Volles Haus gab es für die jüngste „Barrelhouse Jazz Gala“, dem traditionellen Auftakt der Reihe "Jazz in der Aula" in Lauda-Königshofen, die inzwischen in ihr 42. Jahr geht. Die Barrelhouse Jazz Band präsentierte sich bei ihrem jüngsten Auftritt so quicklebendig wie eh und je: Mit dabei waren das populäre Trio in Person von Klarinettisten Reimer von Essen, Trompeter und Posaunist Horst Schwarz sowie Frank Selten am Saxophon.
Dazu gab es die von Pianist Christof Sänger angetriebene Rhythmusgruppe, zu der Roman Klöcker am Banjo die folkloristische Note beisteuerte und Bassistin Lindy Huppertsberg sowie Schlagzeuger Michael Ehret das swingende Fundament lieferten. Mit einem mit stimmungsvollen "When my dream boat comes home" ging es los, eine Herbstballade aus der Feder von Horst Schwarz sorgte zwischendurch für ruhige Stimmung, gefolgt von gepfefferten Calypso-Rhythmen aus Guadaloupe und einer Version des unsterblichen Beatlestitels „Let it be“ mit Roman Klöcker als einfühlsamen Solisten an der Gitarre. Den brillanten Schlusspunkt setzte das Septett dann mit dem ebenso unsterblichen Ellington-Klassiker "Caravan" und einem inspirierenden Schlagzeugsolo von Michael Ehret.
Internationale Gaststars
Naturgemäß stehen die in der Regel internationalen Gaststars – wie aktuell vier Instrumentalisten und eine Sängerin - im Mittelpunkt der Gala. Eine Ausnahme davon bildete an diesem Abend der aus Ungarn stammende Saxophonist Tony Lakatos, der seit vielen Jahren in Frankfurt ansässig ist. Seine Kollegen waren: Der junge Trompeter Malo Mazurié aus Paris, der polnische Posaunist Marek Michalak, der Vibraphonist und Perkussionist Jason Marsalis aus New Orleans und die gleichfalls in der Deltastadt aufgewachsene Tricia Boutté.
Was macht das Besondere dieser Gastmusiker aus? Sie bringen eine individuelle Note zur ansonsten vom Ensemblegeist geprägten Barrelhouse-Philosophie und liefern die "Highlights" der Gala: etwa in Form der mühelosen Phrasierung des smarten Jungmusikers Mazurié, der auch mit witzigen Zwischenmoderationen brillierte.
Das genaue Gegenstück dazu bildete der kleine, kauzige Posaunist Michalak – er scheint sich bei jedem seiner expressiven Soli Herz und Seele aus dem Leib zu blasen, so in der Ballade „Memories of you“. Tenorist Lakatos wiederum pflegte einen substantiellen Ton mit einem fast beiläufig wirkenden Parlandostil zu verbinden, so in dem Ella Fitzgerald Titel "Lullaby of Broadway".
Lyrische Botschaften
Mit einem konzentriertem Spiel auf den Vibraphonplatten wartete Jason Marsalis, Bruder des berühmten Wynton, auf. Ein hochgewachsener Mann bei dem keine Note zufällig ist. Seine lyrischen Botschaften sind ihm wichtiger als eine zur Schau gestellte Virtuosität. Tricia Bouttée, die Sängerin und Entertainerin des Abends, war gleichfalls ein musikalisches Urgestein aus New Orleans, eine Solistin mit perfekter Stimmkontrolle, wie sie eindrucksvoll bei Billie Holidays "Me myself and I" bewies. Ein echter Knaller war ihre Version von Fats Dominoes „I'm walking“, zu dem die Rhythmusgruppe der Barrelhouse Jazz Band und besonders Pianist Christof Sänger, ebenfalls ihren Teil beitrug. Zum großen Finale tanzten die Akteure mit der obligatorischen Mardi Gras-Nummer "The second line" durch die dicht besetzten Stuhlreihen.