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MAIN-TAUBER-KREIS
Bibbernd auf den Sieg gehofft
Der 20. Juli 1977 bleibt für sie ein unvergesslicher Tag: Die Florett-Mannschaft des Fecht-Clubs Tauberbischofsheim mit Dr. Thomas Bach, Matthias Behr und Harald Hein, vom OFC Bonn Klaus Reichert und Albrecht Wessel holten sich in Buenos Aires den Weltmeistertitel.
Von unserem Mitarbeiter Wilfried Jankowski
 |  aktualisiert: 22.07.2007 03:09 Uhr

Heute, genau 30 Jahre später, sitzen sie irgendwo im Taubertal und schwelgen in Erinnerungen: Herausragende Erfolge verbuchten bei diesen Welttitelkämpfen in der argentinischen Hauptstadt auch andere: Mannschafts-Silber gab es damals für das deutsche Damenflorett-Team, in dem Dr. Gudrun Lotter-Elchner und Karin Rutz-Gießelmann standen. Zudem gelang Harald Hein auch noch das Glanzstück, sich im Herrenflorett-Einzel die Silbermedaille zu erkämpfen.

Die Messlatte für die Tauberbischofsheimer Fechter lag zu diesem Zeitpunkt bereits sehr hoch, denn in dem nacholympischen Jahr 1977 waren die großartigen Leistungen bei den Olympischen Spielen in Montreal noch allgegenwärtig. Nun also die WM in Buenos Aires: hoher Erwartungsdruck und vor Ort einen Tag vor Beginn der Wettkämpfe ein „kühles Erwachen“: In der Halle hatte noch ein großer Viehmarkt stattgefunden, von sportlicher Atmosphäre keine Spur. Es war kalt, eine Heizung gab es nicht. Ein bezeichnendes Foto als Dokumentation der Zustände wurde in vielen Zeitungen abgedruckt. Emil Beck, Dr. Thomas Bach und Matthias Behr in Decken gehüllt und mit Pudelmütze. Vielleicht waren es gerade diese ungewohnten Umstände, die den Kampfgeist in besonderer Weise anheizten? Der Tag des Herrenflorett-Mannschaftsfinales wurde trefflich und emotional von Klaus-Dieter Güse, dem damaligen Präsidenten des Deutschen Fechter-Bundes (DFB), in seinem Tagebuch sowie in der Verbandszeitschrift „Sportfechten“ festgehalten. „Deutschland wird dabei sein!“, prophezeite er und ging dann auf das Halbfinale ein: „Nun kamen die Sowjetrussen. 20 Jahre lang hat eine sich ständig erneuernde Florett-Mannschaft aus der UdSSR souverän im internationalen Fechtsport geherrscht. Auch in Buenos Aires stellte die UdSSR die stärkste Mannschaft.“

Doch das half diesmal wenig, die Deutschen ließen sich davon nicht beeindrucken, verließen die Fechtbahn als Sieger und brachten den Autor ins Schwärmen: „Wie kann es angehen, dass diese gleichen Sowjetrussen 1977 fast hilflos gegen unsere Florettisten wirkten? Hein, Bach, Behr und Reichert siegten blendend, nach Montreal zum zweiten Mal.“ Da stellte sich die Frage, ob überhaupt noch eine Steigerung möglich war? Unter der Überschrift „Da kreiste Emil Beck wie ein Hund um die Herde...“ wird darüber berichtet, dass die Deutschen beim Kampf um Gold und Silber mit 1:7 gegen Italien zurücklagen. „Blankes Entsetzen im Team, alles misslang, es geht nur noch darum, sich mit Anstand aus der Affäre zu ziehen.“ Der Titelgewinn war zu diesem Zeitpunkt schon abgeschrieben, aber der Kampf nahm einen ganz anderen, sensationellen Verlauf: „Plötzlich behauptete sich Behr gegen Montano, Hein landete seinen einzigen Sieg gegen Dal Zotto, Bach bezwang Coletti. Sechs Gefechte in Reihenfolge gewonnen, der 1:7-Rückstand war aufgeholt.“ Nach dem folgenden Gefecht lagen die Italiener wieder mit 8:7 vorn, die Entscheidung war nicht mehr aufzuhalten: „Klaus Reichert bestritt das letzte Gefecht des Abends gegen Coletti. Dann fiel der erlösende Treffer zum 5:1. Deutschland hatte die Goldmedaille erkämpft und den Titel verteidigt.“

Für den DFB-Präsidenten Klaus-Dieter Güse wird dieser Abend zu einer unruhigen Nacht. Um 5.10 Uhr in der Frühe notiert er in seinem Tagebuch: „Ich kann nicht schlafen, der Abend geht mir nach. Deutschland ist Weltmeister im Herrenflorett. Das wird Fechtgeschichte machen!“

Die Anerkennung blieb nicht aus: Noch im gleichen Jahr wählten die deutschen Sportjournalisten die Florettfechter zur „Mannschaft des Jahres“ und feierten sie traditionsgemäß in Baden-Baden. Emil Beck hatte seine Schützlinge einmal mehr zum Erfolg geführt. Bei der Wiedersehensfeier nach 30 Jahren werden die Akteure jetzt die Ereignisse in vielen Einzelheiten beleuchten und mit Sicherheit auch zu dem Schluss kommen: „Einer fehlt uns heute!“

Bildunterschrift aus dem Jahre 1977: „Wohl nie zuvor dürften deutsche Fechter während einer Weltmeisterschaft ähnlich gefroren habe wie heuer in Buenos Aires. Ohne diese „Maskerade“ hielten es auch (von links) Thomas Bach, Emil Beck und Matthias Behr nicht in der Halle aus.“ Aber die Kälte stärkte den Siegeswillen der deutschen Florettfechter. Sie holten sich in Argentinien den Weltmeistertitel.       -  Bildunterschrift aus dem Jahre 1977: „Wohl nie zuvor dürften deutsche Fechter während einer Weltmeisterschaft ähnlich gefroren habe wie heuer in Buenos Aires. Ohne diese „Maskerade“ hielten es auch (von links) Thomas Bach, Emil Beck und Matthias Behr nicht in der Halle aus.“ Aber die Kälte stärkte den Siegeswillen der deutschen Florettfechter. Sie holten sich in Argentinien den Weltmeistertitel.
Foto: Repro: Jankowski | Bildunterschrift aus dem Jahre 1977: „Wohl nie zuvor dürften deutsche Fechter während einer Weltmeisterschaft ähnlich gefroren habe wie heuer in Buenos Aires.
Vor 30 Jahren im Kurhaus zu Baden-Baden gekürt und gebührend gefeiert: Die „Mannschaft des Jahres 1977“. Das deutsche Herrenflorett-Team hatte nach einem dramatischen Endkampf gegen Italien in Buenos Aires die Weltmeisterschaft errungen. Die deutschen Sportjournalisten setzten sie mit 1070 Punkten klar an die Spitze ihrer Bewertung, es folgten die Leichtathletik-Nationalmannschaft der Männer mit 683 und Borussia Mönchengladbach mit 445 Punkten. Bei der Ehrung in Baden-Baden (von links) Emil Beck       -  Vor 30 Jahren im Kurhaus zu Baden-Baden gekürt und gebührend gefeiert: Die „Mannschaft des Jahres 1977“. Das deutsche Herrenflorett-Team hatte nach einem dramatischen Endkampf gegen Italien in Buenos Aires die Weltmeisterschaft errungen. Die deutschen Sportjournalisten setzten sie mit 1070 Punkten klar an die Spitze ihrer Bewertung, es folgten die Leichtathletik-Nationalmannschaft der Männer mit 683 und Borussia Mönchengladbach mit 445 Punkten. Bei der Ehrung in Baden-Baden (von links) Emil Beck, der damalige Bundesinnenminister Professor Dr. Werner Maihofer, Harald Hein, Matthias Behr, Klaus Reichert, Dr. Thomas Bach und Albrecht Wessel.
Foto: Repro Jankowski | Vor 30 Jahren im Kurhaus zu Baden-Baden gekürt und gebührend gefeiert: Die „Mannschaft des Jahres 1977“. Das deutsche Herrenflorett-Team hatte nach einem dramatischen Endkampf gegen Italien in Buenos Aires die ...
Vor 30 Jahren im Kurhaus zu Baden-Baden gekürt und gebührend gefeiert: Die „Mannschaft des Jahres 1977“. Das deutsche Herrenflorett-Team hatte nach einem dramatischen Endkampf gegen Italien in Buenos Aires die Weltmeisterschaft errungen. Die deutschen Sportjournalisten setzten sie mit 1070 Punkten klar an die Spitze ihrer Bewertung, es folgten die Leichtathletik-Nationalmannschaft der Männer mit 683 und Borussia Mönchengladbach mit 445 Punkten. Bei der Ehrung in Baden-Baden (von links) Emil Beck       -  Vor 30 Jahren im Kurhaus zu Baden-Baden gekürt und gebührend gefeiert: Die „Mannschaft des Jahres 1977“. Das deutsche Herrenflorett-Team hatte nach einem dramatischen Endkampf gegen Italien in Buenos Aires die Weltmeisterschaft errungen. Die deutschen Sportjournalisten setzten sie mit 1070 Punkten klar an die Spitze ihrer Bewertung, es folgten die Leichtathletik-Nationalmannschaft der Männer mit 683 und Borussia Mönchengladbach mit 445 Punkten. Bei der Ehrung in Baden-Baden (von links) Emil Beck, der damalige Bundesinnenminister Professor Dr. Werner Maihofer, Harald Hein, Matthias Behr, Klaus Reichert, Dr. Thomas Bach und Albrecht Wessel.Repro Jankowski
Foto: cpuls | Vor 30 Jahren im Kurhaus zu Baden-Baden gekürt und gebührend gefeiert: Die „Mannschaft des Jahres 1977“. Das deutsche Herrenflorett-Team hatte nach einem dramatischen Endkampf gegen Italien in Buenos Aires die ...
 
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