
Noch gut sieben Jahre, sagt die Deutsche Bahn, ist Stuttgart eine Baustelle. In diesen Tagen geht es richtig los: Für den Trog des über Jahre umkämpften Tiefbahnhofs werden riesige Erdmassen abgefahren.
Fast genau viereinhalb Jahre nach dem Start der Bauarbeiten am umstrittenen Milliardenvorhaben Stuttgart 21 kommt es am Dienstag, 5. August, zum Baustart für das Herzstück des Projekts. Im Schlossgarten neben dem bisherigen Kopfbahnhof wird fortan der Trog für den geplanten Tiefbahnhof ausgehoben, der laut Bahn Ende 2021 in Betrieb gehen soll. Die Gegner des Projektes erwarten am Dienstag zu einer „Bannerparade gegen die Bahn-Show“ mehrere hundert Teilnehmer.
Die Gesamtkosten für Stuttgart 21 inklusive Neubaustrecke nach Ulm werden derzeit von der Bahn mit rund 6,5 Milliarden Euro angegeben. Kritiker vermuten nach wie vor, dass die Kosten bis zum Ende doch noch auf bis zu zehn Milliarden klettern könnten. Seit 2. Februar 2010 laufen die Bauarbeiten rund um den Stuttgarter Bahnhof. Symbolisch wurde damals ein Prellbock versetzt. Ein ähnlicher Akt sei jetzt beim Baustart am Trog nicht geplant, teilte die Bahn mit.
Das Bahnprojekt ist längst an vielen Stellen im Stadtgebiet Stuttgart und entlang der Neubaustrecke sichtbar. Die Züge fahren den Hauptbahnhof Stuttgart später über ein verzweigtes Tunnelsystem an, an dem auch schon eifrig gebaut wird. 20 Millionen Tonnen Erde und Abraum werden dafür insgesamt abgefahren, größtenteils mit Zügen. In Spitzenzeiten im nächsten Jahr sollen täglich bis zu 13 Züge beladen werden. Die Erdmassen werden laut Bahn auf rund 40 Deponien im Südwesten gebracht.
Mit einem Fünftel des Aushubs werden aber auch ehemalige Kali-Halden in Thüringen und Sachsen-Anhalt verfüllt. Bis zu zehn Lastwagen werden die Erdmassen auf speziellen Baustraßen vor allem an eine zentrale Verladestation am Nordbahnhof bringen.
Mit Blick auf den ohnehin von Feinstaub stark belasteten Stuttgarter Talkessel werden alle Verlademaschinen mit Rußpartikelfiltern ausgestattet sein, versprach die Bahn. Die Logistikflächen würden feucht gehalten, es gebe Reifen-Waschanlagen und einige Straßen würden dreimal pro Woche gereinigt.
Zudem erfüllten die Lastwagen alle die Vorgaben für eine grüne Umweltplakette, die in der Landeshauptstadt aber auch Pflicht ist, hieß es. Das Stuttgarter Neckartor unweit der Baustelle hatte in den vergangenen Jahren stets die bundesweit höchsten Feinstaub-Werte.