
„Mal nachdenklich und besinnlich, mal heiter und beschwingt“ - als unterschiedlich, jedoch stets das Interesse erweckend habe sich von Anfang an das Programm des Fränkischen Abends des Heimat- und Kulturvereines (HKV) Lauda erwiesen, schickte der Vorsitzende Werner Hellinger der Veranstaltung im Saal der historischen Pfarrscheune voraus.
Und auch in diesem Jahr stieß die inzwischen traditionelle Veranstaltung mit rund 150 Besuchern auf den gewohnt regen Zuspruch. Das Hauptaugenmerk galt einem besonderen Jubiläum: „800 Jahre Deutscher Orden in Mergentheim mit regionalem Bezug zur Umgebung von Lauda“. So lautete das 2019er-Thema, das die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Würzburg, Dr. Katharina Kemmer, anschaulich und durchaus fesselnd, wenn auch naturgemäß komprimiert behandelte.
Katharina Kemmer stieg mit dem Wandel in Europa im Zeitraum vom 12. zum 13. Jahrhundert in die umfassende Thematik ein. Mit der Gründung des Deutschen Ordens während des Dritten Kreuzzuges 1190 vor Akkon habe nämlich „eine bis in die Gegenwart dauernde Erfolgsgeschichte“ begonnen, wusste die Würzburgerin, die anmerkte, dass man nach dem völlig fehlgeschlagenen Vierten Kreuzzug von 1198 bis 1204 gleich einen weiteren vorbereitete.
An diesem, auch als Kreuzzug von Damiette bekannt, habe auch der Deutsche Orden teilgenommen, 1198 zu einem geistlichen Ritterorden erhoben, und zwar als jüngster neben den 1120 gegründeten Templern und den noch älteren Johannitern (um 1080). Katharina Kemmer erklärte, dass das Heilige Land 1291 mit der Eroberung Akkons durch die Muslime endgültig verloren gegangen sei.
„Dies veranlasste den Deutschen Orden, sich an andere Standorte zurückzuziehen, wobei man den Hauptsitz zunächst nach Venedig und später auf die Marienburg an der Nogat verlegte“, erwähnte die Fachfrau, die auf eine weitere Ausbreitung im Mittelmeerraum und im Reichsgebiet abhob. Mit der Vergrößerung des eigenen Aktionsradius‘ sowie einer bewundernswerten Flexibilität, auf die verschiedensten Ereignisse zu reagieren, sei es gelungen, eine über Jahrhunderte andauernde Herrschaft zu etablieren, bestätigte Kemmer, die sich im Anschluss vor allem den regionalen Strukturen zuwandte.
Zu einem der wichtigsten Bezirke des Ordens habe sich im 13. Jahrhundert die Ballei Franken entwickelt, wobei zu diesem Zeitpunkt schon 18 Kommenden – sprich Pfründe oder Komtureien – bestanden, von denen Würzburg und Mergentheim bekanntlich derzeit die Jubiläen der Gründung vor 800 Jahren feiern, bilanzierte die Uni-Mitarbeiterin, die die Frage aufwarf, wie es der Deutsche Orden schaffte, sich bis in die hiesige Region hinein auszubreiten. „Dies hängt höchstwahrscheinlich mit dem Kreuzzug von Damiette zusammen“, betonte die Vortragende, die den Fokus dann gezielt auf die kommende und spätere Zentrale, (Bad) Mergentheim, lenkte.
Andreas von Hohenlohe aus der reich begüterten Adelsfamilie sei gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Heinrich und Friedrich in den Orden eingetreten, wodurchan diesen zugleich erhebliche Besitzungen übergingen, so die Aussage zur stattlichen Grundlage als Ausgangsbasis für den Erfolg. Wie Kemmer zudem erläuterte, wurde danach der bisherige Besitz massiv erweitert auf insgesamt 73 Ortschaften, wobei zahlreiche Schenkungen das Vermögen stetig anwachsen ließen.
„Mit der sich immer weiter verfestigenden Position des Deutschen Ordens in Mergentheim erstarkte auch zunehmend dessen Selbstbewusstsein“, äußerte die Referentin, bevor sie das Augenmerk gezielt auf Lauda richtete. Ein Ort mit einer wechselvollen Geschichte, so die Kennerin der Szene zur Herrschaft derer von Lauda, der Grafen von Rieneck oder von Hanau, selbst Kaiser Ludwig IV. (der Bayer) tauche in den Annalen auf, nicht zu vergessen die Hohenlohe oder die Pfalzgrafen bei Rhein, während der Orden hier tatsächlich über keinerlei Besitz verfügt habe – „allerdings dennoch in Erscheinung trat“.
Nach ihrem Schlusssatz galt langanhaltender Applaus der Expertin, verbunden mit einem Blumenstrauß und einem Bildstock-Band, ausgehändigt durch den Vorsitzenden Werner Hellinger.
Für fetzige musikalische Umrahmung sorgte das achtköpfige Ensemble „Tauberbrass“ der Schule für Musik und Tanz im Mittleren Taubertal unter der Leitung von Jochen Rothermel. Die Bewirtung hatten die Laudaer KjGler (Loreen Spönlein) übernommen.
Gemeinsam mit der Reservisten-Kameradschaft und dem VdK richtet der Heimat- und Kulturverein am Volkstrauertag, 17. November, um 14 Uhr am Kriegerdenkmal auf dem städtischen Alten Friedhof in Lauda erneut eine Gedenkfeier aus.