Mittelpunkt steht der unlösbare Konflikt der 1973 verhafteten Freundin von Dimos, einem Anführer der Studentenbewegung.
Hunger, Kälte und Folter
Die Ich-Erzählerin muss sich für ihren Freund oder das Kind entscheiden, das sie trotz Hunger, Kälte und Folter austragen will. Standhaft gibt sie bei unzähligen Verhören keine Namen preis. Verfrachtet wird Mary auf die karge Gefängnisinsel Insel Jaros.
Wie man sich mit einem reichen Innenleben, dessen Unverletzbarkeit nach außen getragen wird, gegen Gewalt an Körper und Seele schützt, ist das große Thema des Romans.
Fioretos machte im Gespräch deutlich, dass diese Fokussierung nur möglich ist, wenn der Autor Empathie für seine Hauptfigur empfindet.
Deshalb, so Fioretos, könne er sich nicht vorstellen, aus der Perspektive eines Folterers zu schreiben. Mary steht stellvertretend für das Schicksal vieler Inhaftierter in den Folterkellern der Welt.
Deshalb erwähnt Fioretos weder Griechenland noch Jaros, die „Insel des Teufels“.
Aris Fioretos: Mary. Roman; Hanser Verlag München; 351 Seiten