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Bad Mergentheim
Bettina Baltschev über den Strand als Sehnsuchtsort
Bettina Baltschev kam zur Lesung aus ihrem Buch 'Am Rande der Glückseligkeit' nach Bad Mergentheim.
Foto: Röttger | Bettina Baltschev kam zur Lesung aus ihrem Buch "Am Rande der Glückseligkeit" nach Bad Mergentheim.
Felix Röttger
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:28 Uhr

Um entspannt von Stränden am Meer zu erzählen, sollte man möglichst ins Freie gehen. Wenn es schon nicht "Am Rande der Glückseligkeit" sein konnte, so der Titel des Buches von Bettina Baltschev über bekannte Strände in Europa, war für eine Lesung der lauschige Klanggarten im Kurpark von Bad Mergentheim willkommen.

Die in Leipzig und Amsterdam lebende Autorin und Journalistin wurde beim Sommerfestival "Literatur im Schloss" von der Moderatorin Beatrice Faßbender mit einer unterhaltsamen und lehrreichen Kulturgeschichte von acht ausgewählte Stränden vorgestellt. Diese geschichtsträchtigen sandigen Grenzen zwischen Meer und Land besuchte die Autorin mehrfach, um zu ergründen, warum sie seit jeher Sehnsuchtsorte sind. Auf alles war sie neugierig, nur nicht darauf, stundenlang  im warmen Sand zu liegen und sich von allen Seiten von der Sonne braten zu lassen.

Unermüdlich vor Ort recherchiert

Stattdessen recherchierte sie unermüdlich vor Ort, sprach mit Einheimischen, war bei Wind und Wetter auf Exkursionen unterwegs und ließ nicht zuletzt berühmte Schriftstellerinnen und Autoren wie Jane Austen, Ingeborg Bachmann, Bertolt Brecht, Truman Capote, Klaus und Thomas Mann Michel Foucault oder J.D. Salinger zu Wort kommen. Ausgewählt wurde auch Utah Beach, ein Landungsabschnitt der Alliierten in der Normandie, wo mit dem D-Day 1944 die entscheidende Wende des Zweiten Weltkrieges eingeläutet wurde. Als einziger Kriegsfotograf ging Robert Capa bei der Invasion mit den US-Soldaten am benachbarten Omaha Beach an Land. Ihn ließ die Autorin ausführlich zu Wort kommen.

Weniger kriegerisch ging es am Strand von Scheveningen zu, wo sich Anfang des 17. Jahrhunderts Wagemutige auf Segelwagen mit 40 Stundenkilometern über den Strand blasen ließen. Damit beginnt ihre chronologisch aufbereitete Kulturgeschichte dieses Strandes. Bettina Baltschev sparte nicht die Tragödien aus, die Stürme und Fluten auslösten. So schilderte sie in Auszügen die sogenannte Weihnachtsflut von 1717, die über 11 000 Menschen das Leben kostete, weil die Deiche der gesamten Nordseeküste gebrochen waren.

Antisemitismus machte sich schon früh in den Strandorten breit

Bei dem Bau von mondänen Seebädern  war England mit Brighton der Vorreiter. Nicht ausgeklammert wurde der Antisemitismus, der sich schon früh in den Strandorten breitmachte. Ostende und sein Strand im Westen Belgiens wurde zum Sammelpunkt vieler Emigranten. Mit einer Fülle von literarischen Ausgrabungen wartete die Autorin auch bei den Stränden von Hiddensee, Ischia und Benidorm auf.

Abgeschlossen wurde die Palette ausgewählter Strände mit Lesbos als Flüchtlingsinsel, von deren großen weißen Stränden sich die Touristen abwenden: "Sie können sich andere Strände suchen, die von der Wirklichkeit weit genug entfernt liegen." Eine aufmerksame Zuhörerin im Klanggarten des Kurparks war Judith Hermann. Ihr am Abend zuvor vorgestellter Roman "Daheim" war eine eindeutige Hommage an das Meer und die friesische Küstenlandschaft. 

 
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