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BRONNBACH
BR-Sendung: Ist es Kunst oder nur Krempel?
„Kunst und Krempel“ erstmals aus Kloster Bronnbach: Das Bayerische Fernsehen drehte drei Tage lang. Heute wird die erste der aufgezeichneten Sendungen ausgestrahlt.
Zu einem Studio umgebaut wurde der Josephssaal. Die Fenster wurden verhängt, so kam nur Kunstlicht an die Antiquitäten.
Foto: Matthias Ernst | Zu einem Studio umgebaut wurde der Josephssaal. Die Fenster wurden verhängt, so kam nur Kunstlicht an die Antiquitäten.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 10.08.2017 03:26 Uhr

Drei Tage lang drehte der Bayerische Rundfunk (BR) im Kloster Bronnbach für die Sendung „Kunst und Krempel“. Viele Kunstinteressierte wurden vor und hinter der Kamera zu ihren Kunstschätzen beraten. Sechs Schwerpunkte gab es dabei: Kunst auf Papier, Schmuck und Silber, Musikinstrumente, Uhren, Skulpturen sowie Gemälde.

Erfolg hat die Sendung, die schon seit 1985 ausgestrahlt wird, weil hier Laien Antiquitäten vorstellen und meist haben sie eine interessante Geschichte zu ihrem Stück zu erzählen. Sie werden von Kunstexperten kostenlos beraten, was ihr Kunstwerk wert ist und wie es kunsthistorisch einzuordnen ist. Manchmal handelt es sich um eine einfache Kopie mit einem Wert von wenigen Euro, manchmal sind es auch echte Kunstschätze, die mehrere tausend Euro wert sind.

In Kloster Bronnbach war der Bernhardssaal der Ort der Vorauswahl. Ungefähr 50 Personen pro Fachgebiet nahmen an den aufgestellten Tischen Platz und packten ihre Kunstschätze aus. Da landen beispielsweise silberne Humpen mit und ohne Deckel, Schöpfkellen oder Schmuck aus mehreren Jahrhunderten auf dem Tisch. Und dann kommen die Experten des Tages, Dr. Carl-Ludwig Fuchs, Kunsthistoriker aus Dessau, und seine Kollegin Dr.

Haidrun Wietler, vereidigte Sachverständige aus Heidelberg. Jedes Stück wird begutachtet und dann kommt der entscheidende Satz an die begleitenden Redakteure vom BR: „Das nehmen wir mit in die Sendung“.

Die angesprochenen Stücke werden dann vor laufender Kamera eingehender begutachtet und bewertet. Wer nicht drankommt, ist aber nicht umsonst da gewesen. Weitere Experten kümmern sich um alle angereisten Personen und geben Hintergründe und Einschätzungen für die vorgestellten Stücke. So wird ein Kollier mit echten Perlen plötzlich zu einer Kunstperlenkette „degradiert“ oder eine Tanzkarte zu einem wertvollen kunsthistorischen Gegenstand emporgehoben. Die Menschen sind glücklich, dass ihre Schätze begutachtet werden und sie endlich wissen, was sie da zu Hause liegen haben.

Wer es in die Sendung geschafft hat, muss umziehen. Die Aufzeichnung findet im Josephssaal statt. Der ist allerdings nicht wiederzuerkennen. Überall stehen Schweinwerfer und lassen den Saal in vollkommen neuem Licht erstrahlen. Im Raum sind Bistrotische mit Stühlen verteilt. Davor ist die Kamera- und Tonlogistik aufgebaut. Es ist irre warm an diesem Aufzeichnungstag im Juli, da haben Maskenbildner und Techniker Schwerstarbeit zu verrichten. Die Besitzer der Kunstgegenstände nehmen es mit Gelassenheit. Für sie ist alles neu und immer wieder eine Überraschung.

Nach einer Ton- und Kameraprobe geht es für Dr. Fuchs und Dr. Wietler zur ersten Beratung vor der Kamera. Eine silberne Dose mit einem doppelten Boden hatte das Interesse der Experten bei der Vorauswahl geweckt. Sie wird auf das späte 19. Jahrhundert datiert und soll ihren Inhalt sowohl kühl als auch warm gehalten haben. Die Besitzerin vermutet eine Kaviarschale, doch dem widersprechen die Experten. Sie tippen eher auf eine Obstschale, weil die Öffnungen im Gitter zu groß sind. Der Wert des in Familienbesitz befindlichen Stückes wird auf 400 Euro taxiert. Und dann kommt schon der nächste Gegenstand.

Fuchs und Wietler begutachten am nächsten Tisch eine Fleischgabel, die mit einer Sprungfeder versehen ist. Ein seltenes Stück befinden beide, allerdings sei der Wert nicht so hoch wie von den Eigentümern gedacht. Auf 200 Euro schätzen sie die silberne Gabel.

Höher fällt die Schätzung bei einem Kollier aus, das als nächstes präsentiert wird. Es stammt von ihrer Großmutter erzählt die Besitzerin, mehr wisse sie nicht über das mit mehreren Steinen verzierte Stück. Die Experten erkennen die fein gearbeitete Struktur und die saubere Fassung der Steine. Gut 1500 Euro seien dafür am Markt zu erzielen.

Und so geht es an den drei Tagen weiter. Zum Schluss ist eine Mammutaufzeichnung entstanden, die in mehreren Häppchen nun vom BR immer samstags um 19.30 Uhr gesendet wird. Die erste Folge kommt am heutigen 5. August und dauert eine halbe Stunde. Weitere Sendungen folgen am 12., 19., und 26. August, wobei immer auch am Anfang ein wenig aus der Umgebung der Aufzeichnung berichtet wird. So strahlt das Kloster Bronnbach mehrfach von der Mattscheibe und kann mit seiner künstlerischen Vergangenheit punkten. Eigenbetriebsleiter Matthias Wagner war stolz, dass der BR erstmals die Sendung in den Klostermauern aufgezeichnet hat.

Jetzt läuft die Kamera: Die Besonderheit des Kolliers sind die eingearbeiteten Steine und die filigrane Ausführung der Kette.
Foto: Matthias Ernst | Jetzt läuft die Kamera: Die Besonderheit des Kolliers sind die eingearbeiteten Steine und die filigrane Ausführung der Kette.
Dr. Carl Ludwig Fuchs (rechts vorne) und seine Kollegin Dr. Haidrun Wietler (rechts stehend) begutachten vorab im Bernhardssaal des Kloster Bronnbach Antiquitäten, die dann während der Sendung „Kunst und Krempel“ näher besprochen werden. Am Samstagabend wird die erste Aufzeichnung aus Bronnbach ausgestrahlt.
Foto: Matthias Ernst | Dr. Carl Ludwig Fuchs (rechts vorne) und seine Kollegin Dr. Haidrun Wietler (rechts stehend) begutachten vorab im Bernhardssaal des Kloster Bronnbach Antiquitäten, die dann während der Sendung „Kunst und ...
 
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