
Die Einwohner des kleinsten Ortsteils der Gemeinde Werbach blicken in diesen Tagen auf ihr 800-jähriges Bestehen zurück. Ihre Heimat ist eines der ältesten Dörfer im nördlichen Main-Tauber-Kreis. Erstmalig wird Brunnthal 1222 in einer Schenkung des Manegold von Königheim ans Würzburger Neumünsterstift erwähnt. Die Urkunde liegt im Staatsarchiv Würzburg, enthält aber keine tagesgenaue Datierung.
Nach verschiedenen Herrschaftswechseln kam Brunntal schon früh unter die Herrschaft des Erzbistums Mainz, seit 1806 ist es badisch. Zwischen 1806 und 1973 hatte Brunntal seine eigenen Bürgermeister. Nach 1945 hießen sie Alois Valtin, Herrmann Schäfer und Emil Bartholome. Seit 1973 gehört Brunntal zur Gemeinde Werbach.
Nur sehr wenige Einwohner überlebten die Pest
Durch seine Zugehörigkeit zum Erzbistum Mainz war Brunntal schon immer römisch-katholisch. Es gehört zum Erzbistum Freiburg und zur Seelsorgeeinheit Werbach-Großrinderfeld. Als Pfarrer ist Herrmann Konrad zuständig. Die Michaelskirche wurde zwischen 1818 und 1821 errichtet. Die wertvollen Holzschnitzereien stammen aus dem 16. und 17 Jahrhundert. Während des Ersten Weltkrieges wurden zwei Glocken eingeschmolzen, danach wieder ersetzt, um 1942 nochmals eingeschmolzen zu werden. 1957 wurden die neuen Glocken wieder eingeweiht. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg mussten junge Männer in den Krieg ziehen, sieben bzw. elf kehrten von dort nicht mehr zurück.
Zu Beginn des 30-jährigen Krieges wäre Brunntal der Überlieferung nach fast ausgestorben. Nur sehr wenige Einwohner überlebten die Pest. Ein Bildstock an der Gemarkungsgrenze zu Wenkheim erinnert daran. Als das kleine Häuflein, nachdem es sich entschlossen hatte, in ein anderes Dorf zu ziehen, das letzte Mal auf das Dorf zurückblickte, überfiel sie großes Heimweh und sie kehrten dorthin zurück.
Von größeren Hochwasserkatastrophen blieb Brunntal nicht verschont. Drei enge Täler brachten des Öfteren größere Wassermengen in den Ort. Die Fluten von 1911 und 1993 richteten große Schäden an, Menschen, wie beispielsweise in Paimar, kamen nicht zu Schaden. Im Jahr 1961 brannte es gleich zweimal in Brunntal. Dabei brannten ein Wohnhaus (früher Wirtshaus „Zur Rose“) und eine Scheune in der Ortsmitte nieder.
Stark von der Landwirtschaft geprägt
Brunntal war, wie fast alle tauberfränkischen Orte, stark von der Landwirtschaft geprägt. Kleinbäuerliche Strukturen sorgten dafür, dass die Selbstversorgung der Bevölkerung einigermaßen funktionierte. Reichtümer waren auf den teilweise kargen und hängigen Böden nicht zu erwirtschaften. Zuverdienste als Tagelöhner waren Mangelware. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte ein Strukturwandel ein, viele kleine Landwirte wechselten in die Industriebetriebe in Tauberbischofsheim, Wertheim und Würzburg und verpachteten ihre Flächen. In den 1980er Jahren brachte ein Flurneuordnungsverfahren eine große Verbesserung für die noch verbliebenen Landwirte. Gleichzeitig wurde eine Dorfentwicklung vom Land Baden-Württemberg gefördert, bei der Brunntal auf Kreisebene eine Goldmedaille und auf Landesebene eine Bronzemedaille errang.

Die alten landwirtschaftlichen Strukturen funktionierten gut. Milchsammelstelle, Grünkerndarre, Waaghäusle, Viehtränke, Schafweide, Holzeinschlag, Polizeidiener und Ortsarrestzelle gehörten zum alltäglichen Lebensablauf.
Die Wasserverhältnisse im Ort ließen es zu, dass viele Bauern ihren eigenen Brunnen am Hof hatten. Für die übrige Bevölkerung stand der Gemeindebrunnen in der Ortsmitte zur Verfügung. 1926 versuchte man eine zentrale Wasserversorgung einzuführen, die aber aufgrund verschiedener Umstände scheiterte. Erst 1953 bis 1955 wurde die neue mit Werbachhausen zusammen gebaute Wasserleitung bei einem Feuerwehrfest eingeweiht. Auch Weinbau wurde in Brunntal am Kapf betrieben. 1930 setzte eine Schädlingsverordnung ein Ende.
Schule, Vereine und Geselligkeit
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts befand sich die Volksschule direkt im Lehrerwohnhaus neben der Kirche. Das einzige Klassenzimmer nahm alle achten Klassen auf. 1887 erbaute man in der Wenkheimer Straße ein neues Schulhaus, nachdem der Platz in der Lehrerwohnung zu eng wurde. Die kleinen Schüler (erste bis dritte Klasse) hatten von 13 bis 16 Uhr Unterricht, der Rest am Vormittag von 8 bis 12 Uhr. Die Zahl der Schüler schwankte zwischen 30 und 35. 1967 endete die schulische Selbstverwaltung und die Kinder mussten in Werbachhausen zur Schule gehen. Letzter Schullehrer in Brunntal war Wolfgang Rathausky aus dem Sudetenland.
Die Freiwillige Feuerwehr war in Brunntal immer der größte Verein. Bis 1946 existierte eine Pflichtfeuerwehr, zu der alle Erwachsenen im Brandfall herangezogen wurden. Nach Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1946 ging es zunächst mit einer notwendigen Ausrüstung nur zögerlich voran. Teilweise standen nur vier Uniformen zur Verfügung. 1968 entschloss man sich zum Bau eines Feuerwehrgerätehauses, das in einem großen Fest mit 30 Gastwehren eingeweiht wurde. 1990/91 wechselte man in ein anderes Gebäude. In den 1970er Jahren waren 22 Feuerwehrmänner verzeichnet, heute sind es elf aktive und zwei passive Mitglieder,
Der älteste Verein dürfte der Militärverein (heute Reservistenkameradschaft genannt) gewesen sein. Alle, die dem Vaterland treu gedient hatten oder aus dem Krieg zurückgekommen waren, traten ihm bei. Ein Foto von 1901 zeigt den Verein mit Fahne. 1945 wurde er von der amerikanischen Besatzungsmacht aufgelöst, seitdem ist auch die Fahne verschwunden. Man vermutet, dass sie als Souvenir in den USA gelandet ist.
102 Einwohnerinnen und Einwohner in 36 Häusern
Ein Fahrradverein, Ende der zwanziger Jahre gegründet, löste sich mit der zunehmenden Motorisierung vor dem Zweiten Weltkrieg bald wieder auf. Heute gibt es neben der Feuerwehr noch den Obst- und Gartenbauverein..
Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg gab es drei Gasthäuser in Brunntal, zeitweise sogar eine Bierbrauerei in der Wenkheimer Straße. Die Gasthäuser hießen „Zur Rose“, „Zur Linde“ und „Zum Schwanen“. Heute trifft man sich zur Geselligkeit im schmucken Dorfgemeinschaftshaus.

Brunntal liegt auch im Jubiläumsjahr immer noch ruhig in einem Seitental des Welzbachtales. Mit Werbachhausen ist es durch eine Kreisstraße, mit Großrinderfeld und Wenkheim durch Ortsverbindungsstraßen verbunden. Vielfach werden diese Wege auch als Radwege benutzt. Zurzeit leben 102 Einwohnerinnen und Einwohner in 36 Häusern im Ort, kleinere Baugebiete gab es erst ab den 1980er Jahren. Ende des 19. Jahrhunderts vor der großen Auswanderungswelle nach Nordamerika lag die Einwohnerzahl bei über 200. Nach 1945 stieg die Einwohnerzahl aufgrund der Zuweisung von Heimatvertriebenen aus Osteuropa kurzfristig auf ein ähnlich hohes Niveau.
Zum 800-jährigen Bestehen erhält jeder Haushalt eine vom Ortschaftsrat unter Mithilfe von mehreren Bürgern erstellte und gebundene Dorfchronik.