Die Ausstellung „Botschaft im Bild – Bibelillustrationen aus sechs Jahrhunderten“ zeigt das Deutschordensmuseum Bad Mergentheim bis Sonntag, 8. Januar 2017. Ausgestellt werden 160 Bibelillustrationen – von der deutschen Renaissance des 15. Jahrhunderts bis hin zum Surrealismus des 20. Jahrhunderts.
Sie stammen laut Pressemitteilung des Museums aus dem über 450 Werke umfassenden Fundus eines süddeutschen Privatsammlers. Im Deutschordensmuseum Bad Mergentheim ist sie ergänzt durch Bibeln aus den eigenen Beständen, darunter eine Handschrift aus dem frühen 15. Jahrhundert und eine hebräische Bibel von 1927, sowie durch einige mit Egli-Figuren gestaltete Szenen aus der Bibel, unter anderem eine große Arche Noah.
Die frühesten Werke der Sammlung Thomas Emmerling sind die detailgenau restaurierten Kupferstiche Martin Schongauers (1453?-1491), der in seinen Arbeiten mit einem Bein immer noch im Mittelalter und der Gotik steht. Sie wurden um 1870 von Charles Armand-Durand im Heliogravure-Verfahren nach Originalen von der Bibliotheque Nationale Francaise in Paris veröffentlicht.
Maler und Kupferstecher
Schongauer war einer der bedeutendsten abendländischen Maler und Kupferstecher, über dessen Leben dennoch wenig bekannt ist. Insgesamt sind 116 Kupferstiche von ihm nachgewiesen, zum größten Teil Bibeldarstellungen.
Die Passionsdarstellungen zählen zu seinen Meisterstichen. Mitte des 19. Jahrhunderts beauftragte die Bibliotheque Nationale Francaise den französischen Kupferstecher Charles Amand-Durand, diese 116 Stiche neu anzufertigen. Die hier ausgestellten 31 Drucke wurden von den von Amand-Durand rekonstruierten Platten abgezogen und etwa 1870 veröffentlicht.
Die Spannbreite der ausgestellten Arbeiten reicht bis hin zu den großen Surrealisten des 20. Jahrhunderts, wie Marc Chagall (1887-1985) und dessen verträumt-poetischen Lithographien zum Alten Testament. Hier wird Chagalls feste Verwurzelung in seinem jüdischen Glauben mit seinen Traditionen und Symbolen deutlich. Es werden 40 Lithographien gezeigt.
Dialog Judentum-Christentum
Bereits in den 1930er Jahren schuf Marc Chagall im Auftrag des Pariser Verlegers Ambroise Vollard einen Zyklus von 105 schwarz-weiß-Radierungen zur Bibel. Diese Serie wurde erst 1957 veröffentlicht.
Marc Chagall hatte sich Zeit seines Lebens mit Fragen der Bibel beschäftigt. Für ihn, in der Tradition der chassidischen Juden im heutigen Weiss-Russland aufgewachsen, war dies immer ein innerer Dialog zwischen Judentum und Christentum, zwischen den osteuropäischen Wurzeln und der neuen Heimat im westlichen, christlich geprägten Frankreich.
Meisterhaft im Ausdruck sind die Holzschnitte des Malers und Grafikers Gustave Doré (1832-1883). Aus seinem Gesamtwerk wird die Leidensgeschichte Christi gezeigt. Doré zählt zu den wichtigsten Buchillustratoren der Romantik im 19. Jahrhundert. Im Alter von 13 Jahren veröffentlichte er seine ersten Lithographien, seine ersten drei Lithographie-Bände wurden 1847 – 1854 in Paris veröffentlicht. Sein Hauptwerk ist „Die Heilige Schrift“, 1866 in zwei Bänden erstmals publiziert.
Die insgesamt 230 Illustrationen waren eine Werkstattarbeit. Mit dem Herstellen der Druckplatten waren mehr als 40 Holzschneider beschäftigt. Seine Holzschnitte zählen zu den dramatischsten und wohl bekanntesten Bibel-Illustrationen der Kunstgeschichte.
Dass Museum zeigt eine Auswahl der beeindruckendsten 25 Werke aus dem Neuen Testament.
Deutscher Expressionismus
Der deutsche Expressionist Otto Dix (1891-1969) kam aus seinem Militärdienst im Ersten Weltkrieg als Atheist nach Hause und schuf dennoch von religiösem Ernst durchdrungene und aufrichtige Holzschnitte zum Matthäus-Evangelium. Es werden von ihm 31 Original-Lithographien zum Matthäus-Evangelium präsentiert, herausgegeben von Käthe Vogt Verlag, Berlin 1960. Dix zählt zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus. Dix hat sich immer wieder biblischen Themen zugewandt, bereits 1912 mit seiner Pieta. Für die Illustration der Bibel war es Dix wichtig „aus abgegriffenen Themen immer wieder etwas Neues zu machen, die Kunst zu erneuern, wie auch das Christentum sich immer wieder erneuert.“
Einen weiteren Höhepunkt bilden die farbigen Radierungen von Salvador Dalí (1904-1989) zu Altem und Neuem Testament. Hier wird auf einzigartige Weise die gesamte Spiritualität eines der genialsten Künstler des 20. Jahrhunderts deutlich. In den Jahren 1964-1969 schuf Dalí die Aquarellvorlagen für seine Biblia Sacra. Es handelt sich um in Heliogravure- und Offset-Technik gefertigte Originalillustrationen. Dalí hatte sich bei dieser Mix-Media-Technik bewusst für moderne Techniken entschieden. Die Arbeiten erhielten in kürzester Zeit große Anerkennung bei Kunstkennern und Sammlern. In der Ausstellung werden 40 Grafiken gezeigt.
Von Kupferstich bis Steindruck
Die Ausstellung zeigt im Nebeneinander unterschiedliche Stile und den unterschiedlichen kulturellen und historischen Hintergrund der Künstler. Einzig gleich bleibt eine tiefe Frömmigkeit, die jeweils unterschiedlich zum Ausdruck gebracht wird. Darüber hinaus bietet die Ausstellung einen Überblick über die Techniken der Druckgrafik – vom Kupferstich bis zum Steindruck.
Sonderausstellung: Botschaft im Bild
Bis 8. Januar 2017 läuft die Ausstellung im Deutschordensmuseum Bad Mergentheim, Schloss 16, 97980 Bad Mergentheim, Tel. (0 79 31) 5 22 12, Fax (0 79 31) 5 26 69
E-Mail: info@deutschordensmuseum.de/www.deutschordensmuseum.de
Öffnungszeiten bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 10.30 bis 17 Uhr; ab November: Dienstag bis Samstag 14 bis 17 Uhr; Sonntag/Feiertage 10.30 bis 17 Uhr;
Begleitprogramm vor der Sommerpause:
„Essen und Trinken zu biblischen Zeiten – Was aßen Mose und Jesus?“ mit kleinen Kostproben; Mittwoch, 13. Juli, 19 Uhr. Eine Veranstaltung von Schülerinnen und Schülern der EPE-Schule Bad Mergentheim.
Vortrag: „Der Deutsche Orden und die Reformation“ von Prof. Dr. Udo Arnold; Mittwoch, 20. Juli, 19.30 Uhr; Eine Veranstaltung des Vereins Deutschordensmuseum und des Evangelischen Kirchenbezirks Weikersheim.
Vortrag: „Ich bin ein Fremder gewesen… Biblische Ein-und Aussichten“ mit Dekanin Renate Meixner, Weikersheim; Donnerstag, 15. September, 19.30 Uhr.