Kontinuität sei bei den Becksteiner Winzern kein Fremdwort, sondern gelebte Tradition. Vor allem im Keller und im Ausbau der Reben mache sich das bemerkbar, wie es in einem Schreiben an die Presse heißt. Und: Immer wieder finde sich für einen pensionierten Kellermeister ein Nachfolger aus den eigenen Reihen. Das war schon beim Wechsel von Stefan Steffan, der über dreieinhalb Jahrzehnte lang erster Kellermeister war, zu Markus Braun im Jahr 2015 so und auch jetzt wieder von Braun zu Florian Döller. Diese Übergabe musste wegen der Corona-Pandemie still und fast heimlich erfolgen, aber das sei vielleicht auch ganz gut so, denn die Kontinuität stehe bei den Becksteiner Winzern im Vordergrund, wie Geschäftsführer Michael Braun in dem Schreiben zum Ausdruck bringt.
Manfred Braun machte ab 1975 zunächst eine Ausbildung zum Weinhandelsküfer, bevor er 1983 in Weinsberg die Technikerschule als staatlich geprüfter Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft abschloss. Nach weiteren Stationen in Württemberg und im südafrikanischen Weinbaugebiet Stellenbosch kehrte er 1986 in seine tauberfränkische Heimat zurück. Seit dieser Zeit brachte der heute 63-Jährige seine Erfahrungen und Kenntnisse bei der Winzergenossenschaft in Beckstein ein. Hier arbeitete er eng mit Steffen zusammen und übernahm nach dessen Pensionierung im Jahr 2015 die Nachfolge im Keller der drittältesten badischen Winzergenossenschaft an, die 2019 ihr 125. Jubiläum feierte.
Mit einem Chardonnay unter den Top 10
Unter Brauns Führung holte die Winzergenossenschaft mehrere Preise. So konnte man etwa beim renommierten Weinführer Gault Millau gleich um drei Stufen zulegen. Mehrere Gebietsehrenpreise, eine Vielzahl an Gold- und Silbermedaillen für Wein oder Sekt sowie Auszeichnungen als "Top 10 Weine" gehören ebenso dazu. Im vergangenen Jahr erhielt die Becksteiner Winzer eG nicht nur erneut den Gebietsehrenpreis "Tauberfranken", sondern landete zudem unter den ausgezeichneten "Top 10 Weinen – weiß trocken" –mit einem Chardonnay. "Wir haben vor Jahren Chardonnay ins Taubertal geholt und dort ausgebaut", berichtet Manfred Braun. "Wir wussten von Anfang an, dass sich diese Reb- und Weinsorte mit den hiesigen Muschelkalkböden sehr gut anfreunden und entwickeln würde", so Braun.
"Manfred Braun zeigte sich Neuerungen gegenüber offen und trug mit Ideenreichtum, Zuverlässigkeit und persönlichem Engagement zu Veränderungen und Entwicklungen bei, die wir angestoßen haben", würdigt Geschäftsführer Michael Braun den bisherigen Kellermeister, der sich nach rund 35-jährigem Engagement nun seinerseits in den Ruhestand begeben hat.
Brauns Nachfolger heißt Florian Döller. Er begann 2015 als Weinbautechniker an Manfred Brauns Seite in Beckstein. Der 1985 im mittelfränkischen Neustadt/Aisch geborene Döller wechselte im Taubertal nach einer Metzgerlehre in den Weinbau. Vor dem Absolvieren der Qualifikation zum Techniker für Weinbau- und Kellerwirtschaft verbrachte der Nachwuchswinzer Gesellenjahre bei zwei Weinbaubetrieben in Neuseeland. Als Techniker sammelte er Erfahrungen in der Südsteiermark, in Franken, in Baden und in Württemberg, darunter auch als Weinküfer bei den Becksteiner Winzern.
Übergabe war strategisch geplant
Der jetzige Generationenwechsel bei der Genossenschaft wurde nicht schlagartig vollzogen, sondern schrittweise, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt. Zum einen habe der 35-jährige Weinbautechniker den Betrieb und die Philosophie der Becksteiner Winzer seit 2015 kennengelernt. Zum anderen habe Döller bereits genug Freiraum bekommen, um selbst junge und kreative Ideen zur Weiterentwicklung einzubringen. So tragen mit "Freihand" und "frei sein" schon zwei Produktlinien seine Handschrift.
"Ich bin überzeugt, dass das hohe Niveau, das Manfred Braun erreicht hat, durch seinen Nachfolger Florian Döller weiter ausgebaut werden kann", zeigt sich Geschäftsführer Michael Braun zuversichtlich.